"Hoffnungsschimmer
für gequälte Witwen in Nyanza",
überschreibt
Nicholas Anyuaor seinen Bericht im englischsprachigen Standard
aus Kenia.
Florence Ataro Achieng, eine 41-jährige Mutter von sechs Kindern,
leitet er seine Bericht ein, sei in einen Streit mit der Verwandtschaft
ihres Bruders verwickelt, in dem es um Land gehe, "das
sie ihr wegschnappen wollen".
Florence's Ehemann, Yusuf Ataro Awich, sei 1993 bei einem
Verkehrsunfall gestorben und habe sie mit ihren sechs Kindern
zurückgelassen, mit denen sie auf dem Stück Land in Kiboswa
village in Kisumu geblieben sei.
"Vor einem Jahr erhielt ich einen Brief von einem Fremden,
mit der Aufforderung das Land zu verlassen. Dies passiert
mir, weil ich eine Witwe bin", zitiert der Standard-Reporter
die Mutter.
Ihre Zwangslage ähnele tausenden solcher Vorfälle, stellt
Nicolas Anyuar fest, bei denen Witwen schlecht behandelt würden.
Viele von ihnen würden gegen ihren Willen vererbt, schreibt
er, ohne zu erklären, was es heißt, wenn jemand "vererbt"
wird.
Stattdessen fährt er fort: Solche Vorfälle seien in der jüngsten
Vergangenheit, dank einer Initiative der renommierten Schriftstellerin,
Asenath Bole Odaga und dem Ältestenrat der Luo zurückgegangen.
Die Schriftstellerin und die Ältesten hätten gemeinsam ein
Komitee gebildet, um die lokale Gemeinschaft daraufhin zu
sensibilisieren, was die Luo-Kultur hinsichtlich der Erbschaft
von Frauen besage.
"Luo-Kultur"
Die Initiative arbeite unter der Schirmherrschaft des Gender
Center Development (GDC), das von der Schriftstellerin gegründet
wurde.
GDC sei gebildet worden, um den Witwen eine emotionale und
materielle Unterstützung anzubieten, als auch zur Stärkung
der lokalen Gemeinschaft im Kampf gegen die Gewalt an Frauen.
Nach Ansicht der Schriftstellerin, schreibt Nicolas Anyuar
weiter, gebe es keine solche Sachen wie "Vererbung"
in der Luo-Kultur, da keinem Mann erlaubt sei, sich eine Witwe
als seine Ehefrau zu nehmen. Ein Mann, der eine Frau eines
verstorbenen Mannes übernehme, soll ein Beschützer und kein
Erbe sein, da in der Luo-Kultur eine Frau die Frau ihres verstorbenen
Mannes bleibe. "Modernität hat die traditionelle Luo-Kultur
verwässert, da die meisten Männer Witwen für Sex und nicht
der Vormundschaft wegen erben wollen. Eigentlich sollten sie
den Witwen mehr Wohlstand geben, sich um sie kümmern und gewährleisten,
dass die Kinder der verstorbenen Brüder gut versorgt sind."
Sei ein Schwager angeklagt, die Witwe in die 'Erbschaft' zu
zwingen, zitiert Nicolas Anyuar die Schriftstellerin weiter,
die mit 'Erbschaft' die vorab erwähnte, für westliche Sicht
unglaubliche Tatsache, dass die Frau vererbt werden soll oder
der Schwager "das Vermögen des verstorbenen Mannes an
sich reißen möchte, wird er vorgeladen und von den Ältesten
beraten, wie er mit der Witwe zu leben hat".
Als weiterer Vertreter dieser Sichtweise wird das Luo-Ältestenratsmitglied
Ker Riaga Ogalo angeführt, der sage, die Kultur erlaube keinem
Mann, dass er eine Witwe zur "Vormundschaft" zwingen
könne. Dies sei etwas, was die Witwe freiwillig tun würde
und sie hätte die Freiheit, sich den Mann selbst auszuwählen,
der sich um sie kümmern sollte. "Was wir heute erleben
ist eine Beleidigung unserer Kultur. Die heutige Jugend und
die Modernität ist voll von Gier und Lust."
