DIE MARABOUT-SEITE
linie

linie
linie

Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 8. Juli 1994

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Südafrika ·Mail & Guardian, South Africa


"Die jungen Krieger gehen zur Schule"

überschreibt die englischsprachige südafrikanische Wochenzeitung Mail & Guardian einen Artikel, in dem es um so genannte Selbstverteidigungseinheiten (Self Defence Units, SDUs) geht, die ein Projekt gestartet haben, um Bildung, Beratungsdienste und Erholung für die vom Krieg beschädigten Leben Jugendlicher in ihre Region zu bringen.

Sie errichteten kürzlich, heißt es in dem Bericht weiter, den Jugendentwicklungsrat von Thokoza und beabsichtigen die Organisation für alle Jugendlichen zu öffnen, wenn es einmal angelaufen ist. Ziel des Rates sei die Vorbereitung Jugendlicher auf ein normales Leben mit Arbeit, wenn der Friede in Thokoza erst mal eingekehrt ist.

Zum Problem der zeitlichen Koordination zitiert Mail & Guardian den SDU-Kommander Sidney Nemaorani: "Wir arbeiten daran, weil wir glauben, dass dies schon bereit sein muss, während wir noch einen Kampf ausfechten. Andererseits können wir Leute nicht beraten oder sie zur Ausbildung schicken, während noch Krieg herrscht."

Die Selbstverteidigungseinheiten haben erkannt, so die Wochenzeitung, dass Beratung ein vitaler Teil für die Rehabilitation in ein normales Leben bedeute. "Wir schlafen nicht, weil wir dann Feinde sehen. Die Gewalt hat uns zerstört, unser Bildung und unser soziales Leben im Allgemeinen."

Drogenmissbrauch - insbesondere Mandrax, sei ein Hauptproblem, dass die Jugend von Thokoza plage, besonders solche in den SDU's. Ein SDU-Kommander dazu: "Wenn es die Situation erforderte und wir unsere Eltern und unser Eigentum verteidigen mussten, waren nicht alle tapfer genug, dem Krieg ins Angesicht zu sehen, wir mussten etwas einnehmen. Nun sind wir süchtig".

Viele SDU-Mitglieder möchten der Armee beitreten. Die Wochenzeitung beruft sich auf eine der Organisation nahe stehende Quelle, die angebe, die Mitglieder seien übel zugerichtet und benötigten eine rigorose Rehabilitation, um produktive Mitglieder der Gesellschaft zu werden. "Jeder Versuch, sie in die bewaffneten Kräfte zu stecken, ohne sich zunächst diesem Prozess zu unterziehen, wäre in hohem Maße gefährlich".

Währenddessen suchten SDU-Mitglieder Erleichterung von ihren Verteidigungsaufgaben, indem sie Weltpokal-Fußball ansähen, schreibt Mail & Guardian abschließend. Aber selbst diese Form unschuldiger Flucht werde ihnen verweigert: "Seit vor zwei Wochen zwei SDU-Mitglieder getötet wurden während sie beim Fußball zusahen, hat diese Ablenkung ihren Reiz verloren".
(Mail & Guardian, ÜEK: J.K.)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt u. kommentiert: Janko Kozmus ©

Quelle:
Mail & Guardian, Südafrika (englischsprachige Wochenzeitung, Mail & Guardian)


linie
Weitere Artikel zu  Südafrika in der Afrika-Chronik:
linie
linie