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Literarisches Portrait: Es'kia MphahleleKritischer Blick auf das literarische und kulturpolitische Schaffen von Es'kia Mphahlele Ezekiel Mphahlele, wie er zunächst heißt, schafft den Weg aus den Slums der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria, wo er 1919 geboren wird, bis in die höchsten Etagen universitärer Bildung. Nach Erlangung eines Lehrer-Zertifikats unterrichtet er zunächst Englisch und Afrikaans, bildet sich gleichzeitig weiter und erwirbt einen Master of Arts (M.A.) in englischer Literatur an der University of South Africa (UNISA) und das als erster Absolvent dieser Universität "mit Auszeichnung". Im Oktober 1953 tritt in Südafrika der Bantu Education Act[1] in Kraft, der eine qualitativ unterhalb der normalen Schulbildung angesetzte "Bantu-Erziehung" vorsieht. Als Mphahlele in Publikationen kritisch gegen dieses Gesetz Stellung bezieht - u.a. arbeitet er redaktionell für das berühmte Drum Magazine -, wird ihm das Unterrichten in Südafrika untersagt. Wirtschaftliche Not zwingt ihn in der Folge in die Emigration. Jeweils mehrere Jahre wird Mphahlele gemeinsam mit Ehefrau und Kindern in Ländern wie Frankreich, Kenia und den USA leben. Die erste Exilstation im Jahre 1957 stellt jedoch Nigeria dar, wo Mphahlele u.a. an der Universität von Ibadan arbeitet und so namhafte Literaten wie Wole Soyinka, Chinua Achebe und Christopher Okigbo kennen lernt. Gemeinsam mit Soyinka und Ulli Beier, der es 1957 gründete, wirkt er in den Jahren 1960 bis 1964 als Herausgeber des in Ibadan publizierten, mittlerweile legendären Magazins Black Orpheus. Die Mitarbeit am Black Orpheus bedeutet eines von zahlreichen Engagements im literarischen und darüber hinaus im bildungs- und kulturpolitischen Bereich, womit der südafrikanische Kulturschaffende im hohen Maße dazu beiträgt, den Weg zu bahnen für eine erweiterte und neu bewertete Wahrnehmung der Kultur in subsaharischen Ländern. Ebenfalls in Ibadan zählt er zu den Mitbegründern des Mbari Clubs im Jahr 1961. Neben Schriftstellern und Lyrikern - wie Wole Soyinka, John Pepper Clark und Christopher Okigbo - treten kreativ Schaffende aus den Bereichen Design, Architektur und Malerei dem Zentrum kultureller Aktivität bei. Mphahlele vertritt den Club als erster Präsident. Etwa ein Jahr später findet im ugandischen Kampala am Makarere University College die erste African Writers Conference statt, maßgeblicher Organisator: Ezekiel Mphahlele. Parallel zu den beschriebenen Aktivitäten widmet sich Mphahlele während seines insgesamt 20-jährigen Exils seiner Arbeit als Autor und als Pädagoge. Er unterrichtet in Ländern wie Kenia und Sambia. 1968 promoviert er in den USA, an der University of Denver und lehrt ab 1974 an der University of Pennsylvania. 1977 kehrt Mphahlele in seine Heimat zurück. Der New York Times gesteht er ein, er könne die "kulturellen Ziele der Amerikaner" nicht begreifen, er fände sie "fragmentiert"[2]. Mit seiner Rückkehr ändert er seinen Vornamen in Es’kia. Erste Anlaufstelle nach der Heimkehr ist Johannesburg, wo er an der Witwatersrand-Universität lehrt; dies stellt die erste schwarze Professur im Land der Rassentrennung dar. An selbiger Universität begründet er ein Institut für afrikanische Literatur. Eingedenk seines vielfältigen Einsatzes wird Es'kia Mphahlele in seiner Heimat Südafrika nicht allein als Schriftsteller, sondern auch als Pädagoge und Wissenschaftler sowie als Anti-Apartheidsaktivist geachtet. Der Fokus im vorliegenden Kontext ist in erster Linie auf seine Tätigkeit als Literat gerichtet, wobei es weder sinnvoll noch möglich ist, literarisches Werk und gesellschaftliches Engagement auseinanderzudividieren. Als Erzähler veröffentlicht er zunächst in Periodika wie dem Drum Magazine, wo er Kurzgeschichten publiziert. 