DIE MARABOUT-SEITE
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foto binebine
MAHI BINEBINE
( * 1959)
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DAS AKTUELLE BUCH
cover: binebine: hofnarr
MAHI BINEBINE
DER HOFNARR
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Literarisches Portrait: Mahi Binebine

1959
wird Mahi im marokkanischen Marrakesch geboren.

1960er
Früher Tod des Vaters.

1970er
Studium der Mathematik.

1971
Mahis Bruder Aziz gehört zu den Putschisten gegen König Hassan II. Der Anschlag misslingt, und Aziz wird inhaftiert[1].

1980
Mahi Binebine verlässt Marokko und setzt sein Studium in Paris fort.

1985
Beginn einer acht Jahre währenden Tätigkeit als Mathematik-Dozent in Paris.

cover: binebine: sklavin
DER SCHLAF DER SKLAVIN

1992
Bibliografische Angabe Le Sommeil de l'esclave (dt: Der Schlaf der Sklavin; Übersetzung: Barbara Reitz; Taschenbuch Droemer Knaur in der Reihe "Starke Seiten für Frauen". München 1994), Roman. Paris 1992.[2]

1994-1999
lebt Mahi Binebine in New York. Hier werden zwei seiner drei Töchter geboren. Er arbeitet schriftstellerisch, als Maler und Bildhauer.[3]

1994
Bibliografische Angabe Les Funérailles de lait (dt: Mamayas letzte Reise; Übersetzung: Eliane Hagedorn. München 1997), Roman. Paris 1994.

1997
Bibliografische Angabe L'Ombre du poète (Der Schatten des Dichters), Roman. Paris 1997.

cover: binebine: paradies
WILLKOMMEN IM PARADIES

1999
Absatz Mahi Binebine lässt sich wieder in Paris nieder.
Bibliografische Angabe Cannibales (dt: Kannibalen; Übersetzung: Patricia A. Hladschik. Innsbruck 2003; Taschenbuchausgabe: Zürich 2004 UND unter dem Titel Willkommen im Paradies: Roman aus Marokko; Übersetzung Patricia A. Hladschik. Basel 2017), Roman. Paris 1999. - Der neue Titel des Romans, Willkommen im Paradies, unterstreicht die Tragik der "Bootsleute", der Migranten, die auf dem Weg von Marokko nach Spanien sind. Er verdeutlicht auf zynische Art und Weise, was diese erwartet - wenn sie die Überfahrt überleben.

2001
Bibliografische Angabe Pollens (Pollen), Roman. Paris 2001.
Absatz Ausgezeichnet mit dem von der l'Association de solidarité franco-arabe (ASFA) gegründeten Prix de l'amitié franco-arabe für den Roman Pollens.

2002
Mahi Binebine entscheidet sich binnen einer Woche, Paris zu verlassen und nach Marrakesch zurückzukehren und setzt diesen Vorsatz um.[4]

2004
Bibliografische Angabe Terre d'ombre brulée (Verbrannte Umbererde), Roman. Paris 2004.

2005
Bibliografische Angabe Le griot de Marrakech (Der Griot von Marrakesch), Roman. La Tour-d'Aigues 2005.

cover: binebine: engel
DIE ENGEL
VON SIDI MOUMEN

2009
Bibliografische Angabe Les Étoiles de Sidi Moumen[5] (dt: Die Engel von Sidi Moumen: Roman aus Marokko; Übersetzung: Regula Renschler. Basel 2011; Sonderausgabe Basel 2014), Roman. Paris 2009. - Jaschin wächst mit seinen zehn Brüdern in Sidi Moumen auf, einem Elendsviertel in Casablanca. Zu den schönen Stunden der Jungen zählt die Beschäftigung mit Fussball. Ansonsten versuchen sie als Schuhputzer und mit anderen Gelegenheitsjobs oder dem Durchwühlen der Müllberge ihr Überleben zu sichern. Da tritt Abu Subair in ihr Leben, der freundlich zu ihnen ist, sie unterstützt und ihnen das Paradies verspricht. Angesichts ihrer Not hat er es nicht schwer, sie zu Attentätern zu machen.

