DIE MARABOUT-SEITE
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foto: Ryszard Kapuscinski
RYSZARD KAPUSCINSKI
(1932 - 2007)
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Literarisches Portrait: Ryszard Kapuscinski

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DIE WELT DES
RYSZARD KAPUSCINSKI

1932
Am 4. März wird Ryszard Kapuscinski in Pinsk in Ostpolen (heute Weißrussland) geboren.

1945
zieht die Familie nach Warschau
.

1949-55
Mitgliedschaft im Polnischen Jugendverband.

1952
heiratat Ryszard Kapuscinski Alicja Mielczarek.

1952-56
Studium der Geschichte an der Universität Warschau mit Magisterabschluss.

1953-81
Mitgliedschaft in der der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei.

1956
Beginn der Mitarbeit an der Jugendzeitung Sztandar Mlodych.

1956-57
Asienreise; Berichterstattung aus China.

1957
Mitarbeit bei der Polnischen Nachrichtenagentur (PAP).

1958
Ryszard Kapuscinski wird mit dem Goldenen Verdienstorden Polens geeehrt.

1958-61
Mitarbeit in der Redaktion der polnischen Wochenzeitung Polityka (Pendant zum dt. Spiegel).

1959
Ausgezeichnet mit dem polnischen Literaturpreis Julian Brun-Preis.

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1962
Busz po polsku. Historie przygodne. (dt: Ein Paradies für Ethnographen: Polnische Geschichten; Übersetzung: Martin Pollack und Renate Schmidtgall; Vorwort: Martin Pollack. Köln 2010) Warsaw: Czytelnik; Literarische Reportagen[1].

1962-67
Auslandkorrespondent der Polnischen Nachrichtenagentur in Afrika (PAP).

1963
Bibliografische Angabe Czarne gwiazdy. (Schwarze Sterne) Warsaw: Czytelnik. Literarische Reportagen[1].

1967
Monate dauernde Reisen durch die damalige Sowjetunion.
Absatz
Ryszard Kapuscinski wird der Preis des polnischen Ministeriums für Kunst und Kultur III. Klasse verliehen.

1967-72
Auslandkorrespondent der Polnischen Nachrichtenagentur PAP in Lateinamerika
.

1968
Bibliografische Angabe Kirgiz schodzi z konia
. (Der Kirgise steigt vom Pferd) Warsaw: Czytelnik, 1968. Literarische Reportagen[1].

1969
Bibliografische Angabe Gdyby cala Afryka... (Wenn ganz Afrika...) Warsaw: Czytelnik, 1968. Literarische Reportagen
[1].
Absatz
Ryszard Kapuscinski wird der Silberne Globus-Preis verliehen.

1970
Bibliografische Angabe Dlaczego zginal Karl von Spreti. (Warum ist Karl von Spreti ums Leben gekommen) Warsaw: Ksiazka i Wiedza. Publizistische Skizze.

1972-80
Reisen durch Afrika, Asien, Lateinamerika, Fachberater des polnischen Monatsmagazins Kontynenty.

1973-81
Mitarbeit bei der polnischen Wochenzeitung Kultura.

1974
Gastprofessur in Bangalore, Indien.
Absatz
Verleihung des Ritterkreuzes des Erneuerten Polens.

1975
Bibliografische Angabe Chrystus z karabinem na ramieniu. Warsaw: Czytelnik (Christus mit einem Gewehr auf der Schulter). Literarische Reportagen.
Absatz
Boleslaw Prus-Preis, bedeutender polnischer Literaturpreis, benannt nach einem der ganz großen polnischen Romanciers des 19. Jh's.
Absatz
Preis der angesehensten polnischen Monatsschrift für Literatur Miesiecznik Literacki.