Aus der Sicht der Älteren habe die erzwungene 'Vormundschaft'
dazu geführt, dass viele Menschen mit HIV infiziert würden,
was zu einer erhöhten HIV-Rate in Nyanza geführt habe.
Das GDC biete ein Forum, heißt es weiter, um das Bewusstsein
über die Rechte von Frauen und Kindern in der Gesellschaft,
vor allem der Witwen im Dorf, zu erweitern.
"Viele Frauen in den Dörfern kennen ihre Rechte nicht.
Wir wollen sie darauf aufmerksam machen, sie stärken und die
notwendigen Maßnahmen ergreifen, wenn sie in Schwierigkeiten
sind", so Riaga, Mitglied des Ältestenrats.
GCD's Programme seien in zwei Teile geteilt, heißt es in dem
Bericht weiter: solche mit Schwerpunkt auf Frauen, besonders
Witwen, und solche zur Förderung der Jugend.
Die Witwen, die weggeschickt würden, würden unterstützt, um
ihr Eigentum wiederzubekommen, um nicht in eine "Vormundschaft"
gezwungen werden zu können.
"Bisher haben ungefähr 100 Witwen von Nyanza und den
West-Provinzen von dieser Initiative profitiert. Eine Ausdehnung
des Programms auf andere Regionen ist bereits geplant."
"Helfende Witwen"
"Wir wollen sicherstellen, dass die neue Verfassung genaustens
befolgt wird, bis es die Gelegenheit zur Gleichberechtigung
von Männern und Frauen gibt", wird Rose Adede, ein Mitglied
des GDC zitiert. Zudem helfe das Zentrum den Witwen, finanzielle
Unterstützung zu sichern und Einkommen schaffende Projekte
ins Leben zu rufen. Die Kredite würden benutzt, um Kleinunternehmen
zu gründen, unter anderem, den Verkauf von Second-Hand Kleidung.
"Sie haben mit den Darlehen verschiedene Unternehmen gegründet,
und wir hoffen, dass sie noch mehr im Programm haben", wird
die Schriftstellerin Odaga erneut zitiert.
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen hat sich mit
den Bemühungen der Schriftstellerin und der Ältesten identifiziert
und dem Zentrum mehr als 20 prämierte Kühe übergeben.
Die Kühe seien bisher an etwa vierzig Frauen in den Dörfern
gegeben worden, aber es sei beabsichtigt sicherzustellen,
dass hundert Frauen erreicht werden. "Nach dem Kalben
geben wir ein Kalb an andere Bedürftige, bis wir sichergestellt
haben, dass alle davon profitieren", wird Odaga weiter
zitiert.
Auch binde das Zentrum Jugendliche für die Friedenskonsolidierung
in der Region mit ein. "Es ist ein wichtiges Programm,
da unsere Jugendlichen Frieden begrüßen und lernen sollten,
wie sie mit ihren Ehefrauen und den hinterlassenen Frauen
ihrer Brüder leben sollten. Modernität sollte die Jugend nicht
verwirren. In den alten Tagen wurden die Frauen gewertschätzt
und geliebt", so Aketch Chieng', ein Mitglied des Ältestenrats
in Homa Bay.
Es sei auch ein Resourcen-Zentrum gegründet worden, das über
geschlechtsspezifische Bücher verfüge, die für jedermann zugänglich
seien.
Die Schriftstellerin Asenath Bole Odaga appelliere an das
Bildungsministerium, heißt es abschließend, die Bildungseinrichtungen
mit geschlechtsspezifischen Büchern zu versorgen. "Es
gibt Menschen, die sich danach sehnen, Bücher zu lesen, besonders
diejenigen aus armen Familien, aber es gibt keine".
· (The Standard Kenya, ÜER:
J.K.)
Quelle:
The
Standard (englspr. kenianische Tageszeitung, The Standard
Kenya)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜER.B/J.K. --> Übersetzung
aus dem Englischen: Ruth Bushart; Kommentier: Janko Kozmus©
|