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Literarisches Portrait: Dambudzo Marechera Kritischer Blick auf das literarische Schaffen von Dambudzo Marechera In
Vengere-Township bei Rusape im damaligen Rhodesien (heute:
Simbabwe)
wird 1952 Dambudzo Marechera als Sohn eines Leichenhausarbeiters geboren.
Die Gewalt und die ökonomische Not, die Dambudzo in dem Township
erlebt, wird die Grundlage für die neun Erzählungen seines
ersten Buches Haus des Hungers darstellen. Als
Dambudzos Vater im Jahre 1966 stirbt, verschärft sich die materielle
Situation der Familie; Dambudzo wird mit seiner Mutter und seinen
acht Geschwistern obdachlos. Ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit
plagt sich die Mutter ab, um allen Kindern eine schulische Bildung
zu ermöglichen. Dambudzo Marechera nimmt nach dem Schulabschluss
1972 ein Studium der Englischen Literatur an der Universität
von Salisbury (heute: Harare) auf. Bereits 1973 wird er wegen studentischer
Protestaktionen gegen das Smith-Regime von der Uni verwiesen. Ein
Stipendium verschafft ihm die Möglichkeit, sein Studium im Jahre
1974 am New College in Oxford (UK) fortzusetzen. Hier zeigt sich,
dass seine innere Protesthaltung, ein anarchistischer Zug, der sich
Zeit seines Lebens in den Vordergrund drängen wird, tiefer geht
als eine rein politische Opposition: Wegen permanenter Störung
des College-Betriebs und nach erfolgloser psychiatrischer Betreuung
- es bedarf wenig Phantasie sich auszumalen, dass ein solcher Versuch
auf Dambudzo eher provozierend als "heilend" wirken muss
- wird er im März 1976 auch von dieser Lehreinrichtung verwiesen.
Die
Zeit im britischen Exil brachte für Dambudzo nicht nur Anarchie
und Chaos mit sich, sondern war durchaus auch von Produktivität
und Erfolg gekennzeichnet. Im Jahr 1979 nahm er kurzzeitig eine Gastdozentur
in Sheffield wahr und erhielt für seinen Erstling The
House of Hunger den Guardian Belletristik-Preis. Eine Auszeichnung,
die ihn sicherlich anspornte, mit seinem Schreiben fortzufahren. Das
Produkt dieser Schaffensphase wird allerdings erst nach seinem Tod
von Flora Veit-Wild herausgegeben werden; 1992 erscheint The Black
Insider im Original und ein Jahr später in deutscher Übersetzung.
Knapp zwei Jahre nach Simbabwes Unabhängigkeit kehrt Dambudzo Marechera in seine Heimat zurück und arbeitet als freier Schriftsteller. Es entstehen Prosatexte sowie Lyrik. Die Verwendung einer teilweisen assoziativen Technik und außergewöhnlicher Metaphern, die Übernahme von Shona-Begriffen ins Englische, um nur einige der Merkmale seines Schreibens zu nennen, erschweren Lesern wie Kritikern den Zugang zu seinem Werk und begründen gleichzeitig seinen Ruf als kompromissloser Schriftsteller, der sich in keine der für "afrikanische" Schriftsteller bereit gestellten Schubladen stecken lässt. Seine Texte sind antikolonial und antitribalistisch, sind politisch und anarchistisch und sind dies alles auch nicht und gleichzeitig viel mehr. Vor allem eine Kategorisierung als "afrikanischer Schriftsteller" konnte den schließlich an Aids Erkrankten maßlos erzürnen. "Entweder bist du ein Schriftsteller oder du bist es nicht." Er war einer der bemerkenswertesten und verstarb im Jahre 1987 an Lungenentzündung infolge von Aids. 2012 © by Janko Kozmus |
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1952 1966 1960er 1972/73 1973 1974 1976 1976-82 1978 1979 1980
1982 1984 1987 1988 1990
1992
1994 |
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"I would question anyone calling me an African writer. Either you are a writer or you are not. If you are a writer for a specific nation or a specific race, then fuck you. In other words, the direct international experience of very single living entity is, for me, the inspiration to write." - Marechera über Marechera, in: Flora Veit-Wild: Karneval und Kakerlaken, a.a.O., worin sie sich selbst zitiert. |
