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Juli |
1961 |
Gründung des Mbari-Clubs
In Ibadan wird von einer Gruppe von Schriftstellern und anderen
Künstlern der Mbari Club** gegründet.
Neben den einheimischen Schriftstellern und Lyrikern
→ Wole
Soyinka, John Pepper Clark und Christopher Okigbo
sowie dem Designer und Architekt Demas Nwoko, dem Maler Uche
Okeke gehört Ulli Beier, der Herausgeber des Literaturmagazins
Black Orpheus zu den Gründungsmitgliedern. Der südafrikanische
Schriftsteller →
Ezekiel Mphahlele, der als
→ ANC-Mitglied 1957
nach
→ Nigeria
emigrierte, ist der erste Präsident des Clubs. |
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11.
Dezember |
1961 |
Der
→
ägyptische
Schriftsteller →
Nagib Machfus
wird 50 Jahre alt.
Das Geburtstagsfest wird in den Redaktionsräumen der Zeitung
Al-Ahram abgehalten. Zugegen sind u. a. der als Erneuerer
der ägypt. Literatur im 20. Jh. geltende →
Tawfiq Al-Hakim
sowie - für das Geburtstagskind überraschend - die
legendäre ägypt. Sängerin Umm Kulthum. · (Al-Ahram
Weekly, ÜEK:
J.K.) |
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25.
Dezember |
1961 |
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ABDOULAYE
SADJI
NINI (in frz. Sprache) |
In
seiner unweit von Dakar gelegenen Geburtsstadt Rufisque verstirbt
der senegalesische Romancier, Novellist und Essayist Abdoulaye
Sadji. Einen seiner ersten Texte veröffentlichte der 1910
als Sohn eines →
Marabouts geborene
Sadji im Gründungsheft von →
Présence
Africaine. Bekannt geworden ist der Pionier der → Négritude
vor allem durch seine Essays und die beiden Romane Maimouna
(Paris 1953) und Nini, La Mulâtresse du Sénégal
(Nini, Die Mulattin von →
Senegal. Paris 1954). |
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1962 |
Im
Alter von nur 31 Jahren stirbt m Nordwesten
→
Angolas, in
der Ortschaft Cambambe, die Dichterin portugiesischer Sprache
Alda Lara.
Vollständiger Name: Alda Ferreira Pires Barreto de Lara
Albuquerque.
Der Veröffentlichung ihrer Werke - die überwiegend
posthum geschah - nahm sich ihr Eheman an, der Dichter Orlando Albuquerque:
Poemas (1966, Gedichte); Tempo da Chuva (1973, Zeit des Regens);
Poesia (1979); Poemas (1984, Gesammelte Gedichte). |
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16.
April
Lieder
von der verlorenen Heimat |
1962 |
Knapp
einen Monat nach der Unabhängigkeit →
Algeriens
von Frankreich stirbt im Alter von 56 Jahren der algerische
Dichter Jean Amrouche in Paris.
In
seinen Dichtungen über den Befreiungskampf schuf er die
Gestalt des ewigen Jughurta. Besonderer Verdienst kommt ihm
zu bei der Erhaltung oraler Berberliteratur, die er teilweise
gemeinsam mit seiner Schwester Taos Amrouche und seiner Mutter
Fadhma Aït Mansour Amrouche übertrug. |
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Juni |
1962 |
Bei African Writers Series (AWS) erscheint das autiobiografische
Werk Zambia Shall Be Free von Kenneth Kaunda,
einem der führenden Kämpfer gegen die britische Kolonialmacht
im Südlichen Afrika.
