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Foto: Skif
HAMID SKIF
(1951 - 2011)
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Literarisches Portrait: Hamid Skif
DAS BESONDERE BUCH
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GEOGRAFIE DER ANGST
Beschreibung siehe unten

1951
Am 21. März als
Mohamed Benmebkhout in Oran geboren, die Familie (von Händlern) stammt ursprünglich aus Bou Saâda.

1960er
Schulbildung im Gymnasium Ibn Badis in Oran.

1968
tritt er in Oran dem Théâtre de la Mer bei; im nächsten Jahr verlegt dieses seine Tätigkeit nach Algier, wo Kateb Yacine zu ihm stoßen wird.

1973
Im Juni erfolgt die Veröffentlichung eines von der Regierung inkriminierten Artikels über die Polizei.[1]

1975
Umsiedlung nach Ouargla in Ostalgerien, in der Sahara gelegen. Tätigkeit bei der algerischen Presseagentur Algérie Presse Service (l'APS).

1982
Bibliografische Angabe Poèmes d'El-Asnam et d'autres lieux (Gedichte aus El-Asnam und anderen Orten). Oran 1982 und Algier 1986.

1984
Umsiedlung nach Nordalgerien, in die Küstenstadt Tipasa. Leitende Tätigkeit im dortigen Büro der l'APS.
Bibliografische Angabe Nouvelles de la maison du silence (Nachrichten aus dem Haus des Schweigens), Oran 1984 u. Algier 1986[2].

1990
kündigt Hamid Skif seine Tätigkeit bei der Presseagentur l'APS auf, um das Wirtschaftswochenmagazin Perspectives zu gründen.

1992
begründet er mit Kollegen die Vereinigung algerischer Journalisten ('Association des journalistes algériens).

1995/96
Vier Monate als Stipendiat im Heinrich Böll Haus in der Nordeifel.

1997kann sich Hamid Skif mit der Hilfe von Freunden ins Exil nach Hamburg retten. - Nach Bombenanschlagen auf sein Haus und seine Redaktion, nach dem Tod eines Cousins gleichen Namens und zweier seiner Mitarbeiter ist ein Leben in ständiger Furcht vor einem Anschlag von islamistischer Seite auf ihn oder seine Familie nicht mehr zu ertragen.[3]
Bibliografische Angabe Poèmes de l'adieu, Gedichte. Marseille 1997.
Bibliografische Angabe Trommeln gegen die Traumdiebe, in: Internationales Autorencolloquium Kunst + Freiheit - Literatur + Diktatur Jena 1997.

1998 - 2000
Stipendiat der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte.

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1999
Bibliografische Angabe La Princesse et Le Clown, Roman. Paris 1999.
Bibliografische Angabe Citrouille fêlée dit Amar fils de mulet (dt: Hure mit Krawatte. Erzählungen aus Algerien; Übersetzung: Ursula Günther. Köln 2004). Internetpublikation 1999.

2000
Writers-in-Exile-Stipendiat des P.E.N.- Zentrums Deutschland[4] in Hamburg.

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2002
Bibliografische Angabe Monsieur le président[5] (dt: Sehr geehrter Herr Präsident. Köln 2003), Briefroman. Internetpublikation 2002[6]. - Der pensionierte Grundschullehrer H.B. reklamiert seine ausstehende Rente, die ihm trotz hervorragender Leistungen, immerhin ist er der Erfinder des universalen Rechenschiebers, nicht ausbezahlt wird. Er reklamiert, er insistiert, er kommt von seiner persönlichen Problematik auf die des ganzen Landes, Algerien, zu sprechen, die letzten Jahrzehnte werden aufgerollt: bitter und heiter zugleich ist nur der Ton des Erzählens.

2003
Im September wird Hamid Skif in Hamburg vom französischen Generalkonsul der Orden Chevalier des Palmes Académiques[7] verliehen.

2005
Bibliografische Angabe Ausgezeichnet mit dem mit € 15.000 dotierten Preis Literatur im Exil der Stadt Heidelberg für den Briefroman Sehr geehrter Herr Präsident.

2006
Bibliografische Angabe La géographie du danger (dt: Geografie der Angst. Aus dem Französischen: Andreas Münzner. Hamburg 2007), Roman. Paris 2006. - Der Roman erzählt die beklemmende Geschichte eines illegalen Einwanderers, der sich seit Monaten bei dem homosexuellen Studenten Michel versteckt, der in diesen verliebt ist. Gefahr zieht auf, als Michel entdecken muss, dass sich der "Illegale" für die Tochter eines Nachbarn interessiert.
Bibliografische Angabe Les Exilés du matin suivis de Lettres d’absence (dt: Exile der Frühe/Briefe eines Abwesenden. Aus dem Französischen: Andreas Münzner. Heidelberg 2005). Algier 2006.
Bibliografische Angabe Texte in Publikationen des P.E.N.-Zentrums Deutschland:
1. Schreiben in friedloser Welt. Essays und Diskussionen.
2. Die Zeit ist ein gieriger Hund - Stimmen aus dem Exil.

2007
Ausgezeichnet mit dem Prix de l'association des écrivains de langue française für den Roman La géographie du danger (dt: Geografie der Angst).
Absatz Ausgezeichnet mit dem Prix du Roman Francophone für den Roman La géographie du danger (dt: Geografie der Angst).

2011
Am 18. März, wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag, stirbt Hamid Skif nach langer Krankheit. Bis zu seinem Tod lebte er mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Hamburg.

