"Keine
Entschuldigung, keine Auszahlung für die Hereros"
betitelt die englischsprachige Tageszeitung The Namibian
ihren Artikel zum Gedenken an den Beginn des Kampfes der Herero
gegen die Deutschen vor 100 Jahren.
Petros
Kuteeue, der Autor des Artikels, nimmt wie schon der Titel
erkenntlich macht, eine durchweg kritische Haltung gegenüber
der deutschen Position ein:
Er
schreibt: "Nicht nur, dass der Deutsche Botschafter in →
Namibia
Wolfgang Massing gestern die Forderung nach Reparationszahlungen
abwies, er unterließ ebenso eine formale Entschuldigung
für den Genozid." Er zitiert den Botschafter, der vor
etwa 1000 Zuhörern sagte:
"Es
wäre nicht gerecht, eine bestimmte ethnische Gruppe für
ihr Leiden in Kolonialzeiten zu entschädigen, weil dies
ethnische Spannungen verschärfen und die Politik der
nationalen Versöhnung, die wir im vollen Umfang unterstützen,
unterminieren könnte."
Historisch
rückblickend stellt Petros Kuteeue fest: Im Januar vor
einem Jahrhundert habe der Herero-"Paramount Chief" Samuel
Maharero befohlen, "die Waffen zum Kampf gegen die Deutschen
aufzunehmen".
Sein
Nachfolger →"Paramount
Chief" Kuaima Riruako habe gestern erklärt, Reparationszahlungen
würden "alte Wunden nicht öffnen". Sie seien ein
international akzeptierter Weg, jenen Menschen zu helfen,
die maßlose historische Verletzungen erlitten haben.
Eine
2 Mrd. US$-Klage wegen Versklavung und Genozids durch die
Deutschen sei beim US-Bundesgericht eingereicht. Damit ziele
man, so der Autor auf bestimmt deutsche Firmen ab, wie Deutsche
Bank, Terex Corporation und andere. Sie hätten mit den
imperialen Deutschen konspiriert, "um zwischen 1904 und 1907
etwa 65 000 Hereros auszulöschen".
Während
Riruako auf die begangenen Gräueltaten hinwies, habe
der Deutsche Botschafter lt. Kuteeue unablässig wiederholt,
dass seine Regierung ihren historischen Verpflichtungen treu
bleibe, "indem sie eine besondere Beziehung zu Namibia unterhält,
das seit seiner Unabhängigkeit 500 Mio. Euro Entwicklungshilfe
von Deutschland erhalten habe".
(...)
Trotz
Anerkennung der dunklen Seite der Geschichte in Namibia, gebe
es eine tiefe Sympathie und Verstehen für das Schicksal
der Hereros unter den Deutschen. Diese Äußerung
von Massing komme, so der Autor, einer Entschuldigung noch
am nächsten.
Damit
geht der Artikel auf die zweite Zeremonie ein, die in Windhoek
von einem Ökumenischen Komitee organisiert worden war.
Dort sei die Stimmung weniger emotional gewesen, hätten
die Sprecher zu Einheit und Versöhnung mit ihren ehemaligen
Feinden aufgerufen.
Der
stellvertretende Premierminister Hendrik Witbooi habe die
Notwendigkeit zur Einheit sowie zur Mobilisierung der Kräfte
im Lande für den ökonomischen Kampf betont.
In
der Folge zitiert der Bericht Eberhard Hitzler, den Afrikanischen
Sekretär der Evangelischen Kirche in Deutschland, der
Deutschlands Geschichte des vergangenen Jahrhunderts als eine
beschrieb, auf die man nicht stolz sein kann: "Es war eine
Geschichte des Terrors, der Kriege und des Kolonialismus in
anderen Ländern ... Das ist die dunkle Seite der Geschichte,
und es ist schrecklich ihr ins Antlitz zu sehen und sie anzuerkennen".
Selbstkritische
Worte fand der Bischof der Evangelischen Lutheranischen Kirche
der Republik Namibia, Zephania Kameeta, in seiner Predigt.
Nachdem er Missstände, wie Unredlichkeit, Vetternwirtschaft
des Nepotismus und Rassismus im eigenen Lande ansprach, sagte
er:
"Warum
behandeln wir einander unterschiedlich in einem demokratisches
und unabhängigen Namibia? Bedeutet dies, dass wir nicht
wirklich ehrlich sind in unserem Kampf gegen Kolonialismus,
Ausbeutung und Rassismus, als wäre dies eine Sache der
selektiven Moralität?" Damit, schließt der Autor
seinen Bericht, forderte er seine Zuhörer heraus.
(Namibian, ÜEK:
J.K.) |