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ALAIN
PATRICE NGANANG
(
* 1970) |
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1970
wird Alain Patrice Nganang in Kameruns
Hauptstadt Yaoundé geboren.
1995
elobi, Gedichte, Paris.
1997
La Promesse des Fleurs (Das Versprechen der Blumen), Roman, Paris.
– Erster Teil der Trilogie »Histoire de sous quartiers[6]«,
in deren Mittelpunkt lt. Aussage des Autors die Frage steht »Was
ist der Mensch?«, eingebettet in die Geschichte Kameruns: Sieben
Jugendliche treten mit großen Ansprüchen an das Leben heran
und müssen sieben Jahre später erkennen, dass sie vor einer
Katastrophe stehen.
Prix CREPLA für den Roman La Promesse des Fleurs[1].
Ende
1990er
Studium in Kamerun und Deutschland, u.a. in Frankfurt/Main und Berlin
an der Freien Universität, Fachbereich Komparatistik.
1997
- 1999
Dozent an der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt/Main
an den Fachbereichen Deutsch sowie Theater, Film und Medien.
1998
Promotion an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main mit
der Arbeit:
Interkulturalität und Bearbeitung. Untersuchung zu Soyinka
und Brecht. – Zur Rezeption europäischer Theaterstücke
in Afrika.
1999
- 2000
Postdoktorandenstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
2000
Umsiedlung in die Vereinigten Staaten, Tätigkeit als Assistant
Professor an der Shippensburg University/Pennsylvania für Französich
und Deutsch [2].
Je suis né, Quand les eaux, Farewell to Hell,
Gedichte in: Poésie 1/Vagabondages: La nouvelle Poésie française,
Hg: Jean Orizet, Paris, 2000.
2001
Temps de Chien (dt: Hundezeiten;
Übersetzung: Gudrun Honke und Otto Honke. Wuppertal 2003), Roman,
Paris. Zweiter Teil der Trilogie »Histoire de sous quartiers[6]«
– Politische Satire vor dem Hintergrund der politischen und ökonomischen
Krise um das Jahr 1990 herum; geschrieben aus der Sicht eines Hundes.[3]
Prix littéraire Marguerite Yourcenar [4]
für den Roman Temps de Chien.
2002
Shortlist-Nominierung für den Prix des Cinq Continents de
la Francophonie für Temps de Chien.
Ausgezeichnet mit dem Grand Prix Littéraire de l’Afrique
noires [5] für
den Roman Temps de Chien.
2003
Vom 14. bis zum 29. Mai als Gastwissenschaftler am Zentrum für
Literaturforschung Berlin (ZfL).
La Joie de vivre (Lebensfreude), Roman, Paris – Letzter Teil der
Trilogie »Histoire de sous quartiers[6]«.
Weltengarten : Deutsch-Afrikanisches
Jahrbuch für Interkulturelles Denken 2003, gemeinsam mit
Mongo
Beti, David Simo, Leo Kreutzer (Hrsg.)[7].
Le Tombeau de Mongo Beti (dt: Das Grab/Ende Mongo Betis),
in: Remember Mongo Beti, Prof Ambroise Kom (Hrsg.), Bayreuth
African Studies. Mémorial.
Schreiben als Selbstgespräch (Original: Ecriture
comme Sololoque), in: Lesekulturen / Reading Cultures,
Riesz, János / Schmidt-Hannisa, Hans-Walter (Hrsg.), Ffm, Berlin,
Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2003.
2005
Deconstructing Authority in Cinema: Jean-Marie Teno, in: Alexie
Tcheuyap (Hg.): Cinema and Social Discourse in Cameroon, S. 139-158.
L'invention du beau regard: Contes citadins (Die Erfindung des
schönen Blicks: Städtische Erzählungen). Paris 2005.
La chanson du jongleur (Das Lied des fahrenden Sängers).
Roman als Serie veröffentlicht in der kamerunischen Tageszeitung
Le Messager, Juli-September 2005.
2007
beenet Patrice Nganang seine Dozententätigkeit an der Shippensburg
University/Pennsylvania.
Assistenz-Professur für Literaturwissenschaften an der Stony
Brook University in New York.
Manifeste d'une Nouvelle Litterature Africaine (Manifest einer
Neuen Afrikanischen Literatur). Paris 2007.
2008
Lesereise in Deutschland.
2010
Mont Plaisant (dt: Der
Schatten des Sultans; Übersetzung: Gudrun Honke
und Otto Honke. Wuppertal 2012). Roman. Paris 2010, Neuauflage Paris
2011.– Bertha, eine junge Kamerunin, die in den Vereinigten Staaten
studiert, kehrt in ihre Heimat zurück. Im Zusammenhang mit ihren
historischen Recherchen trifft sie im Stadtteil Mont Plaisant der
Hauptstadt Yaoundé auf Sara, die 1931 im Alter von neun Jahren
ihrer Mutter entrissen wurde, um fortan zu den 300 Ehefrauen von Sultan
Njoya, der von den Franzosen von seinem Land gejagt wurde, zu gehören.
Im Dialog der beiden so ungleichen Frauen wird die Geschichte des
Landes zum Leben erweckt.
2011
Contre Biya: Procès d'un Tyran. Artikelsammlung. Münster 2011.
– Erklärte Intention des Autors Patrice Nganang ist es, mit diesen
Artikeln den Boden zu bereiten für die Abschaffung des Artikels 53
in der kamerunischen Verfassung, die dem Präsidenten Immunität gewährt,
um diesen vor ein Bürgertribunal stellen zu können. Der kamerunische
Präsident Paul Biya ist seit 1982 im Amt.
