"Selbstmord in Minrex"
titelt
Souley Onohiolo für die französischsprachige Tageszeitung
Le Messager aus Kamerun.
"Der
Adjudant Emmanuel Atéba, im Dienst einer Musikkompanie der
Armee, jagt sich in Jaunde eine Kugel in den Kopf."
"Mittwoch,
den 29. Nov. 2006. Es ist 14 Uhr im Wachgebäude des Ministeriums
für Auswärtige Beziehungen (Minrex). Das Wachhaus des
Ministeriums, das auch als Polizeiposten genutzt wird, ist
gerade soweit entfernt, dass man die Umgebung des Vorzimmers,
das als Schlafstelle dient, in dem sich der Unteroffizier
erschoss, einsehen kann."
Die
Umstände dieses Selbstmords, fährt der Autor fort, seien genauso
merkwürdig wie verdächtig. Der Unteroffizier, mit der
Umgebung vertraut, habe seinen Wachdienst in Minrex regulär
aufgenommen. Er sei oft zum Postenchef bestimmt worden. Als
er gestern seinen Arbeitsplatz erreicht habe, sei er von der
Bewachung freigestellt worden. Unüblicherweise sei er
zivil bekleidet gewesen. Er habe ziemlich durcheinander gewirkt.
Einem seiner Kameraden hat er anvertraut, er habe familiäre
Probleme. Etwas später habe er die Straße überquert,
um in eine Telefonzelle zu gehen. Nach zwei Anrufen sei er
wütend geworden. "Durch die Telefongespräche offensichtlich
verbittert, schockiert und sehr traurig, ist er zum Polizeiposten
zurückgekehrt und hat vorgegeben, krank zu sein. Weil
sie ihn gut kannten, ließen ihn seine Kameraden ins hintere
Zimmer ein. Es dauerte einige Minuten, dann hörte man Feuerstösse."
Angezogen durch das plötzliche Gewehrfeuer seien die Kameraden
zum Ort des Geschehens geeilt: "das Gewehr klebte am Kinn
des Adjudanten, er selbst hatte den Abzug betätigt".
Unschwer
zu erraten, wie er sich Zugang zur Waffenkammer verschaffen
konnte; er habe sich gut ausgekannt, da er es gewohnt war,
sich Waffen von dort zu holen, habe ein Kollege des Verstorbenen
erklärt.
"Fehler
im Personalmanagement"
Indiskretionen
zufolge habe der Unteroffizier seinen Lohn am vergangenen
Montag erhalten und ihn in Spielautomaten gesteckt. "Anstatt
seiner Frau eine Erklärung zu geben, hat er es vorgezogen,
Selbstmord zu begehen." Durch verschiedene Telefonanrufe habe
er Warnzeichen gegeben, Hinweise von Enttäuschung, von Entmutigung
und von Hoffnungslosigkeit. Allem Anschein nach, vermutet
Souley Onohiolo, hat er zwei Telefonanrufe getätigt, den einen
mit einem Kollegen und den anderen mit einer Frau, vermutlich
seiner Ehefrau. "Es ist zu Ende, ich werde meinem Leben ein
Ende machen. Ich habe zuviel Pech in meinem Leben. Nie mehr,
nie mehr." Das seien die letzten Worte des Unteroffiziers
gewesen. Mehrere Zeugen seiner letzten Gespräche hätten bestätigt,
dass er Streit mit seiner Ehefrau gehabt habe. Die starke
Belastung an diesem Punkt habe ihm keine andere Lösung erlaubt,
meint der Autor, als seinem Leben schnell ein Ende zu bereiten.
Und folgert: "In dieser Angelegenheit bleiben jedoch mehrere
Fragen unbeantwortet. Wurden Fehler in Fragen der Truppe im
Personalmanagement gemacht? Wie sonst ist es nachzuvollziehen,
dass ein Unteroffizier der Musikkompanie an einem strategischen
Ort wie Minrex Wache zu schieben hatte? Warum wählte der Adjudant
keinen anderen als seinen Dienstort, um sich umzubringen,
als er keinen Wachdienst hatte? Was hat ihn dazu bewogen,
sich eine Kugel in den Kopf zu jagen?" Die Resultate der laufenden
Untersuchung, heißt es abschließend, würden es vielleicht
erlauben, die Angelegenheit zu entwirren. ·
(Messager, Kamerun, ÜF:
J.K.)
Quelle:
Le
Messager , französischspr. Tageszeitung aus Kamerun (Messager,
Kamerun)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜFK: J.K. --> Aus
dem Französischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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