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A
CERTAIN WOMAN
(englischspr. Ausgabe)
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Die
saudi-arabische Tageszeitung Arab News stellt in einer
Kritik von Lisa Kaaki den Roman Eine selbstbewusste Frau
(A Certain Woman) der Autorin Hala El Badry vor, der
kürzlich ins Englische übersetzt worden ist. Der
Roman einer Frau, so die Autorin, deren Selbstverwirklichung
von selbst erschaffenen Tabus behindert wird, die aber "zur
selben Zeit die Grenzen von Liebe und Begehren erforscht".
Der im Jahr 2001 im arabischen Original erschienene Roman
wurde nicht nur von der weiblichen Leserschaft gut aufgenommen,
sondern auch von der männlichen und weiblichen Kritik.
Das Buch wurde auf der Internationalen Buchmesse von Kairo
("Cairo International Book Fair") als bester Roman des Jahres
2001 ausgezeichnet.
Bei
einer kürzlichen Konferenz in Kairo mit dem Titel Frauen
und Medien, so Lisa Kaaki, habe die Majorität die
ägyptischen Medien für ihr Festhalten an Vorurteilen
gegen Frauen kritisiert. Said Darwish, Leiter der Internews
Agency, habe bestätigt, dass die bedeutendsten Frauenmagazine
in → Ägypten
niemals Frauenrechte oder die Rolle der Frau in der Gesellschaft
berührten.
Anschließend
kommt Lisa Baaki auf die Person El Badry zu sprechen, die
mit einer erfrischenden Unerschrockenheit restriktive Sozialformen
analysiere und die komplizierte Vielschichtigkeit unterstreiche,
die den menschlichen Beziehungen zugrunde liegt. "Ich wollte
etwas über Liebe schreiben. Warum? Ich weiß es
nicht wirklich. Ich fragte mich selbst, was könnte ich
produzieren nachdem, was schon alles über Liebe geschrieben
worden ist. Ich entschloss mich über die Liebe im gegenwärtigen
Ägypten zu schreiben. Ich versuchte zu diskutieren, was
geschieht, wenn eine Person sich verliebt."
Zur
Veranschaulichung wird eine weibliche Figur des Romans dazu
zitiert: "Je sicherer ich mir meiner Gefühle wurde, desto
inniger verband ich mich mit ihm. Ich hörte auf die Zellen
seiner Seele im Rhythmus des Ungesprochenen, in den Worten
des Buches und ich entdeckte, dass er in seiner Abwesenheit
zugegen war in der Tiefe meines Herzens."
In
der Folge zitiert die Autorin El Badry, die zur Aufnahme ihres
Buches sagt: "Die Reaktion junger Frauen auf mein Buch speziell
hier in Ägypten war unglaublich. Sie ermutigten mich
in dieser Richtung weiterzuschreiben. Sehr oft, wenn ich eingeladen
bin, um über mein Buch zu sprechen, werde ich gefragt,
warum Männer nach der Heirat so negativ werden und warum
sie sich so wenig um die Gefühle ihrer Ehefrauen kümmerten."
Trotz
der vielen Täuschungen und Betrügereien in dieser
Liebesgeschichte, so Lisa Kaaki, durchdringe ein allgemein
vorherrschender Sinn der Freude den Roman. El Badry selbst
würde gestehen, dass sie das Leben genieße und
daran glaube, dass jeder Moment ein Geschenk sei. In der Einleitung
gesteht sie, "dass ein Autor jedem seiner Helden einen Teil
seiner Seele mitgibt."
Obwohl
der Leser zu dem Gefühl verleitet wird, dass der Autor
Nahid, der Hauptperson, nahe steht, beeilt sich El Badry zu
sagen, alle Charaktere hätten etwas von ihr selbst mitbekommen:
"Ich habe Omar meine politische Meinung gegeben, Maggy teilte
meine Kindheit in Alexandria, und ich teile mit Nahid meine
Denkweise. Manchmal kann ich nicht mit meinen Entscheidungen
zu Rande kommen. Ich möchte etwas, aber ich kann es nicht
erreichen wegen persönlicher oder professioneller Gründe
genauso gut wie aus familiären Verpflichtungen."
El
Badry tastet die intimsten Gedanken der Menschen ab; Wahrnehmungen
Gefühle und vorgefasste Vorstellungen und zeigt wie all
diese Gedanken Barrieren errichten, "die die Menschen zwingen
ein Leben im Grenzbereich zu führen". Die Frustrationen,
denen die Charaktere im Roman begegnen seien nicht nur persönlicher
Natur. Omar, der Journalist, kann nicht alles, was er weiß,
publizieren, so übersetzt er den Artikel eines britischen
Journalisten, welcher ihn in die Lage versetzt, die Information
zu enthüllen, über die er nicht schreiben konnte.
Eine
selbstbewusste Frau hat die Aufmerksamkeit der Kritik
auch wegen seiner ganz spezifischen Form erregt. Jedes Kapitel,
schreibt Lisa Kaaki, sei eine in sich abgeschlossene Kurzgeschichte.
Der Leser müsse die Kapitel nicht in der herkömmlichen
Weise lesen. El Badry sagt: "In jedem Roman ändere ich
den Stil. Ich konstruierte diese Geschichte in anderer Weise.
Der Roman besitzt weder ein Zentrum noch ein wirkliches Ende.
Jeder kann das Buch öffnen, wo er möchte und ein
beliebiges Kapitel lesen und dennoch das Wesentliche der Geschichte
begreifen. In jedem meiner Romane versuche ich den Leser zu
überraschen, meine Botschaft jedoch bleibt dieselbe.
Ich möchte den Menschen helfen, sich selbst zu verstehen.
Ich möchte, dass sie ihre Freiheit schätzen, ihre
Rechte und ihre Menschlichkeit."
El
Badry ist derzeit stellvertretende Chefredakteurin eines Radio-
und Fernsehmagazins Ägyptens. Sie ist dankbar, dass ihre
Arbeit sie nicht vom Schreiben abgehalten hat, aber sie ist
sich dessen sehr bewusst, dass es eine fast unlösbare
Aufgabe ist, in der arabischen Welt vom eigenen Schreiben
zu leben: "Ich habe zehn Bücher veröffentlicht,
aber meine Hauptverdienst stammt von meiner Arbeit." Sie ist
dankbar, dass ihr gegenwärtiger Job als Journalistin
sie zu schreiben zwingt und gesteht ohne Scham, dass das Schreiben
ihre Obsession sei. "Ich kann nicht aufhören zu schreiben!
Ich würde verrückte werden, wenn ich zu schreiben
aufhörte. Ich kann mir nicht vorstellen zu leben, ohne
zu schreiben. Schreiben ist mir vollkommenes Vergnügen.
Es ist ebenso ein Akt der Freiheit."
Wie
viele Autoren arbeite sie nachts und am frühen Morgen:
"Ich mag die Nacht, weil sie mir etwas gibt, was ich tagsüber
nicht bekommen kann. In der Nacht bin ich freier. Ich fühle
die Tagesstunden als eine Bürde auf meinen Schultern."
Sie schreibe in altmodischer Form, mit einem Füller in
einem von Musik erfüllten Raum. Ihre intensive Liebe
zu Musik tritt unverhohlen in ihrem Roman hervor, als die
Hauptfigur erklärt, "Musik ... war in der Lage sich in
mein Herz zu stehlen und es zu verschließen und mich
im Mysterium des Universums zu ertränken." · (Arab
News,
ÜEK:
J.K.)
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