DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 21. Juli 2005

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus dem Jemen ·  

Yemen Times


"Zurück zur Unschuld"

überschreibt Fahmia Fahmia Al-Fotih ihren Artikel in der englischsprachigen Yemen Times, eine Klage über die Situation der einheimischen Kinder, die gezwungen sind, auf der Straße zu spielen, da Alternativen nicht zur Verfügung stehen.

"Einst las ich ein Gedicht", leitet die Autorin ein, "in dem die Dichterin sich wünscht, wenigstens für eine Nacht ein Kind zu sein". Manche Leute wünschten sich, fährt sie fort, eine zweite Chance zu bekommen, ihre Kindheit erneut zu leben. Der Mensch sehne sich immer nach glücklichen Tagen zurück und möchte die freudlosen Tage des Lebens vergessen.

Beim Lesen dieses Gedichtes, schreibt die Autorin, habe sie sich vorgestellt, dass die Dichterin eine glückliche Kindheit gehabt haben müsse. Sie ist sich sicher, "würde die Dichterin im Jemen unter den gegenwärtigen Verhältnissen gelebt haben, würde sie sich nicht danach sehnen und nicht für einen Moment wieder Kind sein wollen."

Heutzutage hätten die meisten Kinder keine Schule, beklagt sie und "jeden Tag sieht man sie auf den Straßen herumhängen vom Morgen bis zum Abend". Straßen, stellt sie fest, nicht Parks oder Einrichtungen, umfassten diese Kinder Tag und Nacht. Was das ziellose Herumstreunen in den Straßen bringe und wohin es führe, könne sich der Leser selbst vorstellen.

Dasselbe miserable und düstere Bild biete sich jeden Tag. "Ich fühle mich so traurig, wenn ich nette Kinder auf der Straße sitzen und sie barfuß und in schäbiger Kleidung mit Matsch spielen sehe, als ob sie keine Eltern hätten!" Die Eltern genössen es, Kat zu kauen und ignorierten, was ihre Kinder tun.

Unglücklicherweise seien die meisten Eltern selbstsüchtig, konstatiert Fahmia Al-Fotih. Manche unter ihnen kauften lieber ein Bündel Kat als ein Geschenk, ein Buch oder ein Spielzeug, für ihre Kinder. "Wie viel Zeit verbringen die meisten Eltern mit ihren Kindern?" fragt sie vorwurfsvoll.

Die Kinder mit Essen, Wasser und Kleidung zu versorgen, sei nicht genug. Neben diesen Grundbedürfnissen seien Liebe, Leidenschaft und Verständnis für die Probleme der Kinder ebenso bedeutend.

Neuverheiratete, warnt sie, sollten es sich gut überlegen, bevor sie sich für ein Kind entschlössen.

Eltern wiesen unterschiedliche Haltungen dem Kindsein gegenüber auf. Einige begnügten sich damit, ihren Kindern genug zu essen bereitzustellen, konstatiert die Autorin, bevor sie eine Reihe von Vorwürfen erhebt, die sie als Fragen formuliert: "Wie viele Väter kommen mit Dingen nach Hause, die ihre Kinder mögen? Wie viele Väter ziehen es vor, ihre Kat-Sitzungen zu verlassen und genau festgelegte Zeiten zum Reden und Beisammensein mit ihren Kindern einzuhalten? Wie viele Väter und Mütter wissen, was ihre Kinder in den Schulen tun und welche Noten sie erhalten und in welchen Klassen sie sind? Wie viele Eltern wissen, welche Programme und Filme ihre Kinder im Fernsehen sehen? Wie viele Eltern planen Sommerferien für ihre Kinder und denken daran, wie sie diese sinnvoll verbringen könnten?" Viele Fragen stellten sich selbst, schreibt Fahmia Al-Fotih. Sicher gebe es gute Eltern, die sich wirklich um ihre Kinder sorgten, aber wenige.

Man habe von der Kinderrechtskonvention gehört, die ihren Weg zur Durchführung im Jemen noch nicht gefunden habe, die Kinder hätten die Segen dieser Konvention nicht erfahren. "Über welche Rechte reden wir? Täglich sehen wir eine Anzahl von so jungen Kindern ihre Ferien unter sengender Sonne auf der Straße verbringen, kleine Sachen verkaufend, ihre Leben einer Gefahr aussetzend. Unsere Kinder haben keinen anderen Platz als die gefährlichen Straßen und engen Gassen, um zu spielen und sich zu entspannen. Über welche Rechte reden wir, wenn wir unsere unschuldigen Kinder nicht beschützen können und sie zu leichter Beute für gesundheitsschädliche Laster machen?"

Am Ende des Berichts drückt Fahmia Al-Fotih ihre Hoffnung auf Besserung aus. Sie sei nicht pessimistisch, "aber ich freue mich ehrlich darauf, tatsächliche Anstrengungen im Sinne der Kinder zu erleben, und ich möchte das unschuldige Lächeln auf ihren Gesichtern sehen. Ich hoffe, dass unsere Kinder, wenn sie erwachsen sind, sich an ihre Kindheit als ihre schönsten Tage erinnern und sich wünschen werden, diese Tage erneut zu durchleben." · (Yemen Times, ÜEK: J.K.)

Quelle:
Yemen Times (Yemen Times), Jemen

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©


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