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Rezension:
→ Nuruddin
Farah - Duniyas Gaben
Vom Geben und vom Nehmen
Von Manfred Loimeier (©) Das literarische Werk des somalischen Schriftstellers und Nobelpreis-Aspiranten Nuruddin Farah ist von einer merkwürdigen Ambivalenz durchdrungen: Einerseits eine poetische, mythenreiche Prosa wie in dem jüngsten, brillanten Roman Geheimnisse, andererseits ein plakativer, thesenartiger und programmatischer Politprop-Jargon, der besonders die ersten Arbeiten dieses 1945 geborenen Autors kennzeichnet und sich gelegentlich noch in seinen späteren Büchern finden lässt. Farahs vorletzter Roman Duniyas Gaben, der nun in deutscher Übersetzung erschien*, trägt deutlich die Spuren dieser Extreme in Farahs Stil. Die Handlung dieses Buchs ist vergleichsweise simpel: Duniya, eine Krankenschwester in Somalias Hauptstadt Mogadischu, begegnet unverhofft Bosaaso, einem früheren entfernten Bekannten, der, aus den USA zurückgekehrt, in seiner Heimat für die Vereinten Nationen arbeitet. Zwischen Duniya und Bosaaso entspinnt sich eine von Scheu und Vorsicht geprägte Liebesbeziehung mit Happy End. Sowohl die Konstellation der Figuren als auch ihre Psychogramme sind nicht neu für Farah. Schon in seinem frühen Roman Wie eine nackte Nadel steht ein USA-Rückkehrer im Mittelpunkt, und auch in dem Roman Geheimnisse ist die weibliche Hauptfigur weitaus aktiver und tiefer als die männliche. Will man Duniyas Gaben im Kontext von Farahs Gesamtwerk lesen, dann erschließen sich zweifellos neue Aspekte vertrauter Motive. Ganz im Gegensatz zu Farahs sonst eher verschachtelten, schwierigen und konzentrationsaufwendigen Romanen liest sich Duniyas Gaben geradezu flüssig und flott. Allerdings ist Duniyas Gaben eben auch eines jener Bücher, die Farah mit einer weder sprachlich noch dramaturgisch eingelösten Bedeutsamkeit inhaltlich überfrachtet. Als Beispiel dafür mögen die theoretischen Passagen über das Wesen von Geschenken gelten - schließlich trägt das Buch im Original in Anspielung auf einen Essay des Soziologen Marcel Mauss den Titel Gifts, Geschenke. Farah vergleicht nun die Konfrontation politischer Systeme - USA und Afrika, Demokratie und Diktatur - mit der Begegnung von Individuen. Farahs Fazit: Während völlig unstrittig ist, dass eine gleichwertige Beziehung, also Partnerschaft, von anhaltend gegenseitigem Werben und Verstehen geformt wird, wird eine solche Selbstverständlichkeit in globalem Rahmen nicht für nötig erachtet. Doch aus einseitigem Geben, etwa in Form von Entwicklungshilfe, wächst laut Farah nur Abhängigkeit, wird nur Unmündigkeit zementiert. Derlei - durchaus interessante und zweifellos bedenkenswerte - Aufklärungsimpulse stören in der Lektüre aber doch sehr, weil sie nicht zum Tonfall des Haupterzählstrangs passen. Ebenso aufgesetzt wirken die entsprechenden Dialoge, weil sie in keiner Weise auf die jeweiligen Persönlichkeiten der betreffenden Protagonisten zugeschnitten sind. Also keine große Literatur, sondern Anregungen für politische Debatten.
Nuruddin Farah: Duniyas Gaben. Roman. Aus dem Englischen von Klaus Pemsel. Suhrkamp Verlag. 358 Seiten, 49,80 Mark. (Originaltitel: Gifts) |
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