"Mädchen
(15) ist nach erzwungener Heirat mit einem 55jährigen, pensionierten
Lehrer schwanger",
heißt
es auf der Titelseite der englischsprachigen, tansanischen
Wochenzeitung The Arusha Times.
Ein
15jähriges Mädchen aus Arash im Distrikt Ngorongoro, das Edward
Selasini, der Verfasser des Berichts, - anstelle ihres wirklichen
Namens - Mary nennt, das im vergangenen Jahr die Primärbildung
abgeschlossen habe, könne nicht mit der Sekundarbildung beginnen,
da es hochschwanger sei, nachdem es gezwungen worden war,
einen 55jährigen Mann zu heiraten.
"Nicht
nur ist der Mann, den zu heiraten sie gezwungen wurde, 40
Jahre älter als sie, sondern gleichzeitig ein früherer Lehrer
der Grundschule, die auch Mary besuchte."
Mary
habe Jowika Kasunga, dem District Commissioner von Ngorongoro,
in der vergangenen Woche während der Gedenkwoche Gobal
Week for Action in Digo Digo erzählt, sie sei jetzt im
fünften Monat schwanger, nachdem sie gezwungen worden war,
den Mann zu heiraten und die "illegale und brutale Heirat"
anschließend zu vollziehen.
Weinend
habe Mary erzählt, sie sei eine von zwei SchülerInnen gewesen,
die im vergangenen Jahr nach erfolgreicher Primärschulprüfung
ausgewählt worden waren, die weiterführende Schule in Digo
Digo zu besuchen, aber ihr Wunsch nach weiterer Bildung sei
"vereitelt" worden, als sie verheiratet wurde. Mary sei nur
sechs Tage bei dem alten Mann geblieben, aber das habe genügt,
sie zu schwängern.
"Mein
Traum ist es immer gewesen", wird Mary wörtlich zitiert, "eine
gute Bildung zu erlangen, aber dies wurde durch meinen Vater
zerstört, der mich gezwungen hat, diesen alten Mann zu heiraten".
Mary
sei auf der Flucht vor ihrem zwangsverheirateten Mann seit
zwei Tagen in der Wildnis gewesen, ohne Essen und den wilden
Tieren trotzend, bis sie im Januar dieses Jahres Paulina Tipap,
eine Menschenrechtsaktivistin, die in einer →
NGO
namens Laramatak Development Organisation (LADO) arbeite,
getroffen habe.
Nach
der Rettung der völlig heruntergekommenen Mary sei diese in
ein lokales Hospital gebracht worden, wo sie medizinisch betreut
worden sei. "Die Sache hätte schlimmer stehen können, einzig
die Tatsache, dass sie nicht mit dem fürchterlichen HIV-Virus
infiziert worden ist, ist ermutigend."
Trotz
der Schwangerschaft, so Mary zur Arusha Times, habe
sie immer noch den Wunsch, ihre Bildung fortzusetzen, um sich
in dem Kampf gegen veraltete Traditionen, wie der Verheiratung
von Mädchen im frühen Alter, engagieren zu können.
Der
District Commissioner, heißt es in dem Bericht weiter, prangere
den Brauch an, jungen Massai-Mädchen ihre fundamentalen Menschenrechte
zu verweigern und versprach an vorderster Front für Kinder-
und Frauenrechte im Distrikt zu kämpfen. In einer von ihm
organisierten Spendenaktion seien →
TSh
60.700 gesammelt worden, "um Mary zu helfen, deren Zukunft
bereits gefährdet wurde". Es folgt ein Spendenaufruf, um Mary
zu einem normalen Leben zu verhelfen.
Marys
Vater, Ole Kaipai, befinde sich derzeit auf der Flucht und
werde von der Polizei gejagt, während Uka, der Mary für sechs
Tage eingesperrt gehalten hatte, verhaftet, vor dem Loliondo-Gericht
angeklagt und auf Kaution frei gelassen worden sei.
"In
den nomadisierenden Stämmen im Norden →
Tansanias
sind Zwangsehen", stellt der Autor Edward Selasini abschließend
fest, "trotz Anstrengungen von Regierung, NGO's und religiösen
Einrichtungen, diese Praxis zu bekämpfen, immer noch Brauch".
·
(Arusha
Times,
ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Arusha Times (tansanische Wochenzeitung, Arusha Times)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert:
Janko Kozmus ©
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