DIE MARABOUT-SEITE
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NAGIB MACHFUS (1911-2006)
1911
11. Dezember: Nagib Machfus wird als jüngstes von sieben Kindern in einem Kairoer Altstadtviertel geboren; der Vater ist ein kleiner Beamter.
1910er
Kindheit in Kairoer Altstadtvierteln: Al-Gamaliya und Al-Abbasiya.
Besuch der Grund- und Sekundarschule.
1930-34
Studium der Philosophie an der Ägyptischen Universität in Kairo.
1934-38
Arbeit als Sekretär an der Universität. In diese Zeit fällt der Entschluss, sich dem Handwerk des Schreibens zu widmen.
1939
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Abat al-aqdar (dt: Cheops; Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 2005), Roman, Kairo. - Die Geschichte von Cheops, des Erbauers der großen Pyramide von Gizeh.
1939-50
Beamter im Ministerium für Religiöse Stiftungen.

1943
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Radubis (dt: Radubis; Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 2006), Roman, Kairo. - Der Pharao Menera verliebt sich in die junge Radubis und macht sie zu seiner Kurtisane. Über der Liebe zu ihr vergisst er seine Pflichten gegenüber Ehefrau und Amt; es brodelt im Volk, die Höflinge beginnen Intrigen zu spinnen und die Priester wehren sich gegen den Machthunger des Pharaos.

1947
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Zuqaq al-Midaqq (dt: Die Midaq-Gasse,
Übersetzung: Doris Erpenbeck, Berlin DDR; Zürich 1985; Zürich 1991), Roman, Kairo.
1949
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Bidaqa wa-nihaqa (dt: Anfang und Ende, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 2000), Roman, Kairo.

1951-53
Tätigkeiten im staatlichen Kreditbüro, im Kulturministerium und bei bei der Kunstaufsichtsbehörde.

1953
Beginn der Tätigkeit in der Filmabteilung der Aufsichtsbehörde.
1954
Heirat.
1956
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Bain al-qasrain (dt: Zwischen den Palästen, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 1992), Roman, Kairo;
erster Teil der Kairo-Trilogie.
1957
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Qasr as-sauq (dt: Palast der Sehnsucht, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 1993) Roman, Kairo; zweiter Teil der Kairo-Trilogie.
Bibliografische (oder filmografische)Angabe
As-Sukkariqa (dt: Das Zuckergäßchen, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 1994) Roman, Kairo; dritter Teil der Kairo-Trilogie.
Absatz
Ägyptischer Staatspreis für Literatur.
1959
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Aulad haratina (dt: Die Kinder unseres Viertels Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 1990; Zürich 1995), Roman in der Kairoer Tageszeitung Al-Ahram u. 1967 als Buch in Beirut.
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Gamila al-Gaza'iriya (Dschamila, die Algerierin), Film, Ägypten, Drehbuch: N. M., Regie: Youssef Chahine.
1963
Bibliografische (oder filmografische)Angabe An-Nasir Salah ad-Din (Saladin), Film, Ägypten, Drehbuch: N. M., Regie: Youssef Chahine. - Ein etwas triefender, stark heroisierender Breitwandfilm des ägypt. Starregisseurs, nicht sein bester.
1965
Bibliografische (oder filmografische)Angabe As-Sahhad (dt: Der Rausch, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 2003), Roman, Kairo.
1966
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Tartara fauq an-Nil (dt: Das Hausboot am Nil, Übersetzung: Nagi Naguib, Cairo u. Berlin 1982, Nachwort: Dr. Fritz Steppat; Berlin DDR 1985; Neuauflage: Ffm 2004), Roman, Kairo. - Für den Protagonisten des Romans Anis Zaki ist sein Hausboot eine Insel, auf die er sich von seinem ungeliebten bürgerlichen Leben als kleiner Angestellter zurückziehen kann. Sein Diener versorgt ihn und seine Freunde regelmäßig mit Marihuana, während sie über das Leben und die Kunst "philosophieren". Frischen Wind bringt erst eine Frau in die Gruppe. Sie ist es auch, die mit ihrem noch unverstellten Blick nach einem die Gruppe bedrohenden Ereignis als Gewissen fungiert.
1966-68
Direktor der Staatlichen Ägyptischen Filmgesellschaft.
1967
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Miramar (dt: Miramar Übersetzung: Wiebke Walther, Zürich 1989; Zürich 1994), Roman, Kairo. - Jeder einzelne Gast der Pension Miramar in Alexandria steht stellvertrend für eine gesellschaftliche Gruppe
  Ägyptens.
1971
Pensionierung und Beginn der Tätigkeit als freier Mitarbieter bei der halbamtlichen ägyptischen Tageszeitung Al-Ahram.
1974
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Al-Karnak (dt: Karnak-Café; Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 2009), Roman, Kairo.
1983
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Rihlat Ibn Fattuma (dt: Die Reise des Ibn Fattuma, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 2004), Roman, Kairo. - Bereits als Kind träumt Ibn Fattuma, der Protagonist des Romans, von Reisen und Abenteuern. Aus Liebeskummer schließt er sich dann einer Karawane an. Während er Abenteuer um Abenteuer erlebt, erfüllt er sich einen Kindheitstraum, aber das Traumland ist noch nicht erreicht.
1985
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Al-A'is fi l-haqiqa (dt: Echnaton, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 1999), Roman, Kairo. - Nach seinem Tod berichten ihm nahestehende Menschen einem jungen Historiker von dem geliebten und gehassten Pharao. Diese fiktiv-dokumentarische Form lässt Echnaton vor dem Leser in einer Lebendigkeit auferstehen, wie dies ein historischer Roman kaum zu leisten vermag.
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Yaum qutila z-za'im (dt: Der letzte Tag des Präsidenten, Übersetzung: Doris Kilias, Zürich 2001) Roman, Kairo.
1988
wird Nagib Machfus mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
1994
Im Okt. wird ein Mordanschlag auf Nagib Machfus verübt. Der Täter gehört mutmaßlich Islamistenkreisen an. Nach 7 Wochen ist Nagib Machfus genesen und kann das Krankenhaus verlassen.

