DIE MARABOUT-SEITE
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CHRONIK
Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas

LIBYEN

Stand: 14.10.11


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1940
chrAbs Im Alter von 68 Jahren stirbt Sulaiman al-Barouni, ein tripolitanischer Romancier und ein Symbol des antiitalienischen Widerstands.
Der Berber aus der westlibyschen Region engagierte sich während der Zeit der italienischen Okkupation in den Jahren 1911-1916 u.a. mit der Herausgabe einer nationalistischen Zeitung.
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1942
chrAbs In Mizda, ca. 100 km südlich der Hauptstadt Tripoli gelegen, wird der künftige Romancier und Dramatiker
 Ahmed Ibrahim al-Faqih (auch: Ahmed Fagih) geboren.
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1948
chrAbs Ibrahim al-Koni - zukünftiger Romancier - wird bei Gadhamès in der libyschen Wüste geboren. Er wird in der Wüstenregion zwischen Ghat und Mursuk mit der Berbersprache Tamashag der Tuareg aufwachsen.
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1952
chrAbs In Tripoli wird der künftige Dichter und Romancier Ashur Etwebi geboren.
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1964
chrAbs Der künftige Lyriker Khaled Mattawa wird in Benghasi, der zweitgrößten Stadt des Landes, geboren.
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1965
chrAbs In Tripoli wird die künftige Dicherin Maryam Ahmed Salama geboren.
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November
1970
chrAbs In New York, wo sein Vater Jaballa Matar für die libysche Delegation bei den Vereinten Nationen arbeitet, wird der künftige Autor Hisham Matar geboren. Im Alter von drei Jahren wird seine Familie nach Tripoli zurückkehren.
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7. April
1977
chrAbs In der Los Angeles Times erinnert sich der 1964 geborene libysche Dichter Khaled Mattawa:
"... am 7. April 1977 klebten Mitglieder des Revolutionskomitees ein Ghaddafi-Poster auf das Auto meines Vaters. Am selben Tag haben sie - unter Ghaddafis direkter Überwachung - in Benghasi öffentlich mehrere Dissidenten gehängt.
Am Tag der Hinrichtung bliesen Gibli-Winde von der Wüste her, füllten die Luft mit Staub und verwandelten den Himmel in einen rötlich-grauen Baldachin. Ich nahm gemeinsam mit einem Freund einen Bus, um in der Innenstadt einen Film anzusehen. Als wir uns dem Shajara Platz näherten, drehte der Bus einfach um und brachte uns dahin zurück, woher wir gekommen waren. Später am Abend sendete das Staatsfernsehen wiederholt die Hinrichtungen. Ich ging in die Garage, um das Ghaddafi-Poster vom Auto zu kratzen.". - Vgl. Los Angeles Times online v. 2.03.2011., ÜE: J.K.
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9. September
2001
chrAbs In der Nummer 426 ihres Publikationsorgans veröffentlicht die Arabische Schriftstellervereinigung eine
Liste der 100 besten arabischen Bücher des 20. Jahrhunderts.
Tatsächlich sind es jedoch 105. Darunter befinden sich Bücher zweier libyscher Autoren:
Ibrahim al-Koni: Die Magier
Ibrahim al-Faqih: Die Trilogie Gardens of the night, enthält:
  I Shall Present You With Another City
  These Are The Borders of My Kingdom
  A Tunnel Lit by A Woman.
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2001
chrAbs In Kairo erscheint mit Dardanin der erste Roman des bis dahin als Lyriker in Erscheinung getretenen Autors Ashur Etwebi.
Der Roman beschreibt das alltägliche Leben in Tripoli aus der Sicht von fünf Jungen. Von konservativer Seite wurde der Autor kritisiert, weil er dieses Buch nicht in klassischem Arabisch, sondern in libyschem Dialekt verfasste.
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Juni
2005
chrAbs Ibrahim al-Koni wird im marokkanischen Asilah mit dem Prix Mohamed Zafzaf du roman arabe 2005 ausgezeichnet.
Im selben Monat erhält al-Koni den mit 20.000 Franken dotierten Großen Literaturpreis 2005 des Kantons Bern für sein Gesamtwerk.
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14. Juni
2005
chrAbs "Buchmesse von Tripolis: 350 Verlage, Schriftsteller und Dichter"
Unter diesem Titel berichtet die französischsprachige senegalesische Tageszeitung Le Soleil unter Berufung auf die afrikan. Presseagentur
PANA von der geplanten libyschen Buchmesse:
"Etwa 350 Verlage werden an der geplanten Buchmesse, vom 14. - 24. Juni in Tripolis teilnehmen, wo sie mehr als 150.000 Titel ausstellen werden, gaben die Organisatoren der Veranstaltung mit dem Namen Al-Jamahiriya an."

