"Hundertjahrfeiern
und Zensur"
Mahmoud
Wl-Wardani berichtet für die englischsprachige Al-Ahram
Weekly über die Aktivitäten der 40. Internationalen
Kairoer Buchmesse.
Vor 40 Jahren, im Januar 1968, schreibt El-Wardani, habe der
damalige Präsident des bedeutendsten Regierungsverlags
die erste Buchmesse Ägyptens oder eigentlich der gesamten
Region organisiert. Die Initiative sei von einigen als Reaktion
auf die Niederlage von 1967 gesehen worden, anstatt sich der
Verzweiflungswelle hinzugeben, die über →
Ägypten
schwappte, habe El-Qalamawi das Kulturleben des Landes wiedererwecken
wollen.
"Daher
ist es nur passend, dass die Initiatoren der 40. Kairoer Internationalen
Buchmesse (Cairo International Book Fair, CIBF) während
dieses Ereignisses El-Qalamawi Tribut zollen." Die Hundertjahrfeiern
verschiedener Lehrinstitutionen im Lande, in erster Linie
der Kairoer Universität, würden ebenfalls während
der Messe gefeiert, fährt der Autor in dem Bericht sachlich
fort. Seminare zur Rolle der Bildenden Künste in der
Gesellschaft, Probleme, denen sich Künstler gegenüber
sähen und der Kunstmarkt würden anlässlich
der Hundertjahrfeier der Fakultät der Schönen Künste
an dieser abgehalten. Um die Hunderjahrfeier des Ägyptischen
Kinos zu begehen, würden verschiedene Seminare zu Filmindustrie
und zu Meilensteinen des Films abgehalten. "Als Teil
der Anstrengungen, den 'Pionieren' Tribut zu zollen, werden
verschiedene Werke von Ahmad Lutfi El-Sayyid, einem herausragenden
Akademiker der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunders,
neu verlegt, inkl. seiner Übersetzungen der Werke von
Aristoteles zu Politik und Ethik." Dieses Jahr würden
16 arabische und zwei nichtarabische Länder an der Messe
teilnehmen. Unter den 743 Verlegern, die bei dem Ereignis
präsentiert würden, seien 522 ägyptische, 178
arabische und 43 nichtarabische Vertreter. Ehrengast seien
die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), ein Land, das kürzlich
seinen Anspruch auf kulturelle Führerschaft an der "Arabischen
Front" angemeldet habe.
Das
inzwischen vertraute Kultur-Café melde sich mit Seminaren
zu den aktuellen Themen Zivilgesellschaft, unabhängiges
Theater, Kurzgeschichten und Blogger zurück. Verschiedene
Schriftsteller, schreibt El-Wardani weiter, seien in öffentlichen
Debatten engagiert, in besonderen Sitzungen unter dem Titel
"Schriftsteller und Bücher", wo die Autoren ihre neuen
Bücher mit dem Publikum diskutierten. Diskussionen am
runden Tisch konzentrierten sich auf Übersetzen und Verlegen
und auch die Klassiker seien eingeplant. Ein Forum, bekannt
als "Literarische Begegnungen" sei jungen Schriftstellern
vorbehalten, um ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren
zu können. "Europa scheint in diesem Jahr wenig Interesse
an der CIBF zu zeigen", schreibt El-Wardani wörtlich,
"anders als vor zwei Jahren, als Deutschland der Ehrengast
war". Frankreich sei jedoch die Ausnahme, es präsentiere
sich in großem Umfang mit verschiedenen Autoren, die
zu Nahost-Themen publizierten. Die American University in
Cairo Press würde Signierstunden ägyptischer Schriftsteller
organisieren. Die VAE, "Star des Events", organisierten Ausstellungen,
Preisverleihungen, Literaturseminare, Lyriklesungen sowie
Modeschauen, und dies "nicht nur auf dem Gelände der
Buchmesse". Die Vorhaben der VAE-Organisatoren schlössen
das Opernhaus, den Manesterli Palace, das Mahmoud Mokhtar
Museum sowie den Kunstkomplex ein. Repräsentanten von
VAE-Stifungen und -Übersetzeragenturen seien in Kairo
zugegen, "um die Aktivitäten zu beaufsichtigen".
Es
heißt, schreibt El-Wardani vielsagend, zehn arabische
Romanciers seien zur CIBF eingeladen wurden, "aber die offizielle
Messebroschüre erwähnt ihre Namen nicht". Die Organisatoren
der CIBF kündigten ein neues Periodikum mit dem Titel
"The Novel: Issues and Horizons" (Der Roman: Streitfragen
und Horizonte) an, das während der Messe aus der Taufe
gehoben werden sollte, es bleibe abzuwarten, ob dies tatsächlich
umgesetzt würde. Der Autor dieses Berichts bleibt seinem
einmal aufgenommen kritischen Ton treu, als er auf Regierungsvertreter
zu sprechen kommt: "Sollten Sie auf die Messe gewartet
haben, um ihren Wunsch-Regierungsvertreter anzutreffen, dann
kann das dauern". Die meisten "Würdenträger
der Regierung", die gewöhnlich öffentliche Diskussionsrunden
abhielten, blieben dieses Jahr der Messe fern; einige hätten
als Grund angegeben, dass die Öffentlichkeit zu verärgert
sei über die kürzlichen Preissteigerungen sowie
über die depremierenden Aussichten auf Beihilfen, die
allesamt abgeschafft worden seien.
Generell
dürfe man nicht erwarten, alles, was in der Broschüre
angekündigt werde, würde realisiert. Einige angekündigte
Seminare würden nicht abgehalten werden. Andere würden
statt finden aber ohne die Hauptredner, weil niemand sich
darum gekümmert habe, sie auch einzuladen. Währenddessen
seien die Zensoren in Aktion gewesen. Bücher der libanesischen
Autoren →
Elias
Khoury
und Alaweya Subh seien am ersten Tag der Messe verboten
worden - obwohl diese zuvor schon erhältlich waren.
Die
Messe drehe sich nicht um Streitfragen, obschon die lebendigen
Debatten der vergangenen Jahre die Vorstellungen der Öffentlichkeit
geprägt haben dürften. Viele hatten sich in der
Vergangenheit beschwert, dass bei diesem Anlass anstatt Bücher
zu verkaufen, Debatten ausgelöst würden oder man
sich dem stürmischen Mob hingebe. Die diesjährige
Messe gehe deshalb vorsichtig zu Werke, stellt El-Wardani
abschließend fest, sie verkaufe Bücher und halte
Debatten im Zaum. ·
(Al-Ahram,
ÜEK:
J.K.)
Quelle:
Al-Ahram,
ägypt. Wochenzeitung in arab. u. engl. Sprache (Al-Ahram)
Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
ÜEK:
J.K. --> Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert:
Janko Kozmus ©
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