Literarisches
Portrait: Elias Khoury
1948
Am 12. Juli wird Elias Khoury als Sohn einer Familie griechisch-orthodoxer
Herkunft in Beirut geboren.
1967
Abitur an einer französisch geführten Privatschule.
1968-70
Studium der Geschichte und Soziologie an der Université Libanaise
in Beirut.[1]
1970
Fortsetzung des Studiums an der Ecole Pratique des Hautes Etudes
in Paris.
1973
Diplom-Abschluss des Studiums mit einer Arbeit über den Bürgerkrieg
im Libanongebirge in den Jahren 1840-1860 zwischen den christlichen
Maroniten und den Drusen, deren Religion auf einer Abspaltung vom schiitischen
Islam fußt[2]. Anschließend
geht Elias Khoury zurück nach Beirut.
1973-79
Arbeit im PLO-Forschungszentrum in Beirut. Beginn des Schreibens
im essayistischen und belletristischen Bereich[3].
1974
Tagribat
al-baht an ufuq. Muqadimma li-dirasat ar-riwaya al-arabiya ba'da l-hazima.
(Versuch über eine Suche nach dem Horizont. Einleitung für
eine Studie der arabischen Erzählung nach der Niederlage [von 1967,
"Sechstagekrieg"]) Essays, Beirut.
1975
An
alaqat ad-da'ira. (Über die Relationen des Kreises), Roman.
Beirut.
1976
Beendigung der aktiven Teilnahme am palästinensischen Widerstand.[4]
1976-79
Herausgabe des sozio-politischen Journals Su'un filastiniya (Palästinensische
Angelegenheiten) am PLO-Forschungszentrum, gemeinsam mit dem palästinensischen
Dichter Mahmoud
Darwish.
1977
Ad-Djebel
as-sagir (Der kleine Berg)[5],
Roman, Beirut.- Der
Roman erzählt die Geschichte einer Gruppe palästinensischer
Widerstandskämpfer in Westbeirut. Einer der Kämpfer ist der
Erzähler selbst.[5_1]
1979
Dirasat
fi naqd as-si'r (Studien zur Kritik der Dichtung), Essays. Beirut.
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WHITE
MASKS
engl. Übersetzung
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1979-91
Herausgabe des Kulturteils der linksorientierten libanesischen Tageszeitung
As-Safir (Der Botschafter).
Arbeit als Redakteur in den Zeitschriften At-Tariq (Der Weg) und Mawaqif
(Standpunkte).
1981
Abwab
al-madina (Die Tore zur Stadt, Übersetzung ins Englische v.
Paula Haydar: Gates of the City, London 1993) Roman, Beirut.
Al-Wuguh al-bayda (Die weißen Gesichter; Übersetzung
ins Französische v. Luc Barbulesco: Un parfum de paradis,
Paris 1992; engl.: White Masks; Übersetzung ins Englische:
Maia Tabet. London 2013), Roman, Beirut. - Vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs
entwickelt sich die Romanhandlung, die mit allen Inkredenzien des klassischen
Krimis ausgestattet ist: Ein gelangweilter Reisebüroangestellter
betätigt sich als Amateurdetektiv. Er interviewt neben Angehörigen
auch - scheinbar wahllos ausgewählte - Nachbarn des Opfers. Der
scheinbar naive Ermittler setzt Stück für Stück ein Bild
zusammen, das deutlich in Richtung Korruption weist.
1981/82
Dozent für moderne arabische Literatur an der Columbia University
of New York.
1982
Ad-dakira
al-mafquda. Dirasat naqdiya (Das verlorene Gedächtnis. Kritische
Studien) Essays, Beirut.
1984
Dozent für moderne arabische Literatur an der Université
Libanaise in Beirut.
Al-Mubtada wal-habar (Subjekt und Prädikat), Kurzgeschichten.
Beirut.
1985
Zaman
al-ihtilal (Zeit der Besatzung), Essays. Beirut.
1986-88
Dozent für moderne arabische Literatur an der American University
of Beirut.
1989
Rihlat
Gandhi as-sagir (Die Reise des kleinen Gandhi, Übersetzung
ins Englische v. Paula Haydar: The Journey of Little Ghandi,
London 1994), Roman. Beirut.
1990
Dozent für moderne arabische Literatur an der Beirut
University College.
1992
Leitender Redakteur der Kulturbeilage der Beiruter Tageszeitung An-Nahar.