2010
Ausgezeichnet mit dem Prix du Roman arabe für Les Étoiles de Sidi Moumen..

cover: binebine: himmel
DER HIMMEL GIBT,
DER HIMMEL NIMMT

2013
Bibliografische Angabe Le Seigneur vous le rendra (dt:
Der Himmel gibt, der Himmel nimmt: Roman aus Marokko; Übersetzung: Hilde Fieguth. Basel 2016), Roman. Paris 2013.- Der Roman berichtet aus der Perspektive des Ich-Erzählers vom Elend der Armen. Schon als Kleinkind übertrifft Krümmelchen seine Geschwister in der Kunst des Bettelns. Von der eigenen, unbarmherzigen Mutter, die ihn vermietet, wird er deshalb am Wachstum gehindert. Trotz seiner körperlichen Versehrtheit findet er - geistreich und schelmisch zugleich - nach und nach Wege, eine völlig neue Welt zu entdecken: die Welt der Bildung und des Reichtums.

2015
Mahi Binebine wird mit dem Roman Horses of God, der engl. Übersetzung von Les Étoiles de Sidi Moumen, in die Shortlist des renommierten und hoch dotierten International DUBLIN Literary Award aufgenommen.

2017
Bibliografische Angabe Le fou du roi
(dt: Der Hofnarr: Roman aus Marokko; Übersetzung: Regina Keil-Sagawe. Basel 2018), Roman. Paris 2017.- Die Titelfigur dieses Romans[6] vereint viele Persönlichkeiten in sich: Geschichtenerzähler, Lyriker, Spaßmacher und vor allen Dingen ist sie Zeuge, Augen- und Ohrenzeuge des Auftretens eines autokratischen Königs und seines Hofs sowie dessen Vasallen, die sich aus Furcht vor den Ausbrüchen des Despoten dabei überschlagen, diesem jeden Wunsch von den Augen abzulesen und die, als dessen Tod naht, um Einfluss und Macht buhlen.

cover: binebine: rue du pardon
RUE DU PARDON
frz. Original

2019
Bibliografische Angabe Rue du Pardon (Gasse der Vergebung), Roman. Paris 2019.- Der in Marrakesch angesiedelte Roman handelt von zwei Frauen, die so gar nicht dem Frauenbild in ihrem Lebensumfeld entsprechen.
Die Erzählerin Hayat (arabisch: Leben) ist von Geburt blondhaarig und somit zum Entsetzen ihrer Mutter dem Spott der ärmlichen Nachbarn ausgesetzt. Dass Hayat sich nicht von dieser Haltung, die von einengenden Vorstellungen geprägt ist, unterkriegen lässt, verdankt sie vor allem der Bekanntschaft mit Mamyta.
Mamyta ist Sängerin, Tänzerin, Liebhaberin und Coach. Sie ist ein freier Vogel, eine Provokation in einem Land, das auf dem Verbotenen basiert.
Absatz Der Roman Rue du Pardon wird für den Prix Renaudot nominiert.

Seit 2002 lebt Mahi Binebine wieder im heimatlichen Marrakesch.

STIMME(N):

"Oh, ich habe ein militärisches Tagesprogramm. Ich frühstücke mit meiner Tochter, ab acht Uhr sitze ich am Schreibtisch, um zwölf esse ich mit meiner Tochter zu Mittag, von vierzehn bis neunzehn Uhr bin ich in meinem Studio. So geht es jeden Tag, mein ganzes Leben lang. Ich bin ein Funktionär meiner selbst." Binebine über Binebine auf die Frage einer Journalistin, wie er entscheide, den Tag zu verbringen. - Vgl. Astrid Kaminski: So beginnt die Konstruktion menschlicher Bomben, in WOZ 47/2016 vom 24.11.2016

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"In einem Zeitraum von fünf Jahren hat er allwöchentlich den größten Slum von Casablanca durchstreift." - Sigrid Brinkmann: Kein Trost für geschundene Seelen, auf: www.deutschlandfunkkultur.de vom 30.09.2016."
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"Zwei meiner Töchter wurden in New York geboren, eine in Paris. Ich dachte wirklich daran, mich in Paris niederzulassen, aber dann schaffte es 2002 ein Faschist in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen: Jean Marie Le Pen! Und ich habe binnen einer Woche entschieden, wieder nach Hause zurückzuziehen." Binebine über Binebine - Vgl. deutschlandfunkkultur.de: "Die Hölle war nicht traurig" vom 2.6.2013.

ANMERKUNGEN:

1) Mahi ist zu diesem Zeitpunkt zwölf Jahre alt, als sein Bruder nach dem misslungenen Anschlag für achtzehn Jahre im berüchtigten Gefängnis Tazmamart inhaftiert wird. Von den 56 Inhaftierten des Anschlags überleben nur die Hälfte die Haft. Taher Ben Jelloun dienen diese Geschehnisse als Grundlage für seinen Roman Das Schweigen des Lichts.

