DIE MARABOUT-SEITE
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Foto: Marie NDiaye
MARIE NDIAYE
( * 1967)
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Literarisches Portrait: Marie NDiaye

DAS AKTUELLE BUCH
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DIE CHEFIN:
ROMAN EINER KÖCHIN

1967
Am 4. Juni wird Marie als zweites Kind einer französischen Mutter, Lehrerin in Naturwissenschaften und eines senegalesischen Vaters in Pithiviers geboren. Bevor sie ein Jahr alt wird, verlässt ihr Vater Frankreich, um nach Afrika zurückzukehren.

1985
legt Marie NDiaye ihr Abitur ab und veröffentlicht im Alter von 18 Jahren ihren ersten Roman:
Bibliografische Angabe Quant au riche avenir (Was die (reiche) Zukunft betrifft/Apropos Zukunft), Roman 1985[1].

1980er
Linguistisches Studium an der Sorbonne.

1987/88
Im Alter von 20 Jahren reist Marie NDiaye das erste Mal nach Senegal, um ihren Vater wiederzusehen.

1988
Bibliografische Angabe Comédie classique (Klassische Komödie), Roman. Paris 1988.

1989
Ausgezeichnet mit dem Stipendium der Villa Medici.

1991
Bibliografische Angabe En familie (dt: Die lieben Verwandten; Übersetzung: Rolf Wintermeyer. München - Wien 1993), Roman. Paris 1991. - Der Roman erzählt von einer 18-Jährigen, die von einer langen Reise zu ihrer Familie zurückkehrt und mit der Tatsache zu kämpfen hat, dass sie nicht wiedererkannt wird.

1993
Sechsmonatiger Aufenthalt in Berlin als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD[2].

1996
Bibliografische Angabe Le Sorcière (dt: Die Hexe; Übersetzung: Andrea Spingler. München 2000), Roman. Paris 1996.

1997
Bibliografische Angabe En Chine 1 et 2, dans Dix, Novellen. Paris 1997.

cover: NDIAYE: HILDA
HILDA
Theaterstück

1999
Bibliografische Angabe Hilda (dt: Hilda; Übersetzung: Almut Lindner. Gifkendorf 2003; Neuauflage als Taschenbuch: Gifkendorf 2016; Neuauflage als Taschenbuch: Gifkendorf 2019), Theaterstück[3]. Paris 1999.
Bibliografische Angabe La Naufragée (Die Schiffbrüchige). 1999.

2000
Bibliografische Angabe La Diablesse et son enfant, Kinder- und Jugendbuch. Paris 2000.

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2001
Bibliografische Angabe Rosie Carpe (dt: Rosie Carpe; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Berlin 2005), Roman. Paris 2001.- Die Protagonistin des gleichnamigen Romans Rosie Carpe versucht gemeinsam mit ihrem Kind auf Guadeloupe einen Neubeginn. Doch anstatt Nähe zu ihrem Bruder Lazare, der bereits vor Ort ist, schlägt ihr nur Fremdheit entgegen. Auch die Liebe von Lagrand, den sie hier kennen lernt, hilft ihr nicht aus der Bodenlosigkeit heraus, eher reißt sie ihn mit hinein.
Bibliografische Angabe Providence, gemeinsam mit Jean-Yves Cendrey, Theaterstück. Paris 2001- Uraufführung beim Festival de Genève 2001.
Absatz Ausgezeichnet mit dem Prix Femina für den Roman Rosie Carpe.

2003
Bibliografische Angabe Papa dois manger (Papa muss essen), Theaterstück. Paris 2003. - Uraufführung an der Comédie Française 2003.
Bibliografische Angabe Les Paradis de Prunelle, illustriert v. Pierre Mornet, Kinder- und Jugendbuch. Paris 2003.
Absatz Ausgezeichnet mit dem für neue Theatertalente vergebenen französischen Prix SACD ("Société des auteurs et compositeurs dramatiques" | neben Olivier Cadiot).

2004
Bibliografische Angabe Rien d'humain (Nichts Menschliches), Theaterstück. Besançon 2004. - Uraufführung an der Comédie de Valence 2004.
Bibliografische Angabe Tous mes amis (dt: Alle meine Freunde; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Berlin 2005), Novellen. Paris 2004.
Bibliografische Angabe Les Serpents (Die Schlangen), Theaterstück. Paris 2004.

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2005
Bibliografische Angabe Autoportrait en vert (dt: Selbstporträt in Grün; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Hamburg 2011; Taschenbuch: Berlin 2012), Roman. Paris 2005.
Bibliografische Angabe Le Souhait (Der Wunsch), illustriert v. Alice Charbin, Kinder- und Jugendbuch. Paris 2005.

