DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 28. April 2011

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Palästina ·  


"Addameer verurteilt Verhaftung eines palästinensischen Schriftstellers"

Ramallah, 28. April 2011 (WAFA) - "Die palästinensische Menschenrechtsorganisation Addameer", heißt es in dem mit "Y.Y./M.A." gezeichneten Artikel, "verurteilte am Donnerstag die israelische Inhaftierung des palästinensischen Schriftstellers Ahmed Qatamish".

Ein israelisches Militärgericht habe Qatamish' Inhaftierung um sechs weitere Tage verlängert, während die israelische Polizei ihre Untersuchung fortsetze.

Addameer habe die Befürchtung geäußert, dass die Verlängerung der Untersuchungshaft zu langwierigen Verhören und möglicherweise zu Verwaltungshaft führen könnte.

Laut israelischer Polizei erforderten jüngste Entwicklungen in ihren Untersuchungen, dass sie Qatamish für weitere elf Tage zum Verhör festhalten müssten. Obwohl dieser Zeitraum durch die Militärrichter mit der Begründung abgelehnt worden sei, dass die Beweise bisher nicht ausreichten, um längere Haft zu rechtfertigen, sei dennoch entschieden worden, Qatamish Haft um sechs Tage zu verlängern, damit die israelische Polizei ihre Ermittlungen fortsetzen konnte.

Der Antrag der israelischen Polizei auf Verlängerung der Untersuchungshaft basierte auf ihrer Behauptung, dass Qatamish in den letzten Monaten ein aktives Mitglied der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), eine Behauptung, die Qatamish vor dem Militärgericht leugnete."

Israel habe Qatamish am 21. April in seinem Haus in Ramallah verhaftet. Eine Stunde vorher waren Qatamish Frau, seine 22-jährige Tochter und zwei weitere weibliche Verwandte, darunter ein 14-jähriges Kind, als Geiseln durch israelische Truppen genommen worden, um ihn zu zwingen, sich zu ergeben. Er sei zum Ofer Gefängnis in Beitunia, außerhalb von Ramallah gebracht worden.

Laut Addameer würde Qatamish immer noch für seine Schriften und seinen friedlichen Aktivismus attackiert und nicht aus "Sicherheitgründen", wie die israelischen Behörden behaupteten. In den acht Tagen, die Qatamish in Haft verbracht habe, sei er nur ein einziges Mal für zehn Minuten verhört worden, als er zum ersten Mal verhaftet worden sei.

Qatamish habe betont, das letzte Mal sei er im Jahr 1998 verhaftet worden, und seitdem habe er seine Zeit, mit dem Schreiben von Büchern und Artikeln sowie mit Vortragstätigkeit an Universitäten verbracht, und sei nie davor zurückgeschreckt, seine Meinung bezüglich der willkürlichen Praktiken sowohl der israelischen wie der palästinensischen Behörden zu äußern.

Bei zahlreichen Gelegenheiten sei
Qatamish das Ziel der israelischen Behörden gewesen, insbesondere, als er Mitte der 1990er Jahre ohne Anklage oder Gerichtsverfahren fünfeinhalb Jahre in Folge in Haft verbringen musste.

Erstmalig sei er von den israelischen Behörden im Jahr 1969 für ein paar Monate inhaftiert worden. 1972 sei er wieder inhaftiert worden und habe vier Jahre im Gefängnis
verbracht. Nach seiner Entlassung habe sich Qatamish während 17 Jahren, von 1976 bis 1992, versteckt, um einer erneuten Verhaftung zu entgehen.

Am 2. September 1992 sei er jedoch erneut - in der Gegenwart seiner damals 3-jährigen Tochter - verhaftet und der Folter und Misshandlung während 100 Tagen Verhör unterzogen worden, "eine Erfahrung, die er anschaulich darlegt in seinen Gefängnisnotizen mit dem Titel 'Ich werde deinen Fez nicht tragen'."

"Qatamish wurde in Verwaltungshaft genommen, eine Form der Inhaftierung ohne Anklage oder Gerichtsverfahren, die auf geheimen Informationen basiert, um dem Militärrichter zur Verfügung zu stehen und die beliebig oft verlängert werden kann. Für die nächsten fünfeinhalb Jahren wurde seine Haft um alle sechs Monate verlängert, was ihn zu einem der längsten administrativem Häftlinge macht."

Nach einer umfangreichen internationalen Kampagne sei Qatamish am 15. April 1998 schließlich entlassen worden, Reisen außerhalb der besetzten palästinensischen Gebiete seien ihm jedoch durch die israelischen Behörden seitdem verboten gewesen. Nach seiner Freilassung im Jahre 1998 habe er sein Studium in Politikwissenschaften vollendet, sein Leben dem Schreiben und der Lehre gewidmet, vor allem der Gründung des Munif Barghouti Research Center und der Lehre an der School of Humanities an der Al-Quds-Universität.
· (WAFA, ÜEK: J.K.)

Quelle:
WAFA - Offizielle Nachrichtenagentur der Palästinensischen Autonomiegebiete

Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
ÜEK: J.K. --> Aus dem Englischen Übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus ©


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