Gut zwei Jahre später - am 24. Oktober 1964 - wird Kaunda
die erste Präsidentschaft (bis 1991) des unabhängig
gewordenen → Sambia
antreten. |
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1962 |
Erste African Writers Conference
Am Makarere University College in Kampala, →
Uganda, findet die erste African Writers Conference
(auch: African Literature Conference) statt. Maßgeblicher
Organisator ist der südafrikanische Redakteur und Autor
Ezekiel Mphahlele, der bereits seit Jahren im Exil lebt. Neben
ihm waren u.a. anwesend → Chinua Achebe,
→
Wole Soyinka,
der ugandische Schriftsteller und Begründer des Transition
Magazine Rajat Neogy, der kenianische Schriftsteller James
Ngugi, der später unter dem Namen →
Ngugi wa Thiong'o
Berühmtheit erlangen wird und → Lewis Nkosi,
noch nicht als Autor, sondern als Berichterstatter.
|
A
Walk in the Night
ALEX LA GUMA |
Bei
dieser Konferenz wird dem südafrikanischen Autor Alex La
Guma der literarische Durchbruch gelingen. Seine Novelle A
Walk in the Night wird von den Teilnehmern stürmisch
gefeiert. Neben den ernsten Diskussionsthemen rund um die Situation
des afrikanischen Schriftstellers und seinem kolonialen Erbe
überrascht das Treffen mit einem Eklat: Wole Soyinka versucht,
zum Leidwesen der frankophonen Beobachter, Senghors
literarisch-politisch-philosophischen Ansatz der Négritude
ins Lächerliche zu ziehen, indem er den ironischen Begriff
der Tigritude prägt, ein Tiger laufe ja auch nicht
herum und verkünde seine Tigritude, er springt.
- Lewis Nkosi wird Wochen später (am 8. August) im britischen
Guardian über diese denkwürdige Veranstaltung
berichten, wo er von "literary cut-throats" reden
wird, bezogen vor allem auf die "bissige Konkurrenz",
die vor allem unter den jungen Teilnehmern vorherrschend gewesen
sei. |
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1962 |
Im Alter von 53 Jahren stirbt der tansanische Schriftsteller
Shaaban Robert. Er gilt als der bedeutendste suahelisprachige
Autor Ostafrikas und als Begründer der tansanischen Nationalliteratur.
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AUTOBIOGRAPHIE
in frz. Sprache |
Werke
(Bibliogr.
nach Jahn a.a.O):
Maisha yangu (Mein Leben). Prosa u. Lyrik. Edinburg
1949
Pambo la lugha (Schönheit der Sprache). Lyrik.
Johannesburg 1947
Kusadikika nchi iliyo angani. (Glauben an das Sonnenland).
Erzählung. London 1951
Adili na nduguze. (Adili und seine Brüder).
Erzählung. London 1952
Marudi mema (Gute Ratschläge). Lyrik. London
1952
Maisha ya Siti binti Saad, nwimbaji wa Unguja (Das
Leben der Siti binti Saad, der Sängerin von Sansibar).
Biographie. Arusha 1958 (Supplement to the East African Swahili
commitee journal, no. 28/1, January 1958)
Kufikirika (Erdichtungen in Prosa) - Erzählungen
Manuskript
Mashairi mengine (Weitere Gedichte) - Lyrikmanuskript
Utenzi wa vita vya uhuru (Versgeschichte des Standhaltens
im Kampf um die Freiheit) - Lyrikmanuskript
Utubora (Menschenwert) - Romanmanuskript |
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3.
August |
1962 |
Im saudischen Südwesten, in Jizan, wird der spätere
Schriftsteller Abdu Khal geboren.
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27.
September |
1962 |
Im
Zentrum von Kairo wird der künftige Schrftsteller Khaled
al-Khamissi geboren; sein Großvater ist der Dichter und
Schriftsteller Moufid El Choubachi. |
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28.
Dezember |
1962 |
ln der in der Landesmitte gelegenen Provinz Zambézia von → Mosambik
wird der spätere Dichter Armando Artur geboren. |
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8.
Februar |
1963 |
Irak: Nationale und persönliche Geschichte
Bei einem gemeinsamen Putsch von Baath-Partei und Offizieren im
→
Irak wird der bisherige Machthaber Abd Al Karim Qasim erschossen,
sein Gegenspieler Abd As-Sallam Aref setzt sich an die Spitze
des Militärregimes.
