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Literarisches Portrait: Najem Wali
1956[1]
1970er 1976 1978 1980
1980er 1987 1989
1990
1993
1995
1997
1999
2004
2005
Wars in distant lands, Erz., in: Harper's Magazine v. Febr. 2008, S. 75-80. Journey into the Heart of the Enemy (dt: Reise in das Herz des Feindes; Übersetzung aus dem Arabischen von Imke Ahlf-Wien. München 2009), Buch über eine Reise nach Israel.[8]
2011
2014
2015
2016 2017 2018 Najem Wali lebt als Journalist und freier Autor in Berlin. |
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(Noch nicht aufgenommen) |
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1) Im deutsch- und englischsprachigen Internet tauchen zwei Geburtsdaten von Najem Wali auf. Zum Einen der 20. Okt. und zum Anderen der 1. Juli. Beide Daten erscheinen in Walis autobiografisch gefärbten, aber fiktiven Text Waltzing Matilda. Was den 1. Juli angeht, wird nach einer scherzhaften Bemerkung der Titelfigur Mathilda in einer Fußnote erläutert, es habe einen Erlass von König Faisal II gegeben, demzufolge alle Iraker, die vor 1958 geboren waren, den 1. Juli, den Geburtstag des Herrschers, als offiziellen Geburtstag zu führen hätten. Tatsächlich wurde Faisal II am 2. Mai (1935) geboren. Nach Mathildas Bemerkung zum 1. Juli antwortet "fast automatisch" der Ich-Erzähler "Wednesday, the twentieth of October, at 10:33". Sein Großvater, seines Zeichens Inspektor der Datenproduktion in der Basra-Gegend, habe als einzige Großtat in seinem Leben sein, des Ich-Erzählers Geburtsdatum samt Geburtsstunde notiert. 2) Vgl. Najem Wali im Gespräch mit Armin Kratzert, br-online v. 9.01.2006.- Einige Internetquellen sprechen davon, der Autor sei in der Sadam Hussein-Ära gefoltert worden und habe deshalb das Land verlassen. Diese Angabe konnte nicht eindeutig bestätigt werden. In dem genannten, sehr persönlichen Gespräch des BR ist von Folter jedenfalls nicht die Rede. Najem Wali habe das Land verlassen, weil er - wie oben beschrieben - wieder eingezogen werden sollte. Er wird mit folg. Gedanken zitiert:: "Nein, das ist nicht mein Krieg, kein Krieg ist mein Krieg und ich werde nicht hingehen". 3) In einem Interview von Ijoma Mangold für das ZEITmagazin, beschreibt Najem Wali die Schwierigkeiten, Asyl zu erhalten. Die ersten beiden Anträge seien abgelehnt worden. Dann wird er gefragt, ob er seinen Antrag damit begründet habe, dass ihn im Irak als Deserteur der Tod erwarte. Wali antwortet: "Nein, das zählte nicht. Selbst deutsche Fahnenflüchtige der Nazizeit wurden erst 1998 rehabilitiert. Ich musste über meine politische Tätigkeit reden. Ich hatte in Bagdad als Schriftsteller und Journalist gearbeitet, und das war eine sehr politische Tätigkeit, die mich im Irak bereits ins Gefängnis gebracht hatte. Das musste ich dem Richter glaubwürdig nahebringen. Zum Glück gab es von mir schon Texte in deutschen Anthologien. Eines der Bücher hatte der Richter in meinem letzten Verfahren 1984 vor sich liegen, er hat daraus zitiert und war dadurch überzeugt, dass ich ein politischer Mensch bin."- Vgl. "Für die Mädchen an der Uni war ich Omar Sharif" - Ein Interview von Ijoma Mangold, in: ZEITmagazin Nr. 25/2016 - 28. Juni 2016 4) Das englischsprachige Magazin arabischer Literatur Banipal gibt an, dieser Roman sei nach der deutschen Ausgabe in Arabisch erschienen, genaue Daten konnten nicht ermittelt werden. 5) Diesen Roman hat Najem Wali schon Jahre vorher geschrieben, konnte aber aufgrund des Tabubruchs keinen Verleger dafür finden. 6) Der Roman Die Reise nach Tell al-Lahm wurde von der Literaturkritik widersprüchlich aufgenommen. Die Attribute, mit denen er bedacht wurde, reichen vom kritischen "mileugerecht" über "märchenhaft und burlesk" bis zu "märchenhaft wie aus Tausendundeiner Nacht". Der Rezensent der linken Wochenzeitung Freitag Ingo Arend schreibt: "Sätze wie 'Die Gegenstände pulsierten vor Leben, die Geheimnisse seufzten. Jedes Ding hat sein Geheimnis, und zuweilen gleiten sie ineinander', erinnern an den magischen Realismus eines Gabriel Garcia Marquez. Hier wie da funktioniert der bildmächtige, verrätselte Roman als rückholende Erinnerung einer vergangenen Zeit - mit dem negativen Patriarchen Hussein in der Mitte. (...) (Doch) in der Summe ist Walis Buch (mehr) eine großartige Mischung aus postmoderner Reflexion über das Erzählen und vitaler Erzählkraft selbst." Vgl. "Najem Walis Roman Die Reise nach Tell al-Lahm" v. Ingo Arend, in: Freitag v. 8.10.2004. 