DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901–2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 12. August 2005

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Südafrika ·  


"Des Plagiats beschuldigte Dichterin gibt ihren Preis zurück"

überschreibt Karen Breytenbach ihren Artikel für die südafrikanische Cape Times.

Die südafrikanische Dichterin Melanie Grobler habe auf den Eugıne Marais Literaturpreis verzichtet, stellt Karen Breytenbach fest und angeboten, das Preisgeld zurückzuzahlen, nachdem bekannt geworden sei, dass sie eine - nicht als solche ausgewiesene - Übersetzung eines Gedichts der kanadischen Autorin Anne Michaels als eigenes Werk vorgelegt habe.

Obwohl sich ihr Gedicht Stad (Die Waterbreker, 2004) wie eine fast wörtliche Übersetzung von Michaels' There Is No City That Does Not Dream (aus: Skin Divers, 1999), ohne darauf zu verweisen, lese, widerspreche Grobler dem Plagiatsvorwurf.

Der Suid-Afrikaanse Akademie vir Wetenskap en Kuns gegenüber, die ihr den renommierten Preis zugesprochen habe, äußerte die beschuldigte Autorin, dass die Ähnlichkeit "reiner Nachlässigkeit" geschuldet sei und "einer Absorption, die natürlich geschieht, wenn jemand ein eifriger Leser ist".

Marilyn Biederman, die Verantwortliche für Urherberrechte beim Verlag McClelland & Stewart in Toronto, heißt es in dem Bericht der Cape Times weiter, sei zu einem Kommentar nicht bereit, "solange ihr nicht mehr Information zur Verfügung stünde".

(...)

Loftus Marais, ein junger Dichter, der an der Stellenbosch Universität studiere, so Karen Breytenbach, habe den Stein gegen Grobler auf der Webseite litnet.co.za ins Rollen gebracht, und damit eine hitzige Debatte darüber ausgelöst.

Der Vorstand der Akademie Jacques van de Elst sagte, eine Untersuchung der Angelegenheit sei nicht länger vonnöten, ein Bericht über den Vorfall werde jedoch zusammengestellt.

Auch sei entschieden worden, den diesjährigen Preis nicht an einen anderen Poeten zu übergeben.

In Briefen an die Hauptsponsoren habe Van de Elst seine Enttäuschung über den Verlauf der Ereignisse ausgedrückt und angegeben, Grobler habe angeboten, das Preisgeld von 11.000   Rand zurückzuzahlen.

"Es ist das erstemal in der Geschichte der Akademie, dass eine solche Sache geschieht. Wir glauben fest, dass die Dichterin keine bösen Absichten hatte."

Außerdem sei es für eine literarische Kommission, der das angebliche Originalwerk vorgelegt werde, bei einer so weitläufigen/entfernten [remote] Literatur wie der kanadischen, schwierig zu entscheiden, ob der behauptete Plagiatvorwurf zutreffe.

Van Elst habe auch darum gebeten, das Preisgeld für den Nächstjahresgewinner aufzusparen.

Er gab an, heißt es in dem Artikel von Karen Breytenbach weiter, dass der Akademierat die Angelegenheit beim Treffen am 23. September diskutieren werde und wahrscheinlich den Namen der Autorin aus den Preislisten für "über hundert Jahre" streichen werde.

Karen Breytenbach schließt ihren Bericht mit der Feststellung, der Gedichtband, der das umstrittene Gedicht enthalte, sei noch immer in Buchläden erhältlich, jedoch habe der Tafelberg Verlag eine weitere Auslieferung untersagt. · (Cape Times, Südafrika, ÜEK: J.K.)

Quelle:
Cape Times, Südafrika (Cape Times)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©


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