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Literarisches Portrait: Nagib Machfus 1911
1910er 1919 1930
1930-34 1932 1934-38 1937 1938
1939 1939-50 1941 1943
1944
1945 1946
1947 1948 1949 1951 1951-53 1953 1954 1955 1956 1957 1958
1959 1961 1962 1963 1964 1965
1966
1966-68 1967 1969 1970 1971 1972
1973
1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984
1985
1987 1988 1989 1991 1993
1994 1996
1999 2001
2003
2005
2006 |
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"Machfus ist einfach geblieben, er fährt fort, ein geregeltes Leben zu führen und die Treue zu seinen Freunden ist ihm absolut wichtig. Er frequentiert dasselbe Café, schreibt zu denselben Stunden, nimmt sich die Zeit, stehenzubleiben und die Leute seines Viertels zu grüßen, die ihm sicher als Vorlage gedient haben für seine Romanfiguren." - Tahar Ben Jelloun, anlässlich der Verleihung des Nobelpreises, in Le Monde 18.11.1988, Übersetzung: J.K. "... begegnete ich Nagib Machfus. Ich erinnere mich noch, seine Schritte waren rasch, sein Körper kräftig, etwa doppelt so groß wie heute, sein Haar völlig schwarz. Er war gerade über fünfzig und arbeitete als Kulturberater im Filmamt." - Gamal al-Ghitani, in: Hommage für Nagib Machfus, erstmals auf Deutsch erschienen in: Literaturnachrichten, Nr. 20,1989. Hgg. von der Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Asien, Afrika und Lateinamerika, Frankfurt. © Gamal al-Ghitani. Übersetzung aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. |
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2) Machfus wird später erzählen, dass er zu seiner Überraschung feststellte, dass die Aufnahmeprüfung für die Philosophische Fakultät von Taha Hussein abgenommen wurde. Diesen großen arabischen Schrifsteller, der seiner Meinung nach noch vor ihm den Nobelpreis verdient hätte, habe er nur zweimal getroffen. Bei dieser Gelegenheit, habe Taha Hussein ihn gefragt, warum er die Philosophische Fakultät gewählt habe. Er habe geantwortet, indem er vom Geheimnis des Universums und dem Mysterium der Existenz zu sprechen begann. Er habe ihm aufmerksam zugehört und dann sarkastisch gesagt: "Du liegst richtig mit der Philosophie, weil das, was du sagst, unverständlich ist". - Zitiert nach Gamal al-Ghitanis The Mahfouz-Dialogs, engl. Übertragung v. Humphrey Davies. Cairo 2008, S. 15. 3) Machfus selbst bezeichnet das Jahr 1937 als Wendepunkt in seinem Leben. Er habe sich einem "fürchterlichen Konflikt" unterworfen, indem er zwischen der Philosophie und dem (fiktionalen) Schreiben abwägen musste: "Ich enschied mich trotz der ihm eigenen Schwierigkeiten für das Romanschreiben und gab die Philosophie auf, die ich als leichter empfand, wenn man bedenkt, dass ich durch meine philosophischen Studien eine solide Basis darin erworben hatte. - Vgl. Mahfouz on Mahfouz, Al-Ahram Weekly, Issue No. 810, v. 31.8.-6.09.2006 4) Handlung im Alten Ägypten. Anlässlich der Übertragung ins Englische Mitte d. J. 2004 schrieb die us-amerikanische Arabistin Gretchen Head, sechzehn Jahre nachdem Machfus den Nobelpreis gewonnen habe, sei nun sein erster Roman in Englisch erhältlich. Nach dem Vorbild von Walter Scott, schreibt Head weiter, der die schottische Geschichte in seinem Werk nacherzählte, war dieser Roman als erster in einer Reihe von 40 Bänden vorgesehen, in der die Alte Geschichte Ägyptens reflektiert werden sollte. Dabei schlage Machfus in diesem und den beiden Folgeromanen (Rhadophis of Nubia u. Thebes of War) keine nationalistischen Töne an, wie man vermuten möchte, auch handele es sich nicht um einfache politische Allegorien, seine Erzählweise gebe sich universell, "ähnele den Tragödien im Alten Griechenland".