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Rezension:
→ Lewis
Nkosi - Weiße Schatten
Tödliche Versuchung Lewis Nkosi aus Südafrika findet keine gemeinsame Sprache für Schwarz und Weiß Von Manfred Loimeier (©) Nicht zum ersten Mal erscheint dieses Buch in deutscher Übersetzung, aber aktuell und spannend ist es unverändert. Der Ausgabe im Diana Verlag Zürich 1987 und bei Ullstein Berlin 1990 lässt dtv diese Neupublikation folgen. Das Münchner Verlagshaus setzt dabei wohl auf das Interesse an der speziellen Situation in der Republik Südafrika und im Besonderen an der hohen Kriminalitätsrate dort. Lewis Nkosi, der heute 67-jährige Rezensent und frühere Mitarbeiter des legendären Drum-Magazins, schreibt in diesem Buch aus der Psyche eines mutmaßlichen Vergewaltigers. Was sich zu Beginn wie die Geschichte einer leidenschaftlichen Affäre liest, stellt sich im Verlauf der Handlung als Chimäre, als Wunschprojektion der Hauptfigur heraus. Herr Sibiya, ein junger Schwarzer, erzählt in Erwartung seiner Hinrichtung durch den Strang seine Sicht der Dinge. Wie ihn am Strand bei Durban der Anblick einer jungen Engländerin verlockt, wie er in ihrem lasziven Benehmen und in ihren Augen ein Einverständnis damit erkennt, dass er ihr im Folgenden nicht mehr nur mit Blicken nachstellt. Brisant wird diese Geschichte Nkosis durch die Apartheid. Was sonst die heikle Frage nach Aggression oder Verführung aufgeworfen hätte, deckt jetzt - vor allem wegen des kommentarischen letzten Kapitels mit einer Eloge auf die Freiheit - die latente Gewalt auf, die in der Sklavenmoral der Unterdrückten schlummert und sich hier in der sexuellen Unterwerfung einer weißen Frau äußert. Kein Wunder, dass der Verteidiger Sibiyas ausgerechnet ein Anwalt ist, der aus einem deutschen Konzentrationslager entkam. Nkosi schildert die Besessenheit Sibiyas in einem einfühlsamen Stil; in fiktiven Psychiatergesprächen und mit Rückblenden reicht er Sibiyas Lebensgeschichte und Empfindungen nach und legt das ernüchternde Fazit nahe, dass jede Grenzüberschreitung in der Beziehung zwischen Schwarz und Weiß in einem Fiasko enden muss. Man kann über den unverkennbaren Chauvinismus des Autors durchaus geteilter Meinung sein, die hervorragende sprachliche und dramaturgische Gestaltung dieser Geschichte ist unzweifelhaft ein kleines Meisterstück von Lewis Nkosi.
(Originaltitel: Mating Birds) |
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