2) Binebines erster Roman Le Sommeil de l'esclave hat laut französischer Wikipedia 1992 den Prix Méditerranée gewonnen. Diese Information konnte nicht verifiziert werden.

3) Mahi Binebine ist der erste bildende Künstler Marokkos, der in die permanente Ausstellung des New Yorker Guggenheim Museums aufgenommen wird.- Die Marabout-Seite beschränkt sich, was diese Seite seines Schaffens angeht, auf diesen Hinweis und berichtet ansonsten aussschließlich über Binebines schriftstellerische Arbeit.

4) Mahi Binebine Entschluss Paris zu verlassen, fällt, als Jean Marie Le Pen, "ein Faschist" wie er ihn nennt, es in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen schafft. - Vgl. deutschlandfunkkultur.de: "Die Hölle war nicht traurig"

5) Den Anstoß zum Roman Die Engel von Sidi Moumen gaben die Anschläge durch jugendliche Attentäter in Casablanca im Jahr 2003. Mahi Binebine äußerte sich später folgendermaßen dazu:
"Man nahm an, dass die Attentäter alle aus Sidi Moumen kamen. Ich bin dort hingefahren. Slums gibt es in überall in Marokko, in Marrakech, in Rabat, überall ... aber so etwas wie Sidi Moumen hatte ich nie zuvor gesehen. Dort leben 100.000 Leute in Wellblechhütten; das ist eine eigene Stadt, die obendrein direkt an die reichen Viertel von Casablanca grenzt. Ich sah eine Handvoll Jungen auf einem riesigen Müllberg Fußball spielen und wusste, das werden die Helden meines nächsten Romans sein! Nach zwei Jahren Arbeit an dem Buch 'Die Engel von Sidi Moumen' musste ich das Manuskript eine Weile weglegen, denn ich war kurz davor, die Attentate zu rechtfertigen. Ich dulde keinen Terrorismus, wollte die Selbstmordattentäter aber auch nicht als reine Monster darstellen – so wie man das in westlichen Filmproduktionen erlebt -, sondern eher als Opfer." - Vgl. deutschlandfunkkultur.de: "Die Hölle war nicht traurig" S. 12/13
2012 wurde der Roman Les Étoiles de Sidi Moumen (dt: Die Engel von Sidi Moumen) unter dem Titel Les chevaux de Dieu (Die Pferde Gottes) von Nabil Ayouch verfilmt.

6) Mahi Binebines Vorbild für die Figur des Hofnarren ist sein eigener Vater, der 35 Jahre lang im Dienste des Königs stand und der seinen älteren Sohn Aziz verleugnete, nachem dieser wegen seiner Beteiligung am 1971er-Putsch gegen Hassan II. eingekerkert wurde. Unter dem Versuch des Vaters, sich und die Seinen zu retten, litt die gesamte Familie. "Gekonnt und genau", schreibt Claudia Kramatschek in ihrer Rezension für den Deutschlandfunk, "fängt auch [die Übersetzerin] Regina Keil-Sagawe die irisierende Stimmlage zwischen äußerer höfischer Manieriertheit und dem inneren Schmerz eines gequälten Menschen ein". - Vgl. Claudia Kramatschek: Ein Autor rüttelt an einem Tabu seiner Familie, auf: www.deutschlandfunkkultur.de vom 16.05.2018

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Quellen:
Kultur als Gegenmittel zum islamistischen Terror, Interview mit Mahi Binebine, auf: qantara.de
fr/wikipedia.org
Claudia Kramatschek: Ein Autor rüttelt an einem Tabu seiner Familie, auf: www.deutschlandfunkkultur.de vom 16.05.2018
"Die Hölle war nicht traurig". Schriftsteller und Literaturvermittler in Marokko; AutorIn: Sigrid Brinkmann; Redakteurin: Barbara Wahlster; Regie: Clarisse Cossais
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

LINKS:
Kultur als Gegenmittel zum islamistischen Terror, Interview mit Mahi Binebine, auf: qantara.de
Astrid Kaminski: So beginnt die Konstruktion menschlicher Bomben, in WOZ 47/2016 vom 24.11.2016
www.mahibinebine.com
"Die Hölle war nicht traurig". Schriftsteller und Literaturvermittler in Marokko; AutorIn: Sigrid Brinkmann; Redakteurin: Barbara Wahlster; Regie: Clarisse Cossais
2019 © by Janko Kozmus
REZENSION(EN)
(noch nicht aufgenommen)
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Literarische Portraits von AutorInnen aus dem arabischen Raum auf der Marabout-Seite
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Marokkanische Themen in der    Afrika-Chronik der Marabout-Seite
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