1996
Neben anderen prominenten Kollegen unterzeichnet Nagib Machfus einen an Arafat gerichteten Aufruf in THE NEW YORK REVIEW OF BOOKS, das Verbot gegen Edward W. Saids Bücher in den Autonomen Palästinensischen Gebieten in Gaza und Westbank sowie in Ostjerusalem wieder aufzuheben.

2001
11. Dezember: Nagib Machfus lehnt es ab, seinen 90. Geburtstag zu feiern.
2005
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Ahlam Fatrat Al-Naqaha (dt: Das Buch der Träume, Übersetzung: Doris Kilias. Zürich 2007), Kurzprosa.
2006
Im Alter von 94 Jahren stirbt Nagib Machfus am 30. August in einem Kairoer Krankenhaus, in dem er seit Juli behandelt worden war.
STIMME(N):

"Machfus ist einfach geblieben, er fährt fort, ein geregeltes Leben zu führen und die Treue zu seinen Freunden ist ihm absolut wichtig. Er frequentiert dasselbe Café, schreibt zu denselben Stunden, nimmt sich die Zeit, stehenzubleiben und die Leute seines Viertels zu grüßen, die ihm sicher als Vorlage gedient haben für seine Romanfiguren." - Tahar Ben Jelloun, anlässlich der Verleihung des Nobelpreises, in Le Monde 18.11.1988, Übersetzung: J.K.

"... begegnete ich Nagib Machfus. Ich erinnere mich noch, seine Schritte waren rasch, sein Körper kräftig, etwa doppelt so groß wie heute, sein Haar völlig schwarz. Er war gerade über fünfzig und arbeitete als Kulturberater im Filmamt." - Gamal al-Ghitani, in: Hommage für Nagib Machfus, erstmals auf Deutsch erschienen in: Literaturnachrichten, Nr. 20,1989. Hgg. von der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Asien, Afrika und Lateinamerika, Frankfurt. © Gamal al-Ghitani. Übersetzung aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich.

Wichtigste Quellen:
Al-Ahram, englischsprachige Wochenausgabe der halbamtlichen ägyptischen Tageszeitung
Fähndrich, Hartmut: Nagib Machfuz, in: KLfG (Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur, edition text+kritik)

2004-2011 © by Janko Kozmus
REZENSIONEN
Zwischen Lethargie und Ekstase (zu: Der Rausch)
Von der Auflösung einer Generation (zu: Der letzte Tag d. Präsidenten)

Einstige Kolonialherren, Knochenbrecher und ein Kaffeehaus (zu: Die Midaq-Gasse)