"Angelegenheiten
des Urteilsvermögens"
überschreibt
Mona El-Nahhas ihren Artikel für die halbamtliche ägyptische
Zeitung Al-Ahram. Mit seiner letzten Fatwa, die immer
noch im Fokus der Kontroverse stehe, scheine der Scheich der
Al-Azhar-Universität entschlossen, damit fortzufahren,
die Öffentlichkeit zu schockieren, beginnt sie. Es sei
in Ordnung, habe der Großimam von Al-Azhar Scheich Mohamed
Sayed Tantawi vergangene Woche gesagt, wenn die politische
Macht vom Vater auf den Sohn übergehe, so lange das in
freien Wahlen stattfinde. Es sei das konstitutionelle Recht
des Sohnes, habe Tantawi ausgeführt und sich dabei auf
Gamal Mubarak bezogen, sich als pontentieller Kandidat zu
präsentieren, so er das wünschte.
Tantawis
Ausführungen seien während eines vom MBC Satellitenkanal
ausgestrahlten Interviews gemacht worden und kurz nach seiner
letzten Fatwa erfolgt, "in welcher er für die Prügelstrafe
für solche einzutreten schien, die der Verleumdung schuldig
befunden waren". Sie sollten laut Tantawi 80 Schläge
erhalten; sein Bezug auf den Koran, wie seine Kritiker unterstrichen,
habe sich explizit auf jene bezogen, die den Ruf einer tugendhaften
Frau anzweifelten.
Berüchtigt
sei die Fatwa, schreibt El-Nahhas weiter, seit jenen Gefängnisurteilen,
die gegen sieben Journalisten ergingen, die der Verleumdung
von sieben langgedienten Mitgliedern der Nationaldemokratischen
Partei (National Democratic Party), zu denen an erster Stelle
Präsident Hosni Mubarak und sein 43jähriger Sohn
Gamal zählten, schuldig befunden worden waren.
"Die
Fatwa fällt zeitlich zusammen mit der noch andauernden
Verhandlung gegen Ibrahim Eissa, Chefredakteur der unabhängigen
Zeitung Al-Dostour, der beschuldigt wird, Gerüchte
über den Gesundheitszustand des Präsidenten in Umlauf
gebracht zu haben."
Unter
diesen Umständen sei es keine Überraschung, heißt
es in dem Bericht weiter, dass die Fatwa von einigen als Versuch
interpretiert werde, das Regime mit einer religiösen
Rechtfertigung zu überziehen, um die Pressefreiheit zu unterminieren;
Tantawis Argument, eine allgemeine religiöse Regel zu
offerieren und nicht auf eine bestimmte Gruppe abzuzielen,
habe es außerdem nicht vermocht, die Mehrheit der Kommentatoren
zu überzeugen.
Tantawi,
der 1996 in seinen derzeitigen Posten berufen wurde, werde
seit langem als Verteidiger des Regimes betrachtet, stellt
El-Nahhas fest. Seine religiöse Meinung, sagten seine
Kritiker, scheine zu häufig dem Regierungssystem zu schmeicheln
und dessen Interessen zu dienen, soweit gehend, dass er beschuldigt
werde, die Prinzipien des Isalm für das Wohl der Staatspolizei
in einer Weise zu kompromittieren, dass er die Glaubhaftigkeit
von Al-Azhar beschädige.
"Tantawi
wurde ebenfalls beschuldigt, Al-Azhar in autokratischer Weise
zu führen."
Freimütige
Al-Azhari-Dozenten, die Tantawi kritisierten, schreibt El-Nahhas
weiter, hätten ihre Stellung verloren, während andere
vor Disziplinarräte gezerrt worden seien. 1999 habe Tantawi
die Front of Al-Azhar Ulama aufgelöst und drei Jahre
später sei deren Generalsekretär Yehia Ismail zu
einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, nachdem er für
schuldig befunden war, Tantawi beleidigt zu haben. Die von
Ismail angeführte Front, führt El-Nahhas aus, habe
eine Anti-Tantawi-Kampagne geleitet und sich kritisch gegen
die Positionen von Tantawi gestellt, zu denen u.a. die Zahlung
und Belastung von Zinsen durch Banken zählte. "Indem
er sich seiner Opponenten entledigte, schaffte es Tantawi,
Al-Azhar fester in den Griff zu bekommen und Entscheidungen
zu fällen, wie immer es ihm gefiel", zitiert El-Nahhas
einen Al-Azhar-Dozenten, der darum gebeten habe, nicht namentlich
genannt zu werden.
Freimütige
Al-Azhari-Dozenten, die Tantawi kritisierten, schreibt El-Nahhas
weiter, hätten ihre Stellung verloren, während andere
vor Disziplinarräte gezerrt worden seien. 1999 habe Tantawi
die Front of Al-Azhar Ulama aufgelöst und drei Jahre
später sei deren Generalsekretär Yehia Ismail zu
einem Jahr Gefängnis verurteilt worden, nachdem er für
schuldig befunden war, Tantawi beleidigt zu haben. Die von
Ismail angeführte Front, führt El-Nahhas aus, habe
eine Anti-Tantawi-Kampagne geleitet und sich kritisch gegen
die Positionen von Tantawi gestellt, zu denen u.a. die Zahlung
und Belastung von Zinsen durch Banken zählte. "Indem
er sich seiner Opponenten entledigte, schaffte es Tantawi,
Al-Azhar fester in den Griff zu bekommen und Entscheidungen
zu fällen, wie immer es ihm gefiel", zitiert El-Nahhas
einen Al-Azhar-Dozenten, der darum gebeten habe, nicht namentlich
genannt zu werden.
Mona
El-Nahhas beschließt ihren Bericht, indem sie Ahmed
Taha Rayan, Professor für Vergleichende Rechtswissenchaften
und früheres Mitglied der aufgelösten Front of Al-Azhar
Ulama, zitiert, der sich sich gegen die Entscheidung wendet:
"Es
ist ein ernster Schritt. Er bedeutet, dass Al-Azhar-Studenten
unwissend bleiben, was die Glaubenssätze der Rechtssprechung
angeht, etwas, dass sie von ihrem religiösen Erbe abtrennen
wird. Tantawis Buch kann nicht als Ersatz für die Bücher
der vier Juristen gelten". ·
(Al-Ahram,
ÜEK:
J.K.)
Quelle:
Al-Ahram,
ägypt. Wochenzeitung in arab. u. engl. Sprache (Al-Ahram)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert:
Janko Kozmus ©
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