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STIMME(N):
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(noch nicht aufgenommen)

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ANMERKUNGEN:
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1) Das war das erste Mal, dass der Journalist Hamid Skif Schwierigkeiten mit der Regierung bekam. Der Artikel, schreibt er selbst, "erschien in der Zeitung La République und zwar an dem Tag, als der damalige Leiter der Polizei Geburtstag hatte. Das wusste ich damals nicht. Auch danach versuchte ich hartnäckig, das Gesetz zu verteidigen und die Irrwege eines politisch linken Systems deutlich zu machen, das mit der extremen Rechten angebandelt hatte". Vgl. Algerien überlebt. Bericht von amnesty international im Juni 2003.

2) Aus Gründen der Zensur konnte dieses Buch erst viele Jahre nach seinem Entstehen erscheinen. Vgl. Interview im Deutschlandradio. 22.11.2005.

3) Vgl. Interview im Deutschlandradio, a.a.O. und Writers in Exile. Hamid Skif v. Gert Heidenreich.

4) In dem Bericht von Gert Heidenreich, a.a.O. heißt es, Skif sei zum 31.12.2005 aus dem Programm ausgeschieden. Das Stipendium wird zunächst für ein Jahr vergeben und kann verlängert werden. Ob es in diesem Fall für die gesamte Dauer bestand, konnte nicht eindeutig bestätigt werden, ist aber anzunehmen. Über die konkrete Förderung des Stipendiums heißt es im P.E.N.-Programm: "Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sind in Berlin, Hamburg, Köln und München in vom P.E.N. angemieteten und eingerichteten Wohnungen untergebracht, werden vom P.E.N. krankenversichert und erhalten aus den zur Verfügung stehenden Mitteln einen Betrag zur Bestreitung ihrer Lebenshaltungskosten".

5) In einem Interview mit der algerischen Zeitung Liberté Interview de Hamid Skif - wird Skif folg. Suggestivfrage gestellt: "Monsieur le président ist doch ein politisches Buch, eine Denunziation des Regimes? Skif antwortet: "Ich weiß nicht, was Sie unter einem politischen Buch verstehen. Ich bin zuerst ein Schriftsteller, der die Gesellschaft entschlüsselt. Ich habe nicht die Rolle des Politikers zu spielen. Mein Wunsch ist es zu sehen, dass meine Bücher die Leser zum Nachdenken bewegen. Die einzige Waffe, die ich einsetze, ist der Spott. Ich bin ein Zeuge und wenn ich es erreiche, dass diese Funktion akzeptiert wird, das wäre viel. Ich bin bekümmert durch die Tatsache, dass wenige Algerier so gut schreiben, wie sie dazu in der Lage wären. Stellen Sie sich unseren Reichtum vor, wenn meine Landsleute, und insbesondere die Frauen, alle Generationen vermischt, sich daran machten, ihr Erlebtes zu bezeugen. Ich habe unglücklicherweise das Gefühl, dass wir uns in der Zivilisation des Schweigens befinden." (Übersetzung: J. K.) Vgl. Un écrivain virtuel.

6) Im genannten Interview in der Liberté wird Hamid Skif auch nach dieser Form der Publikation gefragt:
"Sie sind jetzt als ein Autor, der im Internet publiziert bekannt. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?" Skif antwortet: "Ich habe ein Seminar zu diesem Thema besucht, vom Europarat in Strasbourg organisiert, zu Schwierigkeiten und Perspektiven der Publikation von Literatur im Internet. Es handelt sich nicht um ein Allheilmittel, aber um ein fabelhaftes Werkzeug, um die politische und ökonomische Zensur zu unterlaufen. Dank Internet kann jeder Leser - sofern er über geringe oder auch nur begrenzte Mittel verfügt - ein digitales Exemplar eines Werkes erhalten. So erklärt sich der Geld- und Zeitgewinn. Natürlich kann nichts das Vergnügen ersetzen, in einem Buch zu blättern oder in einer Bibliothek zu stöbern, aber die digitale Edition bietet so große Möglichkeiten für die Schwellenländer, dass wir diesen neuen Zugang nicht ablehnen können. Ich bleibe 00h00.Com weiter treu, das bereits drei meiner Bücher publiziert hat. Dass kann mich nicht davon abhalten, von Neuem die Vorzüge der traditionellen Edition zu suchen." (Übersetzung: J.K.) Vgl. Un écrivain virtuel, a.a.O.

7) Die Auszeichnung bedeutet ein Würdigung von Personen, die einen "beispielhaften Beitrag auf dem Gebiet der Erziehung und der Kultur leisten".

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Wichtigste Quellen:
Un écrivain virtuel, Interview de Hamid Skif, in: Liberté v. 28.03.2002.
Interview mit im Deutschlandradio v. 22.112005.
Writers in Exile. Hamid Skif v. Gert Heidenreich auf P.E.N. Zentrum Deutschland.

Interview im Deutschlandradio anlässlich der Verleihung des Preises Literatur im Exil, Preis der Stadt Heidelberg, 2005.

Sammlung von Artikeln aus algerischen Zeitungen zu Hamid Skif auf dzlit.free.fr, in frz. Sprache.

Writers in Exile. Hamid Skif v. Gert Heidenreich auf P.E.N. Zentrum Deutschland.

2007-2011 © by Janko Kozmus

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REZENSION(EN):
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Die letzte Station (zu: Geografie der Angst)
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Literarische Portraits von Autoren aus dem arabischen Raum auf der Marabout-Seite
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Arabische Themen in der Afrika-Chronik der Marabout-Seite
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