1947 erscheint mit Man Must Live and Other Stories Mphahleles erste Buchveröffentlichung. Großen Erfolg und Übersetzungen in mehrere europäische Sprachen beschert ihm die Publikation seiner Autobiographie Down Second Avenue [2a](1959). Die Coming-of-Age-Erzählung, verknüpft mit bissiger Kritik am System der Apartheid, zählt heutzutage zu den Klassikern südafrikanischer Literatur. Mit The African Image erfolgt 1962 die Veröffentlichung einer ersten Sammlung von Essays und mit Voices in the Whirlwind and Other Essays 1971 eine zweite. Im selben Zeitraum erscheint mit The Wanderers der erste Roman. Vor dem Hintergrund des Exils wird die Hauptfigur Timi Tabane, die eindeutig autobiografische Züge trägt, den Anfechtungen der Entfremdung ausgesetzt. Von der Kritik wurde der Roman durchaus unterschiedlich bewertet, erhielt jedoch vom Periodikum African Arts/Arts d'Afrique der Universität von Kalifornien in Los Angeles eine Auszeichnung als bester afrikanischer Roman des Jahres[3]. 1984 erscheint mit Afrika My Music die zweite Autobiografie, die die Erfahrungen der Jahre 1957-1983 widerspiegelt. Es folgen weitere fiktionale Werke, aber auch kritische Schriften, die 2002 in kompilierter Form unter dem epischen Titel Es'kia: Es'kia Mphahlele on Education, African Humanism and Culture, Social Consciousness, Literary Appreciation erscheinen. Welch hoher gesellschaftlicher Stellenwert seinem literarischen Schaffen im Apartheidstaat schon früh beigemessen wird, belegt die Tatsache des Banns, womit dieses - beginnend mit der Publikation der Autobiographie Down Second Avenue - belegt wird. Offizell aufgehoben wird das Publikationsverbot, von dem im betreffenden Zeitraum lediglich das Pamphlet A Guide to Creative Writing ausgenommen ist, erst 1979. Im Oktober 2008 stirbt Es'kia Mphahlele im Alter von 88 Jahren in Lebowakgomo in der Provinz Limpopo, Südafrika. 2017 © by Janko Kozmus
1919 1930er
1940
1945
1947 1957
1959
1960-64 1961 Juli
1961
1962 1963 1963-65 1965 1966 1967 1966-68
1968 1969
1971 1977
1979 1982
1983 1984
1990 1992
1994 1999 2002
2005 2008 2009
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(noch nicht aufgenommen) |
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1)
Der Begriff Bantu wird hier synonym für Natives/Eingeborene
benutzt. 2)
Vgl. NYT v. 31.08.2008. |
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Leon De Kock: Leaving the forefront of African lit, in: Mail&Guardian, South Africa vom 01.11.2008 WILLIAM GRIMES: Es’kia Mphahlele, Chronicler of Apartheid, Dies at 88, Nachruf, in: New York Times vom 31.08.2008. Shola Adenekan: Es'kia Mphahlele. Huge figure in modern African literature, he skilfully evoked life under apartheid, in: The Guardian (online) vom 24.11.2008. African Arts/Arts d’Afrique, Volume 2, Issue 1-2 March 1969 LIBRARY OF CONGRESS Online-Katalog. Douglas Killam und Alicia L. Kerfoot: Student Encyclopedia of African Literatur. |
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South African History Online zu Dr. Es'kia Mphahlele | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Es'kia Mphahlele: Founding figure of modern African literature who became a powerful voice in the fight for racial equality, Nachruf von Alastair Niven, in: The Independent vom 31.10.2008. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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(noch nicht aufgenommen) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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André P. Brink | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
J.M. Coetzee | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Damon Galgut | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nadine Gordimer | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rayda Jacobs | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zakes Mda | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mike Nicol | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lewis Nkosi | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Lesego Rampolokeng | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gillian Slovo | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ivan Vladislavić | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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