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1976
Bibliografische Angabe Jeszcze dzien zycia. Warsaw: Czytelnik, Literarische Reportagen (engl: Another Day of Life, 1987; dt: Wieder ein Tag Leben. Innenansichten eines Bürgerkriegs, Frankfurt/M. Eichborn 1994). Über den angolanischen Bürgerkrieg.
Absatz
Preis der Internationalen Journalisten-Organisation, Helsinki.
Absatz
Ryszard Kapuscinski wird der Polnische Staatspreis II. Klasse verliehen.

1978
Bibliografische Angabe Cesarz. Warsaw: Czytelnik, (engl. The Emperor, 1983; dt: König der Könige. Eine Parabel der Macht, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984) Reportage über den Fall des allmächtigen äthiopischen Kaisers Haile Selassi. Mit diesem Buch erlangte R.K. endgültig internationale Reputation.- "Drei Jahre später, Solidarnosc war verboten und das Kriegsrecht proklamiert, dechiffrierten Autoren der polnischen Untergrundpresse den Cesarz als Abrechnung mit dem polnischen Kommunismus" (taz v. 16.02.94).

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Bibliografische Angabe Wojna Futbolowa. Warsaw: Czytelnik, 1978. (engl: The Soccer War; dt: Der Fußballkrieg. Berichte aus der Dritten Welt, Frankfurt/M. Eichborn 1990) - Neben Afrika bilden auch Asien u. Lateinamerika den Hintergrund für diese Reportagen.
Absatz Preis der polnischen Wochenzeitung Kultura.

1979
Gastprofessur in Caracas, Venezuela.
Absatz
Verleihung des Preises des polnischen Journalisten-Verbandes.

1980
Verleihung des Ehrenpreises des Kulturklubs Kuznica.

1981
Mitarbeit bei der Zeitschrift New Perspectives Quarterly in Los Angeles
[2].
Absatz Stellvertretender Vorsitz des Komitees Polen 2000 bei der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

1982
Bibliografische Angabe Szachinszach. Warsaw: Czytelnik, 1982.(engl: Shah of Shahs; dt: Schah-in-schah. Eine Reportage über die Mechanismen der Macht, der Revolution und des Fundamentalismus, Köln, Kiepenheuer & Witsch, 1986).

1983
Bibliografische Angabe Zaproszenie do Gruzji (Eine Einladung nach Georgien, zusammen mit W. Kubicki's Slodkie morze Bajkal). Warsaw: MAW, 1983.

1986
Bibliografische Angabe Notes Gedichte. Warsaw: Czytelnik, 1986.

1988
Gastprofessur in Philadelphia.
Absatz
Aufnahme in den polnischen PEN-Club.

1989
wird Ryszard Kapuscinski Mitglied der polnischen Schriftstellervereinigung.
Absatz
Ksawery Pruszynski-Preis, poln. Literaturpreis.

1989-92
unternimmt Ryszard Kapuscinski mehrere Reisen durch die damals in Auflösung begriffene Sowjetunion und anschließend durch Süd- und Ostafrika.

1990
Bibliografische Angabe Lapidarium. Warsaw: Czytelnik, 1990. Epische Aufzeichnungen aus den Jahren 1972-1989 (dt: Lapidarium, Frankfurt/M.Eichborn 1992).

1991
Mitgliedschaft im Vorstand des polnischen PEN-Clubs.

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1993
Bibliografische Angabe Imperium. Warsaw: Czytelnik, 1993. Literarische Reportagen.(dt: Imperium. Sowjetische Streifzüge, Frankfurt/M. Eichborn 1993), Bestandsaufnahme und pessimistische Prognose über die Zukunft des ehemaligen Imperiums.
Absatz
Mitgliedschaft in der Academia Scientiarium et Artium Europea, Salzburg.
Absatz
Mitgliedschaft im polnischen Kulturrat.

1994
Ausgezeichnet mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.

1994-95
Deutschlandaufenthalt als Stipendiat von DAAD.

1995
Bibliografische Angabe La
pidarium II. Warsaw: Czytelnik, 1995. Epische Aufzeichnungen aus den Jahren 1989-1995.
Absatz Reise durch Westafrika.
Absatz
Verleihung des Literaturpreises Prix de l'Astrolab, Frankreich.
Absatz
Verleihung des Preises der A. Jurzykowski-Stiftung, USA.