- Zu Beginn des Romans Khufu's Wisdom tritt Cheops in einen Raum, in dem sich sein Wahrsager Djedi befindet und stellt die berühmte Frage, ob einer seiner Sprößlinge auf dem ägyptischen Thron sitzen werde. Djedi verneint, die Handlung - mit überraschenden Wendungen am Ende - ist in Gang gesetzt. (Vgl. "Reading the past into the future: Three Mahfouz novellas" v. Gretchen Head, in: The Daily Star, Regional, Beirut) 5) Der Originaltitel dieses Romans Al Cahira al-gadida, in der wörtlichen Übersetzung: Das neue Kairo, verdeutlicht m. E. mehr als der deutsche Titel Das junge Kairo den Romanhintergrund: die historische, politische und kulturelle Dimension. Dazu heißt es bei Dinitia Smith, Kritikerin der New York Times, "Der Roman spielt in den 1930er Jahren, als sich Ägypten an einem Scheideweg befindet, in einer Phase, wo die traditionellen Werte immer stärker von europäischen Einflüssen unterminiert werden, wo die einen Frauen eingesperrt werden und von vergitterten Balkonen auf Kairos enge Gässchen hinunterblicken, während andere sich auf weiten Boulevards in der neusten Mode aus Paris präsentieren und die ägyptischen Universitäten neu auch Frauen zulassen. Das Land steht unter britischem Einfluss und wird vom korrupten, raffgierigen König Farouk und einem verkommenen Beamtenapparat aus Türken und Tscherkessen regiert, während die Arbeitslosigkeit immer weiter um sich greift und Studenten Hunger leiden."- Vgl. Dinitia Smith: Ein faustischer Pakt, in: New York Times v. 19.06.2008, in deutscher Übertragung beim Unionsverlag. 6) Wie bei diesem Film handelt es sich auch bei allen anderen Filmen um eine enge Zusammenarbeit mit den jeweiligen Regisseuren, die meist ebenfalls am Drehbuch mitwirkten. Vgl. auch den Artikel in Al-Ahram v. 13.12.2001 7) In al-Ghitanis Buch The Mahfouz-Dialogs wird die spannende Geschichte der Publikation dieses Werks erzählt: Die Kairo-Trilogie sei ursprünglich ein einziger Roman mit dem Titel Palast-Spaziergang gewesen, 1800 handgeschriebene Kanzleipapierseiten (Übergröße 210 x 330mm), die Machfus seinem damaligen Verleger gebracht habe. Dieser habe ausgerufen, wie in Gottes Namen solle er das verlegen. Über ein Jahr lag das Manuskript unbeachtet bei dem Verlag, bis sich eine neue Gelegenheit anbot und der Autor sich auf die Suche nach dem Originalskript machte ... Auf Initiative der Zimbabwe International Book Fair wird im Jahre 2002 eine Liste mit "Africa's 100 best books of the 20th Century" veröffentlicht. Die Kairo-Trilogie wurde in diesen Kanon aufgenommen. Nach einem Vorschlag von Professor Ali Mazrui wurde in jahrelanger Arbeit auf internationaler Basis eine Liste erstellt. Aus 1521 Titeln wurde eine Shortlist von 500 erarbeitet. Schließlich wurden aus der veröffentlichten Liste im Februar 2002 unter dem Vorsitz des südafrikanischen Autors und Literaturwissenschaftlers Njabulo S. Ndebele die besten Bücher ausgewählt, die nun als die 100 besten Werke afrikanischer Literatur des 20. Jh.s gelten. 