Besondere Anerkennung erhält Patrice Nganang für seinen
Roman Mont Plaisant (dt: Der Schatten des Sultans)
durch die jeweils nur für ein Werk bestimmte "besondere
Erwähnung" durch die Jury des Prix des cinq continents
de la francophonie (Preis der fünf Kontinente der Frankophonie)
2011.
2013
La saison des prunes[8]
(dt: Zeit
der Pflaumen; Übersetzung: Gudrun Honke und Otto
Honke. Wuppertal 2014), Roman. Paris 2013. – Mit dem Versailler Vertrag
von 1919 ging Kamerun in den Besitz des Völkerbundes über.
Als die deutsche Wehrmacht in Frankreich einmarschiert, braucht General
de Gaulle Soldaten. Kurzerhand wird das Land wieder zur Kolonie erklärt.
Aus den Dichtern, die Pouka, eine der Hauptfiguren, in der Stadt Edea
gerade zu einem Bund vereint hatte, werden Infanteristen.
2017
Am 6. Dezember wird Patrice Nganang am Flughafen verhaftet, als
er einen Flug von Kamerun nach Simbabwe nehmen will. Ihm werden Drohungen
gegen den seit 1982 regierenden Präsidenten Paul Biya vorgeworfen.[9]
Nach drei Wochen Haft wird am 27. Dezember die Anklage gegen Patrice
Nganang vor Gericht abgewehrt und seine Freilassung angeordnet. Er
kann seinen Flug in die USA, deren Staatsangehörigkeit er ebenfalls
besitzt, antreten.
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frz.
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2018
Empreintes de crabe (Krabbenspuren), Roman. Paris 2018.
– Der Roman erzählt eine Geschichte von Vater und Sohn,
von Nithap und Tanou, von Vergessen und Erinnern: Zum ersten Mal besucht
Nithap seinen in die USA ausgewanderten Sohn. Er verlässt Bangwa
im Westen Kameruns, wo er immer gelebt hat, wo er Krankenpfleger geworden
und in den Krieg gezogen ist, wo er sich verliebt hat, wo seine Kinder
geboren wurden. Doch sein Aufenthalt in der Fremde wird unfreiwillig
verlängert, als er krank wird. Und sein Sohn möchte ihn
nicht ziehen lassen, möchte diesen geheimnisvollen Mann, seinen
Vater, endlich kennen lernen. Und sein Vater erzählt, wovon niemand
spricht, vom Bürgerkrieg, der das Land zur Zeit der Unabhängigkeit
in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zerrissen hat, eine
Geschichte, in Frankreich ignoriert, im Kamerun unterdrückt,
eine schmutzige Geschichte. Der Sohn erfährt von der Union der
Völker Kameruns, dem UPC, der Unabhängigkeitsbewegung, deren
Wahrzeichen der Krebs war. Der UPC wurde vom kamerunischen Militär
mit den aus Indochina und Algerien importierten Methoden des konterrevolutionären
Krieges auf Befehl von Präsident Ahmadou Babatoura Ahidjo und
von den Sonderbeauftragten der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich
bekämpft und fast ausgerottet.
Patrice
Nganang lebt in den USA; er unterrichtet an der Stony Brook University
in New York Literaturwissenschaften. |
1)
Nach anderen Angaben erhielt Patrice Nganang den Preis für die
Gedichtsammlung elobi; im Curriculum Vitae der Stony Brook
University, wo er gegenwärtig (2008) tätig ist, steht zu
lesen, der Preis sei für Historie d'un enfant Quatr Z'yeux'
vergeben worden.
2)
Arbeitsschwerpunkte: Kino und Kolonialismus, deutsche u. französische
Literatur.
3)
Besticht v.a. in der Charakterisierung der beschriebenen Außenseiter,
ein in sich geschlossenes Werk, das für sich steht und spannend
zu lesen ist.
4)
Literaturpreis für französischspr. Literaten in den USA,
dotiert mit $ 10.000.
5) Größter
Literaturpreis Afrikas.
6)
Städtischer Bezirk sozialer Unterschichten,
ein Verbund »infra-urbaner Dörfer« (Begriff entlehnt
v. Massimo Repetti, der in
Marking Dakar: A Topography of the Imaginary dieses
Phänomen am Beispiel von Dakar beschreibt).
7)
Alain Patrice Nganang schreibt darin über
Filme von Jean Rouch und Sembène Ousmane.
8)
Der Roman Zeit der Pflaumen
ist nach Der Schatten des Sultans der zweite Teil einer als
Geschichts-Trilogie angelegten Reihe.
9)
Hintergrund ist ein Artikel von
Nganang in der in Paris herausgegebenen französischsprachen Zeitschrift
Jeune Afrique Cameroun, in welcher er sich zum Streit zwischen
dem englisch- und französischsprachigen Teil des Landes äußert.
Der seit Langem gärende Konflikt – der englische Teil wirft der
Regierung vor, seine Interessen nicht ausreichend zu vertreten – droht
sich zu einem Sezessionskrieg auszuweiten. Nganang verwies in dem
Artikel darauf hin, dass auch die Bevölkerung im französischsprachigen
Teil mit dem eisernen Führungsstil des Präsidenten unzufrieden
ist.– Vgl. "Der Sprachenstreit in Kamerun eskaliert", in:
NZZ online vom 13.12.2017 und "Cameroun : fin des poursuites
contre Patrice Nganang, qui doit être expulsé vers les
États-Unis", in Jeune Afrique Cameroun online
vom 27.12.2017 |