1996
Ausgezeichnet mit dem Preis des polnischen PEN-Clubs.
Absatz
Verleihung des Preises der Turzanski-Stiftung, Kanada.

1997
Bibliografische Angabe Lapidarium III. Warsaw: Czytelnik. Epische Aufzeichnungen.
Absatz
Preis der polnischen Kulturzeitschrift Odra.

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Afrikanisches Fieber
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1998
Bibliografische Angabe Heban. Warsaw: Czytelnik (eng. The Shadow of the Sun, dt. Afrikanisches Fieber. Erfahrungen aus vierzig Jahren, Frankfurt/M., Eichborn 1999). Literarische Reportagen.

1999
Bibliografische Angabe Die Welt im Notizbuch, Literarische Reportagen (Lapidarium II + III) "Die Welt im Notizbuch ist in erster Linie nicht Beschreibung und Analyse der Fremde, nicht Reportage, sondern Introspektion, also Selbsterforschung und Reflexion alltäglicher Verläufe in der Fremde, verfasst in Form von Tagebuchsplittern und Fragmenten..." (Hans-Jürgen Heinrichs in der FR v. 1.03.2001).
Absatz
Hanseatischer Goethe-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung in Hamburg.
Absatz
Ausgezeichnet als Polnischer Journalist des Jahrhunderts, Wahl durch die polnische Fachzeitschrift Press.
Absatz Ausgezeichnet mit dem
Linde-Literatur-Preis, gemeinsam mit Christa Wolf.

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2000
Bibliografische Angabe Z Afryki Fotoband. Bielsko-Biala: Buffi. "Der Bildband AUS AFRIKA ist, ähnlich wie HEBAN (Afrikanisches Fieber), sein persönliches Porträt von Afrika". (Adam Mickiewicz Institut, Zentrum für Internationale Kulturelle Zusammenarbeit).
Bibliografische Angabe
Lapidarium IV, Warsaw: Czytelnik Literarische Reportagen.
Bibliografische Angabe
Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies, Reportagen, Essays, Interviews aus vierzig Jahren, Berlin (Eichborn). Auswahl aus dem Gesamtwerk.
Absatz
Ryszard Kapuscinski wird der italienische Literaturpreis Premio Viaregg verliehen.
Bibliografische Angabe
Medien und Dritte Welt, Epilog zu Understanding Media, Ein Sampler zur Geschichte der Medienreflexion v. Andreas Mertin.

2001
Bibliografische Angabe Das organisierte Böse, Essay in Le Monde diplomatique (v. 16. März)
[3].
Bibliografische Angabe At play in the bush of ghosts. Tropical baroque, African reality and the work of Ryszard Kapuscinski, Kritische Anmerkungen zum Werk von R.K. von John Ryle
[4].

2002
Am 4. März
wird Ryszard Kapuscinski   70 Jahre alt.
Bibliografische Angabe Lapidarium V, Warsaw: Czytelnik.Absatz Ausgezeichnet mit dem Prix Tropiques 2001 für Heban (Afrikanisches Fieber) durch die französische Entwicklungsagentur l'Agence française de développement.

2003
18. Januar: Überreichung eines der bedeutendsten italienischen Literaturpreise, des Premio Grinzane Cavour in Turin.
Absatz
Premio Principe de Asturias 2003, Communicación y Humanidades (Prinz von Asturien-Preis für Kommunikation und Humanität).
Absatz Ausgezeichnet mit dem
Deutschen Hörbuch Preis 2003:
Für "Beste Information: »König der Könige« von Ryszard Kapuscinski. Die Auszeichnung erhalten Bearbeiterin Gabriele Neumann und Regisseur Hans Drawe".
Bibliografische Angabe
Autoportret Reportera (Selbstportrait eines Reporters), Krakau: Wydawnictwo Znak.