8) Der Abdruck in Al-Ahram wurde eingestellt, weil der Roman als "anstößig" betrachtet wurde; in Ägypten ist er nie vollständig und in Buchform erschienen. Allerdings kursierten in anderen Ländern erschienene Ausgaben auch in Ägypten, u.a. die engl. Übersetzung. Nagib Machfus selbst soll zuzeiten der auslaufenden Nasser-Ära ein Abkommen mit den Zensurautoritäten getroffen haben, diesen Roman im Ausland zu veröffentlichen. Die Diskussion über die Herausgabe dieses Buchs wird in Ägypten zu Beginn des Jahres 2006 neu entfacht, da eine 'ägyptische' Ausgabe vorbereitet wird, pikanterweise im arab. Ausland, dem Beiruter Verlag Dar Al-Shorouq. Zudem soll das Vorwort von dem islamischen Gelehrten und früheren Informationsminister Ahmed Kamal Abul-Magd geschrieben werden. Angeblich befürwortet Nagib Machfus dieses Vorhaben, was wiederum Ägyptens Intellektuellen Sorgen bereitet. Vgl.: The fetters of faith v. Gamal Nkrumah, in: Al-Ahram Weekly v. 09.02.06. Eine Lesart interpretiert den Roman als allegorische Kritik an monotheistischen Religionen. 9) Wörtliche Übersetzung: "Der Bettler" 10) Wörtliche Übersetzung: "Plauderei/Tratsch am Nil" 11) Für mich ganz persönlich ein besonderes Buch des Autors, das erste, das ich von ihm gelesen habe, Anfang der 80er Jahre, nach meinem ersten Ägypten-Aufenthalt (1980/81). Eine wahre Entdeckung, dabei m. E. ein untypisches Werk v. Machfus. Herausgegeben wurde die dt. Übersetzung von einem (West-)Berliner Verlag in Kreuzberg: Edition Orient. Ich halte die Erstauflage von 1982 noch heute in Ehren. Der Neuauflage in der Edition Suhrkamp scheint übrigens genau diese Übertragung zugrunde zu liegen, zumindest ist mit Nagi Naguib derselbe Übersetzer angegeben. - J.K. 12) "Machfus' Ich-Erzähler erinnert an den in Marcel Prousts Suche nach der verlorenen Zeit. Er ist ein neutraler Beobachter, ein sensibler und unbestechlicher Chronist, der sich zwar als Teil der Gesellschaft versteht, über die er schreibt, zugleich aber im Hintergrund bleibt. Er fungiert gleichsam als Spiegel, in dem die Bilder seiner Freunde, Bekannten und Feinde vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Ereignisse in Erscheinung treten." (Renate Wiggershaus in: NZZ v. 23.10.02) 13) Wörtliche Übersetzung: "Der in Wahrheit Lebende" 14) Wörtliche Übersetzung: "Der Tag, an dem der Führer ermordet wurde" 15) Im August des Jahres 1996 wurden die Bücher des 2003 verstorbenen palästinensischen Literaturtheoretikers, Essayisten und Aktivisten Edward W. Said von palästinensischen Sicherheitskräften aus den Buchläden der Autonomiegebiete entfernt und ein Verkauf untersagt. Hintergrund war Saids Kritik an Arafats Unterzeichnung des Osloer Abkommens mit Israel im Jahre 1993. Das Verbot wurde im Jahre 2000 wieder aufgehoben, nachdem Said sich lobend über Arafat äußerte, der das Angebot eines zweiten Camp David-Gipfels mit Israels Premier ausschlug.- Neben Machfus schlossen sich dem Aufruf an: der syr. Lyriker Adonis, der palästin. Lyriker Mahmoud Darwish, der irak. Dichter Saadi Youssef, Gamal al-Ghitani, Orhan Pamuk, Susan Sontag, Paul Auster, Günter Grass u.a. Vgl. THE NEW YORK REVIEW OF BOOKS. 16) Auf das Drängen seiner Freunde sagt Machfus: "Es gibt Tod und Blut überall, in den USA, in Afghanistan, in Palästina. Wie könnte ich da Geburtstag feiern". (zitiert nach: Machfus im Gespräch mit dem Romancier Youssef El-Qa'id in Al-Ahram v. 13.12.2001) 17) Anlass dieser Publikation in Akhbar Al-Adab, die auch ein Machfus-Interview v. Gamal El-Ghitani enthält, ist der 92. Geburtstag des Nobelpreisträgers. Wichtigste Quellen: Al-Ahram Weekly, englischsprachige Wochenausgabe der halbamtlichen ägyptischen Tageszeitung The Mahfoz-Dialogs v Gamal al-Ghitani; Übersetzung: Humphrey Davies. Cairo 2008 Fähndrich, Hartmut: Nagib Machfuz, in: KLfG (Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur, edition text+kritik) |
