"Amin
Zaoui in El Flaye: "Man muss sich vom religiösen
Fanatismus befreien"
Mit
diesem Titel überschreibt ein Redakteur mit dem Kürzel
"Boualem B." seinen Bericht für El Watan,
worin er über einen öffentlichen Auftritt des algerischen
Schriftstellers und Übersetzers Amin Zaoui informiert.
"Vom
toleranten und brüderlichen Islam unserer Eltern und
Großeltern sind wir zu einer Religiosität von Prunk,
Scharlatanerie, Hass, Unterdrückung, Anathema und Gewalt
übergegangen", wird Zaoui einleitend zitiert. So
habe sich der Schriftsteller und Kolumnist während der
Konferenzdebatte, die er letzten Freitag in El Flaye geleitet
habe, geäußert.
Eingeladen,
über seine beiden Essays Un Incendie au paradis et
(Ein Brand im Paradies ) und Eternel Mammeri
(Ewiger Mammeri) zu sprechen, die 2016 in der Edition
Tafat veröffentlicht worden seien, und von seinem neuesten
Roman L’Enfant de l’œuf (Das Kind
des Eies), erschienen 2017 in der Edition Barzakh, habe er
sich zu verschiedenen Themen des Landes ausgelassen.
Nach
Vorstellung seiner Bücher sei Zaoui - "mit der Grobheit
und dem Mut, den wir von ihm kennen" - auf verschiedene
andere Themen eingegangen. Er diskutierte über die Kollusion
des politischen Feldes mit dem religiösen Feld, über
den Status der Frauen, über den Status der in Algerien
praktizierten Sprachen, den beklagenswerten Zustand der Kultur
und die in Unordnung geratenen Sitten wie Heuchelei, Hass
auf andere etc. Der Anblick der Wahlplakate, so Zaoui, bei
denen die Fotos der Frauen durch Phantombilder, Rosen, Fragezeichen
und andere Kunstsgriffe ersetzt würden, machten einen
wahnsinnig.
"Das
ist unzulässig ", wird Zaoui zitiert. Diese Verdinglichung
der Frau sei für ihn ein klarer Hinweis auf die Regression
und den Verfall der Politik. "Diese heimtückische
Versteinerung unserer Gesellschaft durch Tabus aller Art ist
politisch schlimmer als das schwarze Jahrzehnt", habe
er ergänzt.
Nach
Aufzählung der
vier in Algerien verwendeten Sprachen: Berberisch, klassisches
Arabisch, Darija [maghrebinisches Arabisch. J.K.] und Französisch
wird er wie folgt zitiert: "Die Sprache der Regierung
ist Französisch, die der Kreativität (Kino, Theater,
Lied ...) ist Darija und die des Widerstands ist Berberisch".
Und: "Klassisches Arabisch ist eine schöne Sprache,
aber es wird als Geisel in der religiösen Zwangsjacke
gehalten, die es daran hindert, sich zu entwickeln."
Für
deren Förderung und Verbreitung, habe Zaoui weiter ausgeführt,
müsse sie den Erben von Ibn Rushd, Al Maâri und
anderen vernunftbegabten Autoren zurückgegeben werden.
Die Vereinnahmung des Denkens und des sozialen Feldes durch
die Religion sei für den Autor von "Der letzte Jude
von Tamentit "ein Zeichen der Stagnation und nicht der
Stabilität, wie gewisse Kreise glauben lassen wollten.
Die
Diskussionen, die seinen Äußerungen folgten, konzentrierten
sich insbesondere auf bestimmte Episoden des Lebens als Schriftsteller,
auf die Rolle des Intellektuellen im Bewusstsein seines Volkes
und auf die Phänomene (Emigration, Abwanderung der Intelligenz
...) legten die schlechte Regierungsführung offen.
Abgeschlossen
wurde das Treffen mit einer Foto-Session und dem Widmungsverkauf
des Romans Das Kind des Eies.
·
(El
Watan.com. Algerien,
ÜFK:
J.K.)
Quelle:
El
Watan
(französischsprachige algerische (On)Zeitung)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜFK: J.K. --> Aus dem Französischen
übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©
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