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Rezension:
Thomas Mofolo - Chaka Zulu
Tyrann oder Volksbefreier? Thomas Mofolos Roman Chaka Zulu Von Manfred Loimeier (©) Als Taschenbuch hat der Unionsverlag einen Klassiker der Literaturen Afrikas wieder zugänglich gemacht. Mit Chaka Zulu - die Hardcover-Ausgabe erschien 1988 bei Manesse, und eine Kurzfassung war sogar schon 1949 publiziert worden - gestaltete Thomas Mofolo literarisch einen Mythos in der Geschichte des südlichen Afrika, der zugleich zum Inbegriff des Widerstands von Afrikanern gegen die Kolonialisten aus Europa wurde. Chaka, ein historisch verbürgter Herrscher der ruhmreichen Zulu, hatte von 1818 bis zu seine Ermordung 1828 ein Reich geschaffen, das bis an die Grenze des heutigen Simbabwe und der Kapregion Südafrikas reichte. Mofolo, der von 1876 bis 1948 lebte und als Missionsschüler zum Lehrer ausgebildet worden war, begann 1907 mit Recherchen über die sagenhafte Gestalt des Chaka und verfasste im Jahr darauf, in seiner Muttersprache Sesotho, den ersten historischen Roman aus Afrika. Eine Veröffentlichung scheiterte jedoch an finanziellen Möglichkeiten und an einer strukturell und inhaltlich begründeten Ablehnung des Missionsverlags. Mofolo nutzte dies, um seinen Roman bis 1922 umzuarbeiten, und auch dann dauerte es noch bis 1926, bis Chaka Zulu veröffentlicht wurde. Sechs Jahre später kam das Buch auf Englisch heraus.
Seither regte der Stoff zahlreiche Autoren in ganz Afrika zur Bearbeitung an. Während anfangs Chaka noch als Tyrann und Despot geschildert wurde, zeichneten besonders in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die afrikanischen Schriftsteller Chaka positiv als Befreiungskämpfer, der die Afrikaner vereint und sie im Kampf von der Herrschaft der weißen Eroberer befreit. Mofolo dagegen war, obwohl sein Roman eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit darstellt, näher an den historischen Fakten geblieben. Er schildert Chaka nicht nur als begnadeten Feldherrn, sondern auch als machthungrigen, grausamen Gewaltherrscher, der erbarmungslos jegliche Opposition unterdrückte und sogar seine Mutter ermordete. Literarisch wertvoll ist Mofolos Roman wegen seiner Anleihen bei der Oratur, wegen zitierter Sprichwörter und Lieder, den anschaulichen Beschreibungen und dem bildlichen Wortschatz - und natürlich auch als Grundstein einer langen und vielgesichtigen Reihe weiterer literarischer Interpretationen der historischen Gestalt des Chaka Zulu. Thomas Mofolo: Chaka Zulu. Roman aus Südafrika, übersetzt von Peter Sulzer, Unionsverlag, Zürich 2000, 378 Seiten, 19,90 DM. (Originaltitel: Chaka) Der Roman wurde im Jahre 2002 in die Liste der 100 besten afrikanischen Bücher des 20. Jahrhunderts aufgenommen. |
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