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Die Machfus-Seite des Unionsverlags, mit vielen interessanten weiterführenden Links! Nobelvorlesung, aus dem Arabischen ins Englische übertragen und vor der Schwedischen Akademie erst in arabischer, dann in engl. Sprache gelesen von Mohamed Salmawy. Mustafa Darwish berichtet in der Al-Ahram v. 13.12.2001 über das Filmschaffen v. Nagib Machfus. Aufruf in der THE NEW YORK REVIEW OF BOOKS, das palästinensische Verbot der Bücher von Edward W. Said zurückzunehmen 1996. KLfG (Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur, edition text+kritik) Dinitia Smith: Ein faustischer Pakt, in: New York Times v. 19.06.2008, in deutscher Übersetzung beim Unionsverlag. Nagib Machfus in der Afrika-Chronik der Marabout-Seite:
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Zwischen Lethargie und Ekstase (zu: Der Rausch) | ||||||||||||||||||||||||
Von der Auflösung einer Generation (zu: Der letzte Tag d. Präsidenten) | ||||||||||||||||||||||||
Einstige Kolonialherren, Knochenbrecher und ein Kaffeehaus (zu: Die Midaq-Gasse) |
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Al-Ahram, Inhaftierter Blogger Alaa schlägt Deal für seine Feilassung aus, 2011 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram, Der Ägyptische Schriftstellervereinigung in solidarischem Protest mit der syrischen Revolution, 2011 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram, Ibrahim Abdel-Meguids neues Buch bringt die Revolution zu Akhbar Al-Youm, 2011 | ||||||||||||||||||||||||
IPS, Erschreckende Zunahme von vermissten Kindern versetzt das ländliche Ägypten in Aufregung, 2009 | ||||||||||||||||||||||||
The National (V.A.E.), Interview mit dem ägyptischen Autor Yusuf Zeydan (Youssef Ziedan) über seinen Roman Beelzebub. 2009 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram, Hundertjahrfeiern, Zensur und die 40. Kairoer Internationale Buchmesse, 2008 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram, Der Großimam der Al-Azhar-Universität, Scheich Mohamed Sayed Tantawi in der Kritik, 2007 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram, Über das nubische Theaterstück Nubia.com, 2007 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram, Über Arbeiterstreiks in zahlreichem Fabriken Ägyptens, 2007 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram über Polizeiübergriffe bei Landstreitigkeiten in Ägypten, 2005 | ||||||||||||||||||||||||
Arab News, Rezension des Romans "A Certain Woman" v. Hala Al Badry, 2004 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram über "The Passion" in Ägypten, 2004 | ||||||||||||||||||||||||
El-Watan über rituelle Klitorisbeschneidung in Ägypten, 2003 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram über einen der Verhöhnung des Islam angeklagten Schriftsteller, 2000 | ||||||||||||||||||||||||
Al-Ahram über die Zusammenarbeit von Regisseur Fawzi und Drehbuchautor Zikri, 2000 | ||||||||||||||||||||||||
Cairo Times, über den ägyptischen Dichter Ahmed Taha, 1999 | ||||||||||||||||||||||||
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