"Kenianer
ziehen zu schnell die ethnische Karte",
ist
ein weiterer Bericht der englischsprachigen Zeitung überschrieben
aus einer Reihe, die untersucht, welche Meinung die afrikanischen
Nachbarn von Kenia und den Kenianern haben.
Francis Kokutse berichtet aus →
Ghanas
Hauptstadt.
Frage man einen Durchschnittsghanaer nach Kenia, sei die häufigste
Antwort "Safari" oder "Tourismus". Für
andere aber seien die Eindrücke vielfältig, kein
Wunder bei der Entfernung zu
→
Kenia.
Die letzten Wahlen von 2007 blieben das meistdiskutierte Thema
der Ghanaer, vermerkt der Verfasser, um sofort wieder auf
das Tourismusthema überzugehen: „Kenia ist das
einzige Land in Afrika, von dem man eine Menge hört,
wenn über Tourismus diskutiert wird.“ Es werde
der Eindruck erweckt, dass Kenia ein Zufluchtsort für
Touristen sei, meint Joseph Mbeah, ein Taxifahrer in der ghanaischen
Hauptstadt Accra. „Ich habe einige kennen gelernt, die
mein Taxi benutzten, wenn sie Konferenzen in Accra besuchten.
Leute, mit denen man nett reden konnte; ich erinnere mich
an ihren starken Akzent, der verriet, dass sie nicht aus Westafrika
waren."
Für Mbeah und viele wie ihn, sei die Gewalt, die während
der Wahlen von 2007 ausbrach, etwas gewesen, was das Bild
von Kenia zerstört habe.
"Die Zeitungen haben Kenia immer als ein Land beschrieben,
in dem die Menschen frei und ohne Sorgen und Probleme lebten.
Als ich aber hörte, dass die Menschen sich wegen der
Wahlen gegenseitig töteten, überraschte mich das
sehr."
Anders als in den westafrikanischen Ländern, wo Putsch
und Gegenputsch die Norm seien, habe Kenia solche Erfahrungen
nicht gemacht.
Deshalb sei für den High-School-Lehrer Evans Pappoe in
Accra „Kenia ein Land, das sich mir, seit ich von der
Mau-Mau Bewegung und dem Kampf gegen die Briten gelesen hatte,
eingeprägt hat. Namen wie Jomo Kenyatta, Tom Mboya and
Odinga Oginga benutzten wir in der Sekundarstufe als junge
Männer in den 60ern als Spitznamen, und dann liefen die
Dinge schief in den 80ern, den 90ern bis 2007, als das Land
fast zerstört wurde.“
Mit dieser Meinung stehe er nicht allein da, fährt Francis
Kokutse fort, um das Wort an Bright Blewu, den Geschäftsführer
der Ghanaischen Journalisten Vereinigung (Ghana Journalists
Association) zu übergeben, der glaube, dass dem Stammessystem
eine wichtige Rolle zufalle bei den Problemen, denen sich
Kenianer heutzutage ausgesetzt sähen.
„Diskutiert man mit einem Kenianer über Politik,
kommt augenblicklich das Thema Tribalismus zur Sprache und
erzeugt den Eindruck, Stammespolitik spiele dort eine negative
Rolle.“
Ein Kenianer außerhalb der Gestade seines Landes lasse
einen unverzüglich wissen, ob er ein Luo sei oder einem
anderen Stamm angehöre.
„Das bedeutet nicht, dass andere afrikanische Länder
dieses Problem nicht haben, aber es scheint, dass sich der
Begriff Volkszugehörigkeit tief in die kenianische
Politik eingegraben hat, und dies erzeugte eine Art Misstrauen
unter den Menschen.“
Der Durchschnittskenianer traue den Politikern nicht: „Der
einfache Kenianer, dem ich begegnet bin, denkt, dass Politiker
nur ihre Taschen füllen und sieht sie deshalb als habgierige
Menschen an, die nichts mehr für den gewöhnlichen
Menschen übrig haben.“
Im Folgenden wird Pumpuni Asante, Leiter des Programms des
Ghana-Zentrums für Demokratische Entwicklung (Ghana Centre
for Democratic Development), zitiert:
„Kenianer kommen sehr bescheiden rüber verglichen
mit uns Westafrikanern. Jedoch sind sie schnell dabei, auf
ihre Volkszugehörigkeit zu verweisen.“
Die Ereignisse von 2007 waren ein Segen für Ghana, das
zu der Zeit den Eintritt in ein Wahljahr vorbereitet habe.
„Beobachter der Ereignisse auf dem Kontinent argumentierten
damals, wenn Wahlgewalt in Kenia geschehen konnte, dann stand
Ghana nicht isoliert da.“
Es sei deshalb nicht überraschend gewesen, dass viel
Zusammenarbeit stattfand zwischen einigen Schlüsselspielern
beider Länder, um eine ähnliche Situation in Ghana
zu vermeiden, fasst Francis Kokutse den politischen Kommentar
des Leiters des Ghana-Zentrums für Demokratische Entwicklung
zusammen und zitiert ihn abschließend noch einmal wörtlich:
„Erfreulicherweise ist die Überprüfung der
Konstitution gut verlaufen, für die meisten Afrikaner
bedeutet dies eine optimistische Sicht auf Kenias Zukunft.“
· (Sunday
Nation, ÜEK:
J.K.)
Quelle:
The
Sunday Nation, Kenya (Sunday Nation)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert
v. Janko Kozmus ©
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