Der spätere Schriftsteller →
Najem
Wali
ist gerade sieben Jahre alt. Jahrzehnte später wird er
sich in einem Interview daran erinnern, dass dieser Putsch sich
auch in Basra, wo er mit seiner Familie lebte, bemerkbar machte
und eine fatale Auswirkung auf deren Geschichte besaß:
Seine häufig erkrankte Mutter war zu diesem Zeitpunkt wegen
einer wiederholten Operation im Krankenhaus. Nach dem Putsch
musste sie dieses verlassen, um den vielen Verwundeten Platz
zu machen. Als nächstes musste der junge Najem mit ansehen,
wie die Ärztin, die seine Mutter bereits einmal operiert
hatte und die er wie eine Heilige verehrte als Gefangene in
das neben dem eigenen liegende Haus gebracht wurde. Das ehemalige
Haus des Vorstehers des Viertels war in ein Frauengefängnis
umgewandelt worden. Nachts seien die Frauen abtransportiert
und außerhalb der Stadt gefoltert worden. "Wenn sie spät
nachts zurück gebracht wurden, habe ich sie gesehen. Ich habe
durch das Fenster geschaut, denn ich konnte nicht schlafen".
Über die Dächer habe Najem von seiner Mutter zubereitete Sandwiches
zu den Frauen gebracht. - Vgl. Najem Wali im Gespräch mit
Armin Kratzert, br-online v. 9.01.2006 |
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März |
1963 |
Zur Entstehung von Camara Layes Roman L'Enfant noir
Zehn Jahre nach seiner Publikation beschreibt der guineische
Romancier Camara Laye in einem Seminar für Afrikanische
Literatur im senegalesischen Dakar die Entstehung seines ersten
Buches L'Enfant noir (dt: Einer aus Kurussa. 1954).
Fast zufällig sei das Werk entstanden, weder eine kreative
Mission noch ein polemisches Interesse standen dahinter, sondern
nur die Absicht, die Ermüdung zu verbannen, seinen Spleen
als armer Expatriierter in Paris loszuwerden, indem er seine
Nostalgie besiedelte mit der noch scharfen Erinnerung an sein
Land und sein Volk.·
(Vgl. African
Literature in French, ÜE:
J.K.) |
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1963 |
Ermordung von Mouloud Feraoun
Eine Woche nach seinem 50. Geburtstag wird der → algerische Schriftsteller
frz. Sprache Mouloud Feraoun beim Anschlag der rechtsextremen
frz. Terrorbewegung O.A.S (Organisation de l'armée secrète)
auf das Château Royal bei Algier ermordet. -
Zu seinen bekanntesten Werken zählen die beiden preisgekrönten
Romane Le fils du pauvre (1950, Der Sohn des Armen) und
La Terre et le sang (1953, dt: Vergeltung unter Tage,
auch: Die Heimkehr des Amer-U-Kaci). |
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10.
August |
1963 |
Der spätere Schriftsteller →
Moses
Isegawa wird im ugandischen Kawempe geboren. |
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28.
Oktober |
1963 |
Anderthalb Jahre nach der Unabhängigkeit →
Algeriens
wird die Union der algerischen Schriftsteller gegründet;
Gründungsmitglieder sind u.a. →
Malek Haddad, → Mouloud Mammeri
und Mourad Bourboune. |
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9. Dezember |
1963 |
Im Alter von ungefähr
60 Jahren stirbt mit Daniel Olorunfemi Fagunwa der
Begründer des Romans in der Sprache der Yoruba. Fünf
Jahre später wird Wole Soyinka, der diesen Autor schon
als Schüler bewunderte, sein Werk Ogboju Ode Ninu Igbo
Irunmale***
frei ins Englische übersetzen: The Forest of a Thousand
Daemons: A Hunter's Saga (Der Wald der tausend Dämonen:
Eine Jägersaga). |
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31.
Mai |
1964 |
In der New York Times erscheint die Besprechung des Romans A
Life Full of Holes [dt: Ein
Leben voller Fallgruben. Nördlingen 1985] von
Driss ben Hamed Charchadi [auch: Larbi Laryachi]. Aufgenommen
in arabischem Dialekt und übersetzt von Paul Bowles.