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2004
Im Juni kehrt Ryszard Kapuscinski von einer Reise aus Lateinamerika, Kolumbien, zurück.[5]
Absatz Ausgezeichnet mit dem Bruno Kreisky-Preis für das politische Buch für sein Gesamtwerk, gemeinsam mit Alison Des Forges für das Buch Kein Zeuge darf überleben - Der Genozid in Ruanda.
Bibliografische Angabe Podróze z Herodotem, (dt: Meine Reisen mit Herodot[6], Übersetzung: Martin Pollak. Ffm. 2005), Krakau: Wydawnictwo Znak.

2006
Bibliografische Angabe Prawa natury (Gesetze der Natur), Gedichte. Februar 2006.
Bibliografische Angabe Ten inny (dt: Der Andere; Übersetzung: Martin Pollack. Ffm 2008), Vorlesungen - gehalten 2004 am Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen - . Reflexionen über Begegnungen mit dem Anderen zu Beginn des 21. Jh's. 2006.
Bibliografische Angabe Lapidarium VI, Warsaw: Czytelnik.

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2007
Am 23. Januar stirbt Ryszard Kapuscinski in Warschau, er ist 74 Jahre alt geworden.
Bibliografische Angabe Notizen eines Weltbürgers (enthält: Lapidarium IV, 2000 und Lapidarium V, 2002). Literarische Reportagen. Ffm. Februar 2007. 

2009
Bibliografische Angabe Die Welt des Ryszard Kapuscinski: Seine besten Geschichten und Reportagen. Vorgestellt von Ilija Trojanow.

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STIMME(N):
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"If you want just the facts, you go elsewhere. There are a lot of writers who can give you that. One goes to Ryszard Kapuscinski to penetrate to something deeper and stronger." (Salman Rushdie, Vanity Fair)
"Nun, im Alter von 73 Jahren, den Körper geschwächt von Malaria-Schüben, TBC, und mit sechs Bypässen geschlagen, rastlos wie eh, die knappe Zeit als Luxus begreifend, offenbart er das Geheimnis seines Lebens: Kapuscinski hatte einen Reisebegleiter namens Herodot." (Andrea Seibel, Die Welt, v. 03.12.2005)
"Suppose we were to launch a spacecraft with the intention of establishing literary contact with the residents of some remote part of the galaxy. If we had room for only one contemporary writer, whom would we send? I'd vote for Ryszard Kapuscinski, because he has given the truest, least partial, most comprehensive and vivid account of what life is like on our planet." (Geoff Dyer, Guardian Book Review v. 02.06.2001)
"Man möchte Ryszard Kapuscinski seitenlang zitieren. Die Direktheit und Unambitioniertheit seiner fast biblisch-elementaren Sprache, das Unprätentiöse seiner präzisen Berichterstattung erzeugt den magischen Sog aller fesselnden Reiseliteratur: Komm mit mir, wenn du vom Fieber geschüttelt werden willst." (Sabine Vogel, Berliner Zeitung v. 29.01.2000)
"Ryszard Kapuscinski macht wahrlich nicht den Eindruck eines Reise-Rambos. Der kleine 68-jährige Mann mit dem offenen Gesicht, das zumeist ein gutmütiges Lächeln umspielt, und den hellwachen Augen, denen nichts zu entgehen scheint, wirkt eher bescheiden-schüchtern." (Hans-Jürgen Wesener in Die Welt v. 22.09.2000, anlässlich eines Vortrags im Haus der Kulturen der Welt in Berlin).
"Ich bin ja der letzte Zeuge des Prozesses der Entkolonialisierung, der letzte, der die Entwicklung des neuen Afrika von Anfang an verfolgt hat. Alle Kollegen aus der Zeit der Befreiungskämpfe sind entweder getötet worden oder haben den Beruf oder zumindest die Sparte gewechselt." Kapuscinski über Kapuscinski (taz v. 19.03.94)
"Wir sind schon wie ein altes Ehepaar, sagte Ryszard bei unserer letzten Begegnung und lachte. Er lachte so gern, und er besass ein wunderbares Lachen." (Martin Pollack - Übersetzer aller in Deutsch erschienen Werke Kapuscinskis kurz nach dessen Tod, in: WOZ, Die Wochenzeitung v. 01.02.07)
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ANMERKUNGEN:
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1) Gattungszuordnung entlehnt bei Georg Mrugalla zu Ryszard Kapuscinski in KLfG

2) Die Zeitschrift weist ihn noch heute (09/2005) als Berater aus (aufgeführt im Board of Advisors, wo u.a. auch Carlos Fuentes zu finden ist!).

3) Aufsatz, der die Völkermorde des 20. Jh's zum Inhalt hat. Kapuscinski stemmt sich gegen die übliche Praxis, Völkermorde als einzelnes Phänomen zu betrachten und deren Ursachen gesondert zu untersuchen. Unter Berufung auf verschiedene Politologen und Philosophen stellt er fest: "Unsere heutige Zivilisation birgt in ihrem Charakter, ihrem Wesen und ihrer Dynamik einzelne Züge, die unter bestimmten Bedingungen und zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Völkermord hervorbringen können." Und dies geschehe immer dann, wenn "ein Bruch zwischen der jeweiligen Kultur und dem Transzendenten erfolgt, das heißt, wenn die spirituelle Komponente einer Kultur geschwächt ist oder versagt...". (Vgl. Das organisierte Böse in: Le Monde diplomatique)

4) Einer der wenigen Kritiker, der (in der Literaturbeilage der britischen Times, Times Literary Supplement) den Wahrheitsgehalt der Literarischen Reportagen von Ryszard Kapuscinski anzweifelt. John Ryle ist Vorsitzender des Rift Valley Institute; er schreibt: "Die Zweifel an der Verlässlichkeit seiner Reportagen begannen mit dem Buch König der Könige", in dem schon die Redeweisen der als Zeugen präsentierten Mitglieder des kaiserlichen Hofs von Haile Selassi an der Authentizität des Inhalts zweifeln ließen. Das später von Interpreten ins Feld geführte und von Kapuscinski teilweise unterstützte Argument, König der Könige müsse als Allegorie auf die polnischen Verhältnisse der Gegenwart gelesen werden, wird von John Ryle verworfen. Es gebe keinerlei Hinweise auf eine solche Lesart. Ryszard Kapuscinski dazu: "Meine Kritik der autoritären Strukturen der Macht drückte sich darin aus, daß ich ihre Unzeitgemäßheit bloßlegte. Dabei ging es zugleich darum, die Überholtheit unseres autoritären Systems in Osteuropa darzustellen. Also las ich sorgfältig die alte, feudale polnische Literatur des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Ich fand wundervolle, vergessene Wörter, die plastisch und farbenreich waren, und ich entwickelte daraus ein eigenes Vokabular." (Vgl. Ryszard Kapuscinski über sein Schreiben)
John Ryle verweist auf weitere Fehlinformation diesen historischen und geographischen Bereich betreffend: In The Shadow of the Sun (Afrikanisches Fieber) behaupte Kapuscinski, er habe in Addis Abeba mit dem Buchladen der Universität den einzigen Buchladen des Landes besucht, was nicht der Wahrheit entspräche. (Vgl. At play in the bush of ghosts v. John Ryle)

5) "Gerade komme ich aus Kolumbien, da gibt es seit 40 Jahren Krieg". Diese Äußerung ist Teil einer Antwort, die Ryszard Kapuscinski in einem Interview von ROBERT MISIK (taz v. 05.06.04) auf die Frage gibt, ob er immer noch sein Leben riskiere. Er habe nie nach der Front gestrebt, aber als "Korrespondent musste ich auch in die Gefahrenzonen. Doch die Strukturen kriegerischer Auseinandersetzungen ähneln sich, ich fand sie daher nach einiger Zeit uninteressant. Ich bin mehr an den Tiefenströmungen von Gesellschaften interessiert. Aber ich werde Gefahren auch nicht aus dem Weg gehen."
Ausgehend von Ryszard Kapuscinskis profunder Kenntnis der Verhältnisse in Afrika und der sog. Dritten Welt insgesamt, kommt der Interviewer auf die dringendsten Fragen im Verhältnis Erste und Dritte Welt zu sprechen. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang Kapuscinskis Einschätzung des militanten Islamismus, der sich "gar nicht in erster Linie" gegen den Westen richte, sondern gegen "die große Mehrzahl der aufgeklärten Muslime und ihre eigenen, eher weltlichen Regierungen."

6) 1954 kommt Ryszard Kapuscinski mit Herodot und dessen Werk in Berührung und fortan, heißt es, begleitet ihn der - wie Kapuscinski ihn sieht: Reporter, Anthropologe, Ethnograph und Schriftsteller - auf seinen Reisen. Vom Geschichtsschreiber des 5. vorchristlichen Jahrhunderts aber lernt er wie die Überlieferung menschlicher Geschichte funktioniert. -
Eine der ersten Rezensionen des Buches Meine Reisen mit Herodot erscheint in der WELT von Andrea Seibel. Dass diese vom Autor und Reisenden Kapuscinski beeindruckt ist, drückt sie bereits in Titel und Untertitel aus, sie schreibt: "Herodot und Er. Wer den großen Reporter Ryszard Kapuscinski ein Leben lang begleitete und wie man ein Staunender bleibt." Ihrem Bericht ist zu entnehmen, dass die Lektüre des Buches eine Annäherung an die Person des Autors erlaubt, der seinerseits den Menschen Herodot "imaginiert". Kapuscinski sei ein [Reise-]"Süchtiger geworden, obwohl er wahrscheinlich ein ängstlicher Mensch war und ist", bei dem, selbst nachdem er bedroht und beraubt wird, keine Wut aufkomme: "Kapuscinski ist eben kein System- oder Gesellschaftskritiker, sondern Sammler: von Bildern, Eindrücken, Situationen, die zu Allegorien und Parabeln werden." Die Reisen mit Herodot wurden Kapuscinski durch dessen Chefin, Frau Tarlowska, ermöglicht, die ihm Herodots Historien mit den Worten "Das ist von mir, für unterwegs" überreicht habe, "welch kluge Vorgesetzte!", fügt die Rezensentin hinzu. Kapuscinski habe schon in Indien mit der Lektüre dieses Buches begonnen und sei Herodot bis an die Ränder seiner Welt gefolgt. Die letzte im Buch beschriebene Station sei Halikarnassos, die Geburtsstadt Herodots, das heutige, in der Türkei gelegene Bodrum, wo sich Kapuscinski Herodot als Kind vorstelle.

Wichtigste Quelle neben dem Internet: KLfG (Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur, edition text+kritik)

Die weissen Besserwisser, ein Gespräch mit Ryszard Kapuscinski, geführt von Peter Haffner am 6. Mai 1997 in NZZ Folio
Zeuge der Zukunft, ein Gespräch mit Ryszard Kapuscinski unter dem Stichwort Sichtbare und unsichtbare Demarkationslinien einer gespaltenen Welt, zusammengefasst und dokumentiert von der Süddeutschen Zeitung.
Ryszard Kapuscinski über sein Schreiben auf der Online-Seite der Botschaft der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland (keine reine Lobeshymne, sondern eine vergleichsweise differenzierte Kurzdarstellung von Leben und Werk des R.K.)
KLfG (Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur, edition text+kritik)
Premios Principe de Asturias
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REZENSION(EN):
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zurRezension Ein Ort, den es nicht gibt (zu: Afrikanisches Fieber)
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Besonderer Dank gilt Ewa Bielska für das Sichten und Übersetzen der polnischsprachigen Quellen zur Biographie!
2003-2014 © by Janko Kozmus
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