"Echos
'Vom Land' - Polizei sieht sich neuen Foltervorwürfen
in der Ortschaft Sarandu gegenüber"
Unter
diesem Titel berichtet Mustafa El-Menshawy für die englischsprachige
Online-Wochenausgabe der halbamtlichen ägyptischen Zeitung
Al-Ahram.
Zu
Beginn wird der 9-jährige Mohamed Fathi zitiert, der
mitangesehen habe, wie am Sonntag Abend die Polizei ins Haus
gestürmt sei und seine Mutter, die sich gerade zum Gebet
vorbereitete, verhaftet
habe. Sie sei am Montag freigelassen
worden und am Dienstag verstorben.
Die
38-jährige Nafissa Zakaria starb am 15. März, schreibt
Mustafa El-Menshawy, in einem öffentlichen Hospital von
Damanhour - 150 km nordöstlich von Kairo -, weniger als
zwei Tage nachdem sie in ein provisorisches Gefängnis
in Saradu gesteckt worden sei.
Das
Dorf bildet den Hintergrund für einen anhaltenden Disput
zwischen Kleinbauern und dem Grundbesitzer Salah Nawwar. Die
Dörfler sagen, sie hätten einen legalen Titel auf
25 → Feddan
Land, welches sie über Generationen kultivierten, während
Nawwar behaupte, das Land sei sein Eigentum.
Die
Bauern geben an, Nawwar hätte sie einzuschüchtern
versucht, um sie mit Gewalt vom umstrittenen Land zu vertreiben;
sie sollten ein Dokument unterzeichnen, in dem sie auf die
25 Feddan verzichteten. Menschenrechtsorganisationen - inkl.
Human Rights Watch - berichten, die Dorfbewohner hätten
sowohl unter Nawwar wie den Sicherheitskräften von Damanhour
gelitten.
Am
Morgen des 10. März, so bezeugen die Bauern, sei Nawwar
mit 50 Bewaffneten ins Dorf gekommen. Drei Stunden später
sei, lt. Angaben von Menschenrechtsgruppen, die Polizei ins
Dorf gestürmt und habe groß angelegte Verhaftungen
durchgeführt. Unter den Verhafteten befanden sich 13
Frauen und 5 Kinder zwischen 2 und 9 Jahren alt.
Mohammed
Ammar, dem Leiter der Untersuchungsbehörde von Damanhour,
werde von Human Rights Watch vorgeworfen, heißt
es in dem Artikel weiter, er habe willkürliche Untersuchungshaft,
falsche Anschuldigungen sowie Einschüchterung eingesetzt,
um die Nawwar-Familie in ihrem Bestreben zu unterstützen,
die Dorfbewohner vom umstrittenen Land zu vertreiben.
Ammar
bestritt diese Anschuldigungen, verweigert aber jeden weiteren
Kommentar.
Die
in Washington ansässige Menschenrechtsgruppe sandte einen
Brief an den Innenminister Habib El-Adli und den Generalstaatsanwalt
Maher Abdel-Wahed und bat um Untersuchung der Vorwürfe.
Angehörige der verhafteten Dorfbewohner sowie Menschenrechtsaktivisten
nahmen an einer Demonstration am 17. März teil, um gegen
den Tod von Zakaria zu protestieren.
Während
Abdel-Wahed anfänglich einer Untersuchung zustimmte,
kündigte er am Sonntag an, es gebe nichts zu untersuchen,
weil niemand sich in Haft befinde. Er fügte hinzu, die
Frau sei gemäß Angaben der Verwandten und des Damanhour
Hospitals eines natürlichen Todes gestorben. Die Verwandten
hätten eine Autopsie abgelehnt.
Menschenrechtsgruppen
kritisierten Abdel-Waheds Aussagen als ungenau.
(...)
Die
im Zusammenhang mit dem Protest festgehaltenen Dorfbewohner
gaben gegenüber Al-Ahram an, sie seien von der
Polizei instruiert worden, nicht mit der Presse zu sprechen.
"Mit
einer Gruppe anderer Frauen vom Dorf war ich für 16 Tage
inhaftiert", sagte eine Frau, "Frauen wurden vor meinen Augen
geschlagen und mit Stromschlägen getötet."
Diejenigen,
die zu sprechen bereit sind, erzählen alle dieselbe Geschichte,
so der Autor des Artikels. Die Polizei sei ins Haus eingedrungen
und habe auf der Suche nach einem männlichen Familienmitglied
Frauen und Kinder als Geiseln genommen.
Menschenrechtsaktivisten
geben an, dass der Leiter der Untersuchungsbehörde von
Damanhour, Mohammed Ammar, auf seinem Posten verbleiben würde,
obwohl gegen ihn wegen des Vorwurfs, eine schwangere Frau
geschlagen zu haben, eine Untersuchung im Gange sei.
Al-Ahram
zitiert einen Bericht des Landzentrums für Menschenrechte:
Demzufolge sind 49 Bauern getötet worden, 328 verletzt
und 429 verhaftet im Zusammenhang von Gewalt wegen Landstreitigkeiten
seit eines im Jahre 1997 in Kraft getretenen Gesetzes, das
die landwirtschaftliche Pacht regele.
Der
Bericht schließt mit dem Hinweis auf den berühmten
ägyptischen Regisseurs Youssef Chahine, der schon 1960
die Repressionen der Polizei gegen Pachtbauern in seinem Film
"The Land" verewigt habe. ·
(Al-Ahram,
ÜEK:
J.K.).
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