Das Motto der Buchmesse, so deren Leiter, Mohamed Omar Baļou, lautet: "Für den offenen humanistischen Gedanken"; er bestätigte, dass libysche, afrikanische, arabische und internationale Verlage bei dieser kulturellen Begegnung zugegen sein würden. Eine große Zahl von libyschen und arabischen Schriftstellern, Dichtern und Intellektuellen werden an den kulturellen - literarischen und künstlerischen - die Buchmesse begleitenden Aktivitäten teilnehmen. (...)
· (Le Soleil / PANA, ÜF: J.K.)
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zeit
los
Arabische Sprüche und Weisheiten:
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7. April

chrAbs "Senegals Intellektuelle rühmen Ghaddafis Einsatz"
Unter diesem Titel berichtet die französischsprachige senegalesische Tageszeitung Le Soleil unter Berufung auf die afrikanische Nachrichtenagentur PANA von einem Treffen zwischen senegalesischen Intellektuellen und dem libyschen Führer Muammar al-Ghaddafi.
Alioune Badara Bèye, der Präsident der senegalesischen Schrifstellervereinigung (l'Association des écrivains du Sénégal, AES) habe am Dienstag in Dakar den Einsatz des libyschen Führers Muammar al-Ghaddafi auf dem Gebiet "des Fortschritts für sein Land wie für die Verwirklichung der Einheit des afrikanischen Kontinents" gerühmt.
In Anwesenheit des seneg. Präsidenten Abdoulaye Wade sei Ghaddafi herzlich empfangen worden. Bèye habe von einem "großen Tag" und vom wahren Reichtum Libyens gesprochen, der nicht das Öl sei, "sondern die große Hoffnung, die der Führer Muammar al-Ghaddafi gegenüber den afrikanischen Völkern hinsichtlich der Freiheit, des Sieges über Rückständigkeit, der Umsetzung von Fortschritt, globaler Entwicklung und der Errichtung der Vereinigten Staaten von Afrika geweckt" habe.
Bèye habe die herzliche Aufnahme bekräftigt, die dem Menschen zuteil geworden sei, der "für einen einheitlichen Pass, eine einzige Währung, ein einziges Los und ein Afrika nur für Afrikaner" plädiert habe und der nie erlahmende Anstrengungen unternommen habe "für die Errichtung der Vereinigten Staaten von Afrika". ·
(
Le Soleil, ÜF: J.K.)

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16. Dezember
2010
Ibrahim al-Koni wird in Kairo mit dem mit $ 18000 dotierten Arabischen Romanpreis ausgezeichnet.
Dies berichtet auf seiner Webseite der in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Nachrichtensender Al Arabiya.
Das Preisgeld soll Tuareg-Kindern in  Mali und Niger zugute kommen.
I. al-Koni
Der Vorsitzende der Jury, der syrische Kritiker Sobhi Hadeedi, sagte in seiner Begründung: "Koni wurde wegen seiner Begabung ausgewählt, der Wüste auf menschlichen, natürlichen, spirituellen und mythologischen Level Leben einzuhauchen". -
Vgl. Al Arabiya New Channel (www.alarabiya.net) v. 16.12.2010.
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3. März
2011
chrAbs In England erscheint Anatomy of a Disappearance (dt: Geschichte eines Verschwindens. München 2011),
das zweite Buch des libyschen Autors Hisham Matar. Wie schon das Erstlingswerk Das Land der Männer trägt auch dieser Roman autobiografische Züge. Hintergrund ist das Verschwinden seines Vaters, der von
Ägypten, wohin die Familie geflohen war, nach Libyen ausgeliefert wurde, um dann für zwei Jahrzehnte unauffindbar zu sein.
Hisham Matar
Die Onlineausgabe der FAZ lässt Hisham Matar in der Übersetzung von Michael Bischoff am heutigen Tag zu Wort kommen:
"In den letzten Tagen hat sich etwas Grundlegendes verändert. Ich spüre es im ganzen Körper. Ich habe nicht in den Spiegel geschaut, aber vor meinem inneren Auge sehe ich, dass die Traurigkeit im Blick gewichen ist. Muammar al Gaddafi, der Libyen in den letzten 42 Jahren heimgesucht hat, ist immer noch da, doch die Geschichte hat ihn überholt. Man kann sich Libyen unmöglich weiterhin mit ihm vorstellen.
In den letzten 32 Jahren, seit dem Tag, als meine Familie Libyen verließ, habe ich mich immer verstohlen umgeschaut. Ich erinnere mich an unsere Ankunft in Heathrow nach einem Flug, auf dem ich meinen lieben Vater immer wieder wegen seiner neuen Haarfarbe geneckt hatte. Dort hörte ich, wie ein Mann, der in der Ankunftshalle wartete, einem anderen zuflüsterte: 'Wie sieht dieser Jaballa Matar eigentlich aus?' Er sprach mit einem libyschen Akzent. (...)"
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Anmerkungen:

ÜE: J.K. --> Übersetzung aus dem Englischen: Janko Kozmus ©
ÜF: J.K. --> Übersetzung aus dem Französischen: Janko Kozmus ©

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Quellen

    Sach- und Personenregister