Die penkelemes years in Ibadan
© Gerd Meuer
»Kaum
war ich im Sommer 1965 vierundzwanzigjährig für ein Studienjahr
in Politischer Wissenschaft in Ibadan angekommen, als die
geplante Empirie (=Feldforschung) bereits unter die Räder
der politischen Wirklichkeit geriet: in Nigerias
Western Region herrschte Wahlkampf, der die Region
im frechen Volksmund zur Western Rig-On verkommen
ließ, zur Region des fortgesetzten Wahlbetrugs.
Schon der Wahlkampf gestaltete sich äußerst gewaltsam:
überall in der riesigen Stadt stiegen Rauchsäulen auf.
(...)
Einer der Hauptaktivisten gegen die Vorwahl- und Wahlfälschungen
war der damals noch jugendliche Schriftsteller Wole
Soyinka. Als Whiteman [Londoner Korrespondent der
Wochenzeitung WEST AFRICA] und ich im Desinformations-Ministerium
das geschäftige Fälschen beobachteten, überfiel
der mit einer Pistole bewaffnet den lokalen Rundfunk, zwang
den Techniker die Siegesrede des Premiers Akintola durch ein
Band mit dem Aufruf an das Volk zum Aufstand zu
ersetzen... und ging dann auf eine Dienstreise
in den Osten des Landes... von wo er zwei Wochen später zurückkehrte,
um sich verwundert der Polizei zu stellen, weil
die ihn als Täter suchte. Wole wurde im Polizeihauptquartier
in Ibadan in Gewahrsam genommen. (...) Ich besuchte Wole dann
öfters im Polizeiknast, bis man ihm den Prozess machte.
In dem aber wurde Wole - was nicht in IBADAN[1]
steht - freigesprochen.«
Der
vorliegende Auszug ist einem Text von Gerd Meuer - Wegbegleiter
und Übersetzer vieler Werke Soyinkas - entnommen, das
2007 unter dem Titel Journeys around
and with Kongi - half a century on the road with Wole Soyinka
erschienen ist. In Erwartung eines interessierten deutschen
Verlages übersetzt der Autor seinen Text z. Zt. in seine
Muttersprache.