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KÖNIGREICH
DER FREMDLINGE
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1993
Mamlakat
al-guruba (dt: Königreich der Fremdlinge, Übersetzung:
Leila Chammaa, Berlin 1998) Roman, Beirut.- Aus einem Gespräch
zwischen dem Erzähler und Maria - sie lernen sich auf einer Party
kennen - entwickeln sich verschiedene Handlungsstränge: Von der
ehemaligen Sklavin und jetzigen Hausangestellten Widad bis zum Jungen,
der das Massaker im palästinensischen Flüchtlingslager Shatilah
überlebte.
Mudakkirat Ayyub (Die Erinnerungen des Hiob), Theaterstück,
Uraufführung: Masrah Bayrut, 17.11.1993, Regie: Roger 'Assaf.
Hors
de la vie (Aus dem Leben), Filmskript, Regie: Marun Bagdadi, Frankreich.
1993-98
Direktor des Beiruter Experimentaltheaters Masrah Bayrut.
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DER
GEHEIMNISVOLLE BRIEF
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1994
Magma
al-asrar (dt: Der geheimnisvolle Brief, Übersetzung:
Leila Chammaa, München 2000) Roman, Beirut.
1995
Habs
ar-raml (Das Raml-Gefängnis), Theaterstück, Uraufführung:
Masrah Bayrut, März 1995, Regie: Rabi' Mrou'a.
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DAS
TOR ZUR SONNE
(gebundene Ausgabe) |
1998
Bab
as-sams (dt: Das Tor zur Sonne, Übersetzung: Leila Chammaa,
2004), Roman[6], Beirut.-
Am Krankenbett des ins Koma gefallenen Freundes erzählt einer der
Protagonisten ihrer beider Geschichte, die gleichzeitig Familiensaga,
Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts und des palästinensischen
Exodus ist. Die Reise beginnt in den 40ern und verläuft bis in
die 90er Jahre, wo sie nach der Zäsur des Osloer Abkommens endet.
Ausgezeichnet mit dem Palästina-Preis
für den Roman Bab as-sams (Das Tor zur Sonne).
Fi fann ar-riwaya. Hikayat al-hiaya. Ga'izat Filastin ila "Bab
as-sams". (Über die Kunst des Erzählens. Die Geschichte
der Geschichte. Der Palästina-Preis an Das Tor zur Sonne),
Rede zur Preisverleihung, in: At-Tariq (Beirut), H. 6. S. 117-123.
1998/99
Culture,
War and Rebirth (Kultur, Krieg und Wiedergeburt) Essay, in: Beiruter
Blätter.
2000
Ra'ihat
as-sabun (Seifenduft), Novelle, aus: Al-Mubtada' wal-habar,
Beirut.
2002
Yalu
(frz.: Übersetzung: Rania Samara: Yalo. Paris 2004; engl.:
Yalo; Übersetzung: Peter Theroux. London 2008; dt: Yalo,
Übersetzung: Leila Chammaa[7].
Berlin 2011), Roman[8].
- Yalo, Angehöriger einer christlichen Minderheit in Beirut, kämpft
im libanesischen Bürgerkrieg. Er vergewaltigt eine Frau, in die
er sich anschließend verliebt. Die Vergewaltigte zeigt ihn an,
Yalo wird verhaftet. Im Gefängnis wird er gefoltert, gesteht seine
Verbrechen - auch solche, die er gar nicht begangen hat - und lernt
sich selbst neu kennen, indem er gezwungen wird, seine Lebensgeschichte
als Geständnis immer wieder neu zu schreiben.-
--> Zur Rezension.
2003
Gastprofessur für arabische und vergleichende Literaturwissenschaft
an der New York University.
Juror beim Lettre Ulysses Award 2003.
2004
Bab
as-sams (dt: Das Tor zur Sonne), Fernsehfilm, Drehbuch: Elias
Khoury, Mohammed Soueid, Yousry Nasrallah, Regie: Yousry Nasrallah.
Ägypten, Marokko, Frankreich.
Elias Khoury ist Gast des 4. Internationalen Literaturfestivals in Berlin.
Comme un monstre métallique
aveugle (Wie ein blindes metallisches Ungeheuer), Artikel in: Le
Monde v. 20.10.04 - Über New York und die Amerikaner sowie
den veränderten Blickwinkel der Araber auf die Amerikaner und vice
versa seit den Anschlägen vom 11. September 2001.[9]
2005
Liban:
une longue épreuve (Libanon:
Eine lange Prüfung/Heimsuchung), Aufsatz , in: Revue d'études
palestiniennes, N° 95 Printemps 2005.