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2007
Bibliografische Angabe Mon coeur à l'étroit (dt: Mein Herz in der Enge; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Berlin 2008), Roman. Paris 2007.- Ein gut situiertes Lehrerehepaar wird aus seiner Alltagsroutine gerissen, als selbst seine Kinder beginnen, es zu ächten, ohne dass es sich selbst einer Verfehlung bewusst wäre.
Bibliografische Angabe Toute vérité (Die ganze Wahrheit), gemeinsam mit Jean-Yves Cendrey, Theaterstück. Paris 2007.
Absatz Übersiedlung nach Berlin, gemeinsam mit ihrem Partner, dem Schriftsteller Jean-Yves Cendrey und ihren drei Kinderm[4].

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2009
Bibliografische Angabe Trois femmes puissantes (dt: Drei starke Frauen; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Berlin 2010), Roman. Paris 2009.- Drei afrikanische Lebensläufe, die ihre Stärke und Energie aus dem Spannungsfeld zwischen Afrika und Europa beziehen und in ihrer Individualität und psychischen Komplexität doch weit darüber hinaus ragen.
Bibliografische Angabe White Material, Drehbuch zum Film, gemeinsam mit der Regisseurin Claire Denis.
Absatz Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt für den Roman Drei starke Frauen.

2010
Bibliografische Angabe Les Grandes Personnes (Große/Bedeutende Leute), Theaterstück. 2010. Inszeniert von Christophe Perton am Théâtre de la Colline 2010/11.
Absatz Ausgezeichnet mit dem Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis 2010 für ihre "farbkräftigen Bühnenstücke", gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Claudia Kalscheuer.
Absatz Ausgezeichnet mit dem Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt für den Roman Drei starke Frauen, gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Claudia Kalscheuer [5].

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EIN TAG ZU LANG
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2011
Bibliografische Angabe Un temps de saison (dt: Ein Tag zu lang; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Berlin 2012), Roman. Paris 2011. - Ein Tag zu lang, der deutsche Titel dieses Romans ist buchstäblich zu verstehen. Der Pariser Lehrer Herman will den Urlaub mit seiner Familie, seiner Ehefrau und einem Kind, einen Tag später als üblich beenden, und schon gerät alles aus den Fugen. Die beiden Angehörigen sind verschwunden und aus der Ferienidylle wird ein Fremdes, Abweisendes.
Absatz Ausgezeichnet mit dem Spycher Literaturpreis für den Roman Drei starke Frauen (neben Michail Pawlowitsch Schischkin für seinen Roman Venushaar).

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LADIVINE

2013
Bibliografische Angabe Ladivine (dt: Ladivine; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Berlin 2014), Roman. Paris 2013. - Über drei Generationen und über zwei Kontinente hinweg verfolgt dieser Roman der Dopplungen die Möglichkeiten oder vielmehr die Unmöglichkeiten des Einanderverstehens. Und wieder stehen - wie so oft bei der Autorin - Frauen im Mittelpunkt des ins Irreale reichenden Geschehens: Clarisse und Clarisse, Ladivine Sylla und Ladivine.
Absatz Nominiert für The Man Booker International Prize (Longlist)[6].

2014
Mit ihrem Roman Drei starke Frauen ist Marie NDiaye bei den hochdotierten irischen International IMPAC Dublin Literary Awards nominiert (Longlist).

2015
Marie NDiaye wird mit dem von der Stadt Dortmund für "überragende schöpferische Leistungen auf dem Gebiet des literarischen und geistigen Lebens" vergebenen Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15000 € dotiert.

2016
Unter dem Titel Nach Europa hat das freie Theater Gegendruck aus Recklinghausen den letzten Teil des Romans Drei starke Frauen für das Theater inszeniert. Er erzählt von dem gescheiterten Versuch einer senegalesischen Frau nach Europa zu gelangen.
Bibliografische Angabe La cheffe, roman d'une cuisinière (dt: Die Chefin: Roman einer Köchin; Übersetzung: Claudia Kalscheuer. Berlin 2017), Roman. Paris 2016. -

cover: MARIE NDIAYE: UN PAS DE CHAT SAUVAGE
UN PAS DE CHAT SAUVAGE
frz. Original

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2017
Am 4. Juni wird Marie NDiaye 50 Jahre alt.

2019
Bibliografische Angabe Un pas de chat sauvage (Ein wilder Katzentritt), Erz. Paris 2019[7]. - Zwei Frauengesichter stellt die Erzählerin vor: Da ist zum einen Maria "l'Antillaise", die für den Fotografen Nadar mit dem Blick ins Weite posiert und da ist Maria Martinez, "die schwarze Malibran", Sängerin aus Havanna, sie kennt den Erfolg, unterstützt von Théophile Gautier, sogar in Paris. Handelt es sich dabei um ein- und diesselbe Frau? Die Erzählerin ist davon überzeugt.

Marie NDiaye lebt mit ihrer Familie in Berlin.

STIMME(N):
"Marie NDiaye empfängt uns morgens im Le-Corbusier-Haus beim Berliner Olympiastadion; von ihrer Wohnung aus blickt man über den Grunewald. Die Schriftstellerin ist übernächtigt, aber ihre Stimme klingt ruhig, leise, hoch."- Niklas Bender, in: FAZ-Interview a.a.O.

