DIE MARABOUT-SEITE
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Chronik (1901-2019)

Zur Sozial- und Literaturgeschichte Afrikas * von innen und außen 

Tageschronik: 9. Februar 2007

 

· Die MARABOUT-SEITE zitiert aus Kenia ·  


In der englischsprachigen Tageszeitung Kenya Times stellt Mwangi Muiruri die Frage:

"Haben Sie je Sex gehabt?"

Es herrsche zügellose Promiskuität, beginnt Muiruri seinen Bericht, nachdem er mit seiner provokanten Frage die Aufmerksamkeit der Leser erregt hat, dies zeige eine kürzlich veröffentlichte Erhebung. Gemäß dieser Statistik, die so mancher "beunruhigend" finden werde, haben 47 Prozent der kenianischen Frauen in der Altersklasse zwischen 18 und 25 Jahren eine Abtreibung vorgenommen und 70 Prozent bereits ihre Jungfräulichkeit verloren.

Die Statistik zeige, dass die verbleibenden 53 Prozent die heutigen Mütter sind, die sich entschieden hatten, ihre Schwangerschaft nicht abzubrechen.

Von den 70 Prozent verzeichneten Nicht-Jungfrauen hatten 67 Prozent ihren ersten "Penetrations-Sex" bevor sie 18 Jahre alt waren, der Anteil derer, die noch stolz behaupten "makellos" zu sein, konzentriere sich auf das Alter von 18 bis 19 Jahren.

Tatsächlich zeige der Bericht, dass 12 Prozent ihren ersten Sex hatten, als sie noch unter 15 Jahre alt waren, 3 Prozent gar erst 12 Jahre und "schreiende 24 Prozent von ihnen hatten sogar ungeschützten Sex".

"Interessanterweise", schreibt Mwangi Muiruri weiter, "geben 22 Prozent von denen, die Kondome benutzen, an, sie würden es mehr genießen", während 57 Prozent sich für den Gummi entschieden, weil sie die Schwangerschaft fürchteten.

75 Prozent derjenigen, die Kondome benutzen, tun es, um Infektionen zu vermeiden. Es werde ferner verzeichnet, dass dieselben Kondombenutzerinnen schließlich die Kondombenutzung beim Beisschlaf mit ihren Freunden aufgaben, "um Vertrauen in der Beziehung aufzubauen".

45 Prozent von denjenigen, die den Kondomgebrauch akzeptiert haben, geben an, es "freiwillig" zu tun, 24 Prozent behaupten, es sei eine "gemeinsame Entscheidung" und 31 Prozent geben an, es sei auf "Wunsch des Sexualpartners" geschehen.

"Die Auswertung der Satistik ergibt, dass 5 Prozent der Befragten ihre erste sexuelle Begegnung im Alter zwischen 14 und 21 Jahren hatten, 4 Prozent von ihnen waren erst 13 Jahre alt. 9 Prozent waren im Alter von 19 und 12 Prozent im Alter von 16 Jahren."

14 Prozent von denjenigen, die das "Spiel" spielten, das ihnen "die Keuschheit kostete" seien 15 Jahre alt gewesen und 15 Prozent seien im Alter von 17, 16 Prozent im Alter von 18 und 20 Prozent im Alter von 20 Jahren gewesen.

40 Prozent der 47 Prozent, die eine Abtreibung vorgenommen haben, versicherten, sollten sie unter vergleichbaren Bedingungen erneut schwanger werden, würden sie nicht zögern, erneut abzutreiben, die verbleibenden 7 Prozent geben an, sie würden die Abtreibung nicht erneut vornehmen. 22 Prozent innerhalb der "Abtreibungskategorie" würden nicht zögern, die Abtreibung auch anderen Frauen zu empfehlen.

Die Reaktion auf HIV/Aids-Tests sei zu 67 Prozent negativ, wobei die Eastern-Provinz mit 91 Prozent den höchsten Stand von "keinen Test vorgenommen" aufweise. Nyanza folge mit 83 Prozent und die Provinz Coast mit 79 Prozent, die Central- und Western-Provinz verzeichneten 77 Prozent jener, die den Test fürchteten und Nairobi mit den Rift Valley-Provinzen verzeichne mit 75 Prozent den geringsten Prozentsatz derjeniger, die den Virustest nicht durchführten.

Die Statistik zeige auf, dass das "bevorzugte Verhütungsmittel" in der untersuchten Altersgruppe mit 64 Prozent die "Pille danach" sei. Nur 10 Prozent gaben zur Antwort, dass sie den Menstruationszyklus in ihre Familienplanung einbezögen und 4 Prozent benutzten die empfängnisverhütende Femiplan-Injektion.

Man gehe davon aus, dass 20 Prozent von ihnen empfängnisverhütende Mittel in Taschen etc. mit sich führten, wenn sie ihr Heim verließen, um ihren täglichen Verrichtungen nachzugehen.

Als ein Ergebnis der sexuellen Betätigung in der angegebenen Größenordnung ergebe sich, dass 12 Prozent der kategorisierten Gruppen sich eine durch sexuellen Kontakt übertragene Krankheit oder Infektion zugezogen hätten. In einem Szenarium des Weltsozialforums, das kürzlich in Kenia tagte, wo Schwule und Lesben öffentlich Anerkennung forderten, gaben 8 Prozent dieser Frauen an, Lesben zu sein; ein Zehntel von ihnen bekannte, dass "lesbische Beziehungen befriedigender sind als heterosexuelle"; außerdem bevorzugten sie die dem "normalen Geschlechtsverkehr" entgegengesetzten sexuellen Spiele.

92 Prozent der Frauen, die sich gegen ein Lesbendasein ausgesprochen haben, sagten, es sei "biblisch gesehen verkehrt, unmoralisch", außerdem hätte es nicht die Fähigkeit, den ‚Thrill' herbeizuführen, es sei eine importierte "unafrikanische" Sünde, "alles in allem eine sexuelle Neigung, der in Kenia nicht Gehör verschafft werden sollte".

Ein 10 prozentiger Anteil der gegenwärtig befragten Gruppe sei sexuell missbraucht worden und nur 2,5 Prozent der Frauen hätten Schritte unternommen, den Missbrauch anzuzeigen oder Vertrauten darüber zu berichten. Die restlichen 7,5 Prozent der sexuell missbrauchten Opfer hätten ihr Geheimnis tief in ihrem Unbewussten vergraben.

Drei Prozent der Frauen beichteten, an Gruppensex teilgenommen zu haben und 1 Prozent der Frauen beharrte auf dieser Form des "Gang Sex", davon überzeugt, es sei die "beste Quelle sexueller Befriedigung". Rechtfertigung für den Gruppensex sei die Tatsache, dass ihre Sexualpartner "bequem im Sexualakt" seien und somit ihren Ansprüchen nicht gerecht würden. Diejenigen, die Erfahrungen mit Gruppensex hätten aber keinen Genuss daraus zögen, gaben an, sie hätten sich zu dem Zeitpunkt prostituiert oder Wohnheimen gelebt oder seien in Drogenmissbrauch abgeglitten.

Mwangi Muiruri beschließt seinen nahezu unkommentierten Bericht mit dem Hinweis, die Ergebnisse der ersten jemals abgehaltenen Sexualbefragung seien gestern von der Infotrak Research Organisation herausgegeben worden, basierend auf einer Befragung im November 2006, landesweit durchgeführt mit einer repräsentativen Gruppe von 2.400 Frauen im spezifizierten Alter. Bei der Vorstellung der Studie habe Angela Ambitho, die Direktorin der Organisation, von einer 95 prozentigen Genauigkeit gesprochen. · (Kenya Times, ÜEK: J.K.)

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Quelle:
Kenya Times (englspr. Tageszeitung, Kenya Times)
Anmerkungen:
* inkl. arabischer Raum
Aus dem Englischen übersetzt und kommentiert von Janko Kozmus
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