DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 17. März 2004

 

·  Die MARABOUT-SEITE zitiert aus der Schweiz ·  


Die Neue Zürcher Zeitung weist auf die Schwierigkeiten hin bei den Vorbereitungen der 22 Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga, die als Ganzes den diesjährigen Themenschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse darstellt. In einem von Michaela Kleinhaus aus dem Arabischen übertragenen Beitrag von Hassan Dawud -
libanesischer Schriftsteller und Feuilletonchef der libanesischen Tageszeitung Al-Mustaqbal - werden die Probleme im Einzelnen beschrieben.

Hassan Dawud schreibt über das mangelnde Interesse für die Frankfurter Buchmesse aus arabischer, insbesondere aus libanesischer Sicht: "Einige von uns wussten überhaupt nichts von dieser in offizieller Diktion 'größten arabischen Kulturveranstaltung', obwohl schon seit fast drei Jahren bekannt ist, dass 2004 die arabischen Länder Gast der Buchmesse sein werden." Weder von offizieller Kulturseite würden Aktivitäten eröffnet, wie beispielsweise das Erstellen von Buchlisten als Grundlage für Übersetzungen ins Deutsche noch würden Intellektuelle und Schriftsteller überhaupt erwarten in Vorbereitungen mit einbezogen zu werden.

Dass ein Großteil der benötigten Mittel, ca. 3 Millionen Dollar, noch fehlt, unterstreicht, so Hassan Dawud, das mangelnde Desinteresse und "selbst ein mögliches Scheitern des arabischen Auftritts (ruft) weder in der syrischen noch in der libanesischen Presse irgendeine Debatte" hervor. Lediglich der Romancier Khalil Suwailih warne in einem kleinen Artikel davor, dass man derart "womöglich die arabische Kultur eher verurteile, als sie zu würdigen".

Die aufgezeigte Gleichgültigkeit, mutmaßt der Autor, könne dem Wissen der Intellektuellen und Schriftsteller entstammen, "dass die gleichen offiziellen Instanzen für die Gestaltung des Auftritts und die Auswahl der Teilnehmer zuständig sind, die auch politische Veranstaltungen organisieren - und die meisten arabischen Länder haben ihre etablierten 'Staatsdichter'". Hinzu komme das Fehlen einer "gemeinsame(n) und homogene(n) Kultur". Eine Einigung auf gemeinsame Repräsentanten arabischer Literatur erscheint vor diesem Hintergrund sehr problematisch.

(...)

Hassan Dawud stellt abschließend bedauernd fest, "eine arabische Kultur" verbinde die 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga schon lange nicht mehr. Vorbei sei die Zeit, als "aus den verschiedenen arabischen Hauptstädten (Dichter kamen), um gemeinsam dem Dichterfürsten zu huldigen, wie einst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als man sich um Ahmad Schauqi scharte". Heutzutage "kämpften die unterschiedlichen Eliten für verschiedene Interessen - und nicht mehr unbedingt an erster Stelle für Kultur und Bücher". · (NZZ)

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Quelle:
Neu Zürcher Zeitung (NZZ)

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©


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