"Trotz
Drangsalierens lebt Ngugis Magie weiter",
betitelt
Wahome Mutahi seinen in der Rubrik Lifestyle der kenianischen
Zeitung Daily Nation erschienenen Bericht über
die Versuche, die Publikation des Romans Matigari des
wohl berühmtesten Autors des Landes, →
Ngugi
wa Thiong'o, zu verhindern.
Bereits
im Erscheinungsjahr 1986 wurden erste Schritte gegen die Verbreitung
des Romans Matigari unternommen, erstaunliche, möchte
man meinen, folgt man Wahome Mutahi blumiger Beschreibung:
"Eines
Tages im Jahre 1986 marschierten zwei Männer in die Büros
des Heinemann Verlagshauses. Einer von ihnen schob dem leitenden
Direktor, Mr. Henry Chakava, eine Ausgabe eines jüngst
publizierten Buches des Verlags hin und verlangte zu wissen:
'Wie hoch ist seine Auflage?' Zunächst leugnete Mr. Chakava
Kenntnis von dem Buch zu haben, räumte später aber ein, dass
er 1500 Stück gedruckt habe. Einer der Besucher fragte:
'Wenn wir ihnen 200.000 →
Sh
zahlen, würden sie die noch nicht verkauften Exemplare
zurückziehen?' Mr. Chakava lehnte das Angebot ab, was
aber die Besucher nicht davon abhielt, ihre Kollegen zu mobilisieren,
die ihnen dabei halfen, die verbleibenden 600 Exemplare zu
beschlagnahmen. Mr. Chakavas Besucher waren Polizisten und
das Buch war Matigari ma Njirungi von Ngugi wa Thiong'o".
Der Roman, so erklärt der Autor des Artikels weiter, war gerade
erschienen und in weniger als einer Woche seien 1.000 Exemplare
verkauft worden. Mit der Beschlagnahme von 600 Exemplaren
durch die Polizei sei das Verbot von Matigari wirksam
geworden, die englische Version jedoch sei heimlich auf den
Markt gekommen und dieses Mal habe die Polizei keine Exemplare
beschlagnahmt.
Neun
Monate später, heißt es weiter, sei das Buch trotz Chakavas
gegenüber der Polizei gemachten Versprechens, Matigari
nicht erneut in Gikuyu zu drucken, wieder auf dem Markt erschienen.
In der Zwischenzeit war die engl. Ausgabe in Simbabwe, wo
es auch dramatisiert wurde, Schullektüre."Ich sah die
dramatisierte Fassung", schreibt der Autor, "letzte Woche
in Harare während der Internationalen Buchmesse von Simbabwe,
deren Schwerpunkt dieses Jahr bei →
Kenia
lag". Kenia sei als erstes Schwerpunktland gewählt worden
wegen seiner wachsenden und hochentwickelten Verlagsindustrie
wie auch als Gastland der Panafrikanischen Kinderbuchmesse,
die jedes Jahr in Nairobi abgehalten werde.
Die
dramatisierte Version von Matigari sei von der Theatergruppe
Alternate Savannah Arts dargeboten worden und während
sie unter einigen technischen Problemen gelitten habe, "ging
sie einen langen Weg, um Ngugis Kreativität und Kenias Geschichte
zu feiern". Die im Buchcafé abgehaltene Diskussion des
Buches in einer Runde, der der Übersetzer Wangui Goro, der
Verleger Chakava und der vormalige Dozent an der University
of Nairobi Kimani wa Gecao und Ngugi wa Mirie angehörten,
die beiden zuletzt genannten leben im Exil, mehrte den literarischen
Reichtum des Abends".
Ngugi
wa Mirie habe treffend zusammengefasst, Matigari, die
Hauptfigur im gleichnamigen Buch, begründete die "Geschichten"
vieler afrikanischer Länder. "Der Held auf der Suche nach
Wahrheit und Gerechtigkeit könnte jeder sein, der im Sinne
Frantz Fanons die Fallstricke von der Idee der Nation wahrgenommen
und bewusst zu hinterfragen begonnen hat, was nach der Unabhängigkeit
falsch gegangen war. "Matigari, der nach einem langwierigen
Guerillakrieg mit den Kolonialisten aus dem Busch kam, habe
dem Friedensgedanken Treue geschworen, "aber die Umstände,
auf die er trifft, wiederstreben dem Frieden". Es sei ein
Zustand des "wenn du Frieden willst, sei auf den Krieg vorbereitet".
Es
sei ein Zustand, in dem alle Bürgerhoffnungen des namenlosen
Landes durch ein politisches System verdüstert würden,
dass seine Frauen, Kinder, Arbeiter und Studenten missbrauche,
während die Minderheit, im Bunde mit dem Auslandskapital,
sich der Errungenschaften des Landes erfreute.
"Ngugis
Kritiker werden Matigari schnell als ein weiteres Stück
marxistischer Rhetorik des Autors fallenlassen, aber während
das Buch eine Klassenanalyse der Widersprüche der Post-Unabhängigkeit
vornimmt, ist es ein literarisches Juwel, insbesondere in
der Originalsprache."
Es
schwenke über das Panorama des post-unabhängigen Afrika,
gesehen mittels der Reise eines Mannes, der zurückgekommen
sei, um sein Land zu entdecken. Sein Stil sei so lebendig,
dass man Matigari berühren und fühlen könne, wie
er jeden Schritt auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit
mache. "Das physische und menschliche Terrain wird den Kenianern
und anderen Afrikanern vertraut sein, weil es ihre Geschichte
darstellt, nun neu gestaltet, da der Kontinent aus dem erwacht,
was Professor Odhiambo auf der Buchmesse als 500jährigen Schlummer
beschrieb, um eine Ära zu betreten, in der die Afrikaner die
Gestalter sein werden." ·
(Daily
Nation, Kenia,
ÜEK:
J.K.)
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