"Ich mag Berlin nur, wenn ich dort lebe – ich will in Berlin nicht Tourist sein, ich will Berlin nicht besichtigen. Ich kann hier bloß herumlaufen, lange, ziellos. Berlin entfacht ständig meine Lust zu schreiben." - NDiaye über Ndiaye

ANMERKUNGEN:

1) Diese frühe Veröffentlichung begründete in Frankreich den Ruf der Autorin als Wunderkind.

2) In einem Interview wird NDiaye daraufhin angesprochen, dass sie Berlin im Zorn verlassen habe. Sie antwortet: "Ja, 1993 haben wir sechs Monate hier verbracht. Die Stimmung war schlecht. Kürzlich habe ich ein Interview mit Wim Wenders in 'Le Monde gelesen, darin hat er genau das gesagt, was wir damals gespürt haben: Er sagte, dass in den Jahren 1992 bis 1994 ganz Berlin schlechter Laune zu sein schien. Es war eine schwierige Zeit, jedes Wochenende zündeten Neonazis Autos an. Es war hart. Doch wir kommen sechzehn Jahre später zurück, und die Dinge haben sich verändert." - Da Marie NDiaye im Plural spricht, ist davon auszugehen, dass sie gemeinsam mit ihrer Familie in Berlin gewesen ist. - Vgl. FAZ.net-Interview: a.a.O.

3) Im - bereits angesprochenen - Interview zu ihrer Arbeit fürs Theater befragt, sagt NDiaye, das Schreiben von Romanen mache ihr mehr Freude als das von Stücken, jedoch schreibe Sie zwischen zwei Romanen gern auch ein Theaterstück. Die Beantwortung der negativ gestellten Frage, sie schreibe doch nicht auf Bestellung, überrascht: "Doch, jedes Mal! Dieses Mal [2009, J.K.] ist es das Théâtre de la Colline. Es wird nicht ein Thema bestellt, aber es gibt Vorgaben die Zahl der Schauspieler betreffend. Das liegt daran, dass es meist eine Truppe gibt, die nun einmal bestimmte Geschlechter und Lebensalter vorweist". - Vgl. FAZ.net-Interview: a.a.O. - Das im Entstehen begriffene Stück, von dem die Autorin hier spricht, wird Les Grandes Personnes heißen. Siehe hier -->

4) Zwei Jahre später, am 30. August 2009, wird Marie Ndiaye in einem Interview mit dem frz. Magazin Les Inrockuptibles (kurz genannt: Les Inrocks) den Grund für ihre Übersiedlung nach Berlin angeben: Gefragt, ob sie sich im Frankreich von Sarkozy wohlfühle, sagt sie: "Je trouve cette France-là monstrueuse" ("Ich empfinde dieses Frankreich als monströs").

5) Der Internationale Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt wird verliehen für einen "herausragenden fremdsprachigen Titel der internationalen Gegenwartsliteraturen und seine deutsche Erstübersetzung“.

6) Der mit £60.000 dotierte Man Booker International Prize wird alle zwei Jahre vergeben und gilt nicht wie der jährlich verliehene Man Booker Prize einem einzelnen Werk, sondern einer außerordentlichen Gesamtleistung von Autoren im Bereich der Fiktion.- Neben dem türkischen Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk sind 2016 u.a. nominiert der angolanische Schriftsteller José Eduardo Agualusa mit seinem Roman A General Theory of Oblivion sowie der kongolesische Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila mit seinem Erstlingsroman Tram 83.

7) Die Erzählung Un pas de chat sauvage wurde vom Pariser Verlag Flammarion in Zusammenarbeit mit den Museen d'Orsay und l'Orangerie herausgegeben.

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Wichtigste Quellen:
Deutsche Nationalbibliothek
Les Inrocks, frz. Online-Magazin.
Marie NDiaye - Biographie auf ilb
Wikipédia Français
Interview v. Niklas Bender, in: FAZ.net v. 6.12.2009: "Im Gespräch: Marie NDiaye: Glauben Sie an Magie, Madame?"

2014-2019 © by Janko Kozmus

LINKS:
Marie NDiaye bei ihrem deutschen Verlag
Les Inrocks, frz. Online-Magazin
REZENSION(EN)
Surreal? Aber klar! (zu: Ladivine)
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Weitere Portraits frankophoner Autoren auf der Marabout-Seite (Auswahl)
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Fatou Diome, Senegal

Assia Djebar, Algerien
Ahmadou Kourouma, Côte d'Ivoire
Jean-Marie Gustave Le Clézio, Frankreich/Mauritius

Amin Maalouf, Libanon

Alain Mabanckou, Republik Kongo
Léonora Miano, Kamerun/Frankreich
Patrice Nganang, Kamerun
Boualem Sansal, Algerien
Abdourahman A. Waberi, Dschibuti/Frankreich