2007
Ka'annaha na'ima
(dt: Als
schliefe sie; Berlin 2012), Roman.- Der
Roman Als schliefe sie handelt in den 1940er Jahren, also vor
der Gründung des Staates Israel, und erzählt die Liebesgeschichte
des Palästinensers Mansur und der "traumbegabten" Libanesin
Milia.
Am 1.-2. Juni findet an der Berliner Akademie der Künste eine Diskussion
zum Thema "Perspektive Europa" statt, an der u.a. Elias Khoury teilnimmt.
[10]
2008
Ausgezeichnet mit dem mit 15.000 Euro dotierten Prix du Roman arabe[11]
für den Roman Comme si elle dormait.
2009
Originaltitel unbekannt (frz.: Le coffre des secrets;
Übersetzung aus dem Arabischen: Rania Samara. Paris 2009). - Der
Libanon in den Jahren 1990 bis 2006, der Periode zwischen den beiden
Kriegen, bildet den historischen Hintergrund für diesen Roman der
zunächst von den beiden Männern Ibrahim und Hanna handelt.
Dazwischen steht Norma, die, nachdem sie mit beiden geschlafen hat,
jeden zu überzeugen versucht, er sei der erste gewesen. Neben dieser
Geschichte erzählt der Autor eine Vielzahl anderer, ein Kaleidoskop
der Geschichte eines Landes, das zwischen den Interessen fremder Mächte
hin und hergerissen ist. Es ist auch die Geschichte der Entfremdung
in der Emigration. Der aus Syrien stammende Ibrahim, wünscht sich
ein Leben lang, in seine Heimat zurückzukehren.
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SINALCOL
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2011
SÎnâlkûl (od. Sinalcol = Kriegsname
aus dem Span. abgeleitet: sin alcool/ohne Alkohol; frz.: Sinalcol:
Le miroir brisé (Der zerbrochene Spiegel); Übersetzung
aus dem Arabischen: Rania Samara. Paris 2013; engl.: The Broken
Mirrors: Sinalcol; Übersetzung aus dem Arabischen: Humphrey
Davies. London 2015).-
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SINALCOL
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Der Roman erzählt anhand der Geschichte der beiden Söhne
von Nasri, einem Apotheker in Beirut die Geschichte des Landes der
letzten Jahrzehnte. Nach Nasris Tod verlässt Karim Frau und Kinder
in Frankreich und kehrt nach Beirut zurück. Zu vieles ist ungeklärt.
Da ist neben dem Tod des Vater ein Mädchen namens Hind. Beide
Brüder haben es geliebt. Sie hat, nachdem er, Karim, den Libanon
verlassen hatte, Nassim geheiratet. Dieser war ein Kämpfer für
die phalangistische Rechte im Bürgerkrieg. Karim selbst kämpfte
damals für die libanesische Linke, sein Kriegsname Sinalcol spukt
noch immer als Phantom des Bürgerkriegs herum, ein zerbrochener
Spiegel seiner selbst.
2016
Awlad AL-Ghetto - Esme Adam (engl.: My Name is
Adam – Children of the Ghetto: Volume I. London 2018).- Das
fiktionale Werk erzählt die Geschichte von Adam, einem New Yorker,
der Elias Khoury als Israeli namens Adam Dannoun vorgestellt wird;
er arbeitet in einem Restaurant, das auf Gerichte aus dem Nahen Osten
spezialisiert ist.
Bei einem Brand kommt Adam ums Leben, jedoch werden Notizen gefunden,
die einzelne Geschichten von ihm sowie die seines eigenen Lebens enthalten.
Khoury beschließt, die Geschichten, die zu einem Roman verdichtet
werden sollten sowie Adams Lebensgeschichte zu veröffentlichen;
sie sind auf tragische Weise mit den Ereignissen verbunden, die Khoury
in seinem Roman Das Tor zur Sonne
beschreibt, der sog. Nakba, der Vertreibung und Flucht von 700.000
Palästinensern und der Gründung des Staates Israel. Adam
hatte erst nach 57 Jahren von dem blinden Mahmoud, einem väterlichen
Freund, erfahren, was ihm die Frau, die er für seine Mutter hielt,
vorenthalten hatte: wer er in Wahrheit ist.
2018
Am 12. Juli wird Elias Khoury 70 Jahre alt.
Elias
Khoury lebt in Beirut und arbeitet dort als leitender Literaturredakteur
der hauptstädtischen Zeitung An-Nahar.