7) Dieser Roman ist zunächst in dt. Übersetzung und erst danach im arabischen Original erschienen und bald darauf in mehreren arabischen Staaten verboten worden. 8) Carsten Hueck, der Rezensent vom DEUTSCHLANDRADIO findet nur lobende Worte für dieses wichtige Buch, das der Autor einem jüdisch-irakischen Arzt widmete, der ihm einmal als Kind das Leben gerettet habe. Die Widmung, so C. Hueck, gebe den Grundton des Buches an. "Wali sucht und findet das Verbindende zwischen Juden und Arabern. (... ) Im Kontext der Lebensgeschichten von Menschen, die ihm dabei begegnen, zeichnet er immer wieder Etappen des historischen Konflikts zwischen Arabern und Israelis nach. Insbesondere geht er auch auf die Situation im Irak, im Libanon und in Syrien ein." 9) Die Biografie des Ich-Erzählers Harun Wali decke sich ziemlich genau mit der des Schriftstellers Najem Wali, heißt es in einer Besprechung des Romans durch Sigrid Brinkmann auf Deutschlandradio. Sie vermutet, bei der eigentlichen Hauptfigur, der Jüdin Malaika, die mit dem Sabäer Nûr verheiratet ist, handele es sich um "die unerreichbare Liebe des Kindes Najem Wali" und schließt "Es brauchte das alter ego Harun Wali, um dieses zärtliche Gefühl zu beschwören und zu bewahren". 10) Andreas Pflitsch, der Rezensent der Neuen Zürcher Zeitung, zeigt sich ebenso beeindruckt von dem (Anti-)Kriegsroman Bagdad Marlboro wie Meike Feßmann vom Berliner Tagesspiegel. Andreas Pflitsch spricht von der im Roman beschriebenen Hölle des Krieges als "tatsächlich etwas verstörend Gegenwärtiges". Die Rezensentin des Tagesspiegel stellt fest: "Das Credo seines Erzählgeflechts, voller Geschichten, die begonnen und abgebrochen, variiert und zu Ende gesponnen werden, ist bei aller Raffinesse denkbar schlicht: 'Alle wissen, dass es in jedem Krieg um nichts anderes geht als um den Tod'" Sie beschließt ihre Besprechung, indem sie die Rede auf Najem Walis Fabulierkunst bringt und auf "seine Freude an verschachtelten Konstruktionen", die "im Dienst des Thema(s)" stünden. Bagdad Marlboro sei "ein Antikriegsroman, der sich mit Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues messen kann, auch wenn sich die Kriege der Gegenwart längst nicht mehr so einfach erzählen lassen." 11) Najem Wali berichtet in diesem Artikel von einer Lesung, die er "auf einem öffentlichen Platz im Herzen Bagdads mit Hunderten Zuhörern" hält. Er beschreibt diese als ein Beispiel für die erneute Aufnahme des kulturellen und sozialen Lebens. Vor allem die jungen Einwohner der Hauptstadt trotzen der Gefahr islamistischer Anschläge und genießen die Angebote, die inzwischen auch die Innenstadt Bagdads wieder zu bieten hat. - taz online v. 27.04.2014. 12) Der Bruno-Kreisky-Preis wird seit 1993 jährlich vergeben. Er wird vom in Wien ansässigen Karl-Renner-Institut in Zusammenarbeit mit der österreichischen sozialdemokratischen Bildungsorganisation verliehen. "Mit ihm soll politische Literatur geehrt werden, die für Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz einsteht." Vgl.: derStandart.at v. 29.12.2014 u. orf.at v. 29.12.2014 13)
"Najem Wali als Stadtschreiber zu gewinnen", heißt
es in der Jurybegründung", "ist ein Glücksfall
in der Geschichte dieser in Graz so erfolgreich eingerichteten kulturellen
Institution." Die eingeladenen SchriftstellerInnen erhielten
die Möglichkeit, "ohne finanziellen Druck ihrer literarischen
Tätigkeit nachzugehen und sich mit der Atmosphäre und der
Kulturszene der Stadt auseinanderzusetzen."- Vgl. Onlinepräsenz
des Kulturamtes Graz |
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Wichtigste
Quellen: |
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Waltzing Matilda, Prosatext des Autors (Auszug), in engl. Sprache, übersetzt aus dem Arabischen v. Marilyn Booth. | ||||||||||||||||||||||||||||||||
"Der Irak ist ein Irrenhaus" Interview mit Najem Wali v. Katja Reimann im Berliner Tagesspiegel v. 19.03.08 | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Najem Wali im Gespräch mit Armin Kratzert, br-online v. 9.01.2006. | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Rendez-vous mit einer Autobombe, Artikel von Najem Wali über seinen Besuch im Irak Anfang 2011, NZZOnline v. 29.042011. | ||||||||||||||||||||||||||||||||
Engel des Südens, Leseprobe beim Hanser-Verlag (pdf-Datei) | ||||||||||||||||||||||||||||||||
2008-2019
© by Janko Kozmus |
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(noch nicht aufgenommen) | ||||||||||||||||||||||||||||||||
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