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1) Interview im South vom Dezember 1984, zitiert nach KLfG. | ||||||||||||||||||
2) Veit-Wild: Karneval und Kakerlaken. a.a.O. S. 13 f. | ||||||||||||||||||
3) Auf Initiative der Zimbabwe International Book Fair wird im Jahre 2002 eine Liste mit "Africa's 100 best books of the 20th Century" veröffentlicht. Marecheras Werk The House of Hunger (dt: Haus des Hungers) wird in diesen Kanon aufgenommen. Nach einem Vorschlag von Professor Ali Mazrui wurde in jahrelanger Arbeit auf internationaler Basis eine Liste erstellt. Aus 1521 Titeln wurde eine Shortlist von 500 erarbeitet. Schließlich wurden aus der veröffentlichten Liste im Februar 2002 unter dem Vorsitz des südafrikanischen Autors und Literaturwissenschaftlers Njabulo S. Ndebele die besten 100 Werke ausgewählt. | ||||||||||||||||||
4) Erster Band aus der Nachlass-Edition; er umfasst Marecheras Schriften aus den Londoner Jahren 1978-82. | ||||||||||||||||||
5) Zweiter Band aus der Nachlass-Edition: Gedichte und ein Interview mit Marechera über Lyrik. | ||||||||||||||||||
6) Dritter Band aus der Nachlass-Edition: Zum Teil unvollendete Schriften unterschiedlicher Genre aus den letzten Lebensjahren in Harare; verbindendes Thema ist die Urbanität. | ||||||||||||||||||
Wichtigste
Quellen: Flora Veit-Wild: Dambudzo Marechera, in: Kritisches Lexikon der fremdsprachigen Gegenwartsliteratur (KLfG) Flora Veit-Wild: Karneval und Kakerlaken. Postkolonialismus in der Afrikanischen Literatur. Antrittsvorlesung v. 8. Februar 1995 |
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The Standard, Geheime Liebesträume von Dambudzo Marechera, 2012 | ||||||||||||||||||
Flora Veit-Wild: Karneval und Kakerlaken. Postkolonialismus in der Afrikanischen Literatur. Antrittsvorlesung v. 8. Februar 1995 | ||||||||||||||||||
2012 © by Janko Kozmus |
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(noch nicht aufgenommen) | ||||||||||||||||||
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Shimmer Chinodya | ||||||||||||||||||
Chenjerai Hove | ||||||||||||||||||
Yvonne Vera | ||||||||||||||||||
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The Herald berichtet über Wellingtone Kusemas Gedichtband Lazarusse und Divas, 2012 | ||||||||||||||||||
Financial Gazette, Des Landes kollektives Gedächtnis, gemeinsam konserviertes Gewissen, 2012 | ||||||||||||||||||
NewsDay, Zeitungsverkäufer bedroht, 2011 | ||||||||||||||||||
The Standard, Herausgeber von The Standard verhaftet, 2008 | ||||||||||||||||||
The Standard, Ngugi Wa Mirii stirbt im simbabwischen Exil, 2008 | ||||||||||||||||||
The Herald berichtet von der Vergabe des simbabwischen Verlegerpreises 2007 | ||||||||||||||||||
The Standard, 150 Simbabwer suchen Asyl in Botsuana, 2007 | ||||||||||||||||||
The Standard, Mordenthüllung an Befreiungshelden in Buchform angekündigt, 2006 | ||||||||||||||||||
The Standard über die Kinderarbeit auf den neuen kommerziellen Farmen, 2006 | ||||||||||||||||||
Chronicle, Über Entschädigungsforderungen zwangsumgesiedelter Menschen am Lake Kariba, 2005 | ||||||||||||||||||
Chronicle, Über den Schwarzmarkthandel in Victoria Falls, 2005 | ||||||||||||||||||
The Herald, Simbabwe, Polizeieinsatz gegen illegalen Wohnungsbau, 2005 | ||||||||||||||||||
The Standard über die Folgen der Säuberungskampagne an den Schulen, 2005 | ||||||||||||||||||
The Herald berichtet von einem Mann, der wegen Sodomie vor Gericht steht, 2005 | ||||||||||||||||||
The Herald berichtet über illegales Goldschürfen in Simbabwe, 2004 | ||||||||||||||||||
The Standard, Über Unterernährung in Simbabwe, 2004 | ||||||||||||||||||
Die Allgemeine Zeitung aus Namibia über den Ertstlingsroman der simbabwischen Autorin Alexandra Fuller, 2002 | ||||||||||||||||||
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