310 S. New York: Grove Press. $5. Überschrieben ist die
Rezension mit dem Titel:
In
Allahs Obhut
Der Autor dieses Buches, Driss ben Hamed Charchadi, beginnt
der Rezensent Haskel Frankel, sei ein analphabetischer
Diener in Tanger, → Marokko.
Trotz seiner Qualifikation für den "Preis des unwahrscheinlichsten
Romanciers aller Zeiten," fährt er ironisch fort,
habe er, dank → Paul
Bowles' Kassettenrecorder, den ersten Roman "geschrieben",
der je in Maghrebinisch, einem arabischen Dialekt in Nordafrika,
produziert wurde.
Die Geschichte des Ahmed ("der sich vielleicht als Charhadi
selbst herausstellen würde, wären nur genügend
Fakten über den Autor für einen Vergleich erhältlich")
beginne mit dessen Erlebnissen im Überlebskampf als Achtjähriger.
In der Folge verweist Frankel auf die Einfachheit des Erzählstils.
Doch dauere es nicht lange und der Leser passe sich der "salzlosen
Prosadiät" an und werde sich der "poetischen
Einfachheit" bewusst, die sich "durch Sanftheit schlängele".
"Charhadi (oder ist es Bowles?) schweift nie vom Hauptthema
der Erzählung ab, Ahmeds täglichen Überlebenskampf."
Nach einer Reflexion über den fiction/nonfiction-Gehalt
dieses Buches, sagt Frankel abschließend, die Charhadi-Bowles-Zusammenarbeit
möge auf den ersten Blick als Kunstgriff erscheinen, sei
aber weit davon entfernt, der "Roman" beanspruche
weit mehr Platz im Buchregal als so viele konventionelle Produkte
lokaler Literaturarbeiter.
· (NYT,
ÜEK:
J.K. )
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18.
Juni |
1964 |
→ Florent
Couao-Zotti, der künftige Autor von Romanen, Theaterstücken,
Erzählungen und Comics wird in der im Südosten von
→
Benin gelegenen
Stadt Phobè geboren; seine Mutter ist Hebamme im örtlichen
Hospital, der Vater Funktionär einer Eisenbahngesellschaft.. |
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19.
September |
1964 |
→ Yvonne
Vera, die spätere englischsprachige Schriftstellerin, wird
in Bulawayo, Rhodesien [heutiges Simbabwe], geboren. |
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24.
Dezember |
1964 |
Im Alter von nur 38 Jahren stirbt der irakische Dichter Badr
Shakir al-Sayyab.
In seinen sieben Gedichtsammlungen hat er sich neben seinen
Landsleuten Nazik al-Malai’ka und → Abdul
Wahab al-Bayati als Neuerer der arabischen Versform bewiesen.
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1965 |
Grand Prix littéraire de l'Afrique noire 1965
Der Grand Prix littéraire de l'Afrique noire geht in
diesem Jahr an → Mali;
ausgezeichnet wird Seydou Badian (Kouyaté) für Les Dirigeants
africains face à leurs peuples (Die afrikanischen Führer
im Angesicht ihrer Völker). |
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1965 |
In Soubré, Côte d'Ivoire, wird die spätere Schriftstellerin
→ Fatou
Keita geboren. |
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7.
Juli |
1965 |
In Soweto, im Stadtteil Orlando, wird der spätere südafrikanische
Rapper und Dichter →
Lesego
Rampolokeng geboren. |
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1.
August |
1965 |
In Hoima, im Osten →
Ugandas,
wird die künftige Schriftstellerin
Goretti Kyomuhendo geboren. |
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27.
November |
1965 |
Als Tochter eines irakischen Vaters und einer schottischen Mutter
wird die künftige Schriftstellerin Betool Khedairi in
Bagdad geboren. |
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Anfang |
1966 |
Vierteljahresschrift Souffles erscheint erstmalig
In Rabat, →
Marokko,
erscheint die erste Nummer der frz.-sprachigen avangardistischen
Vierteljahresschrift Souffles (Atemzüge).
Herausgegeben wird sie von dem Lyriker Abdellatif Laâbi.
Neben seinen Gedichten stehen mehrere andere der Autoren Hamid El Houadri,
Mohammed Fatha, →
Mohammed
Khaïr-Eddine
und El Mostafa Nissaboury. Außerdem beinhaltet die erste
Nummer Auszüge einer Korrespondenz zwischen El Mostafa Nissaboury
und Mohammed Khaïr-Eddine sowie einen vom Herausgeber verfassten
Prolog. |
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1966 |
In Beirut erscheint das Buch Mawsim al-Hijra ila al-Shamal
des Sudanesen
Tayyib Salih (Tajjib Salich).
In dem kleinen sudanesischen Dorf, in das sich Mustafa
Said, der Protagonist des Romans (dt: Zeit der Nordwanderung. Basel 1998), zurückzieht, ahnt zunächst
niemand von seiner vorangegangenen Odyssee. In betrunkenem Zustand
verrät er sich fast und der Ich-Erzähler, ein junger
Mann, der gerade sein Studium in England beendet hat, beginnt
ihn zu hinterfragen. Um Schlimmerem vorzubeugen, erzählt
Mustafa Said diesem seine Geschichte, von der Wanderung in den
Norden, seinen wissenschaftlichen Erfolgen in Europa und bei
dessen Frauen, die er mit orientalischer Schlitzohrigkeit zu
gewinnen versteht, nur um sie wieder zu verlieren. - Zeit
der Nordwanderung wird zukünftig den Stellenwert eines
Klassikers der Begegnung, realistischer ausgedrückt: des
Aufeinanderprallens von afrikanischer Tradition mit der westlichen
Moderne einnehmen. |
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1966 |
Der Roman No Easy Task (Keine leichte Aufgabe) des 1926
geborenen Schriftstellers und Journalisten Aubrey Kachingwe
aus → Malawi
erscheint; das Buch beschreibt den Kampf um Unabhängigkeit
in dem fiktiven afrikanischen Land Kwacha, erzählt wird
aus der Sicht des Journalisten Jo Jozenzi. |
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1966 |
Erstes Festival mondial des Arts nègres
Auf Initiative des senegalesischen Präsidenten →
Léopold Sédar Senghor
findet in Dakar das erste Festival mondial des Arts nègres
(Weltfestival der Negerkünste) statt. Unter den Teilnehmern
befinden sich Duke Ellington, André Malraux, Joséphine
Baker, Alioune Diop, Ousmane Sembène, Katherine Dunham,
Langston Hughes, Aimé Césaire sowie →
Taos
Amrouche.
Hier entsteht auch die Idee eines → Kunst-
und Kulturzentrums, eines Museums, das die Geschichte aus
eigener Perspektive veranschaulicht.
|
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April |
1966 |
Schon die zweite Nummer der frz.-sprachigen, marokkanischen
Vierteljahresschrift Souffles (Atemzüge) geht über
den beabsichtigten lyrischen Rahmen des Herausgebers Abdellatif Laâbi
hinaus.
Neben Gedichten von El Mostafa Nissaboury, Hamid el Houadri
und Abdelkébir Khatibi finden sich Prosatexte von → Mohammed Khaïr-Eddine
und Ahmed Bouânani, Besprechungen und Analysen von Mohammed
Jabir, Bernard Jakobiak und Abdellah Stouky, der vom ersten
"Weltfestival der Negerkünste" - "le festival
mondial des arts nègres ou les nostalgiques de la négritude
(Das Weltfestival der Negerkünste oder die Nostalgie der
Négritude)" in Dakar, → Senegal,
berichtet. Daneben stehen Dossiers zum marokkanischen Film.
Insgesamt wird der Ton kritischer, die Rede ist unter anderen
von einer "Dekolonisation der Geschichte". |
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29.
Juli |
1966 |
In Rose Hill, → Mauritius,
wird die künftige, in Kreol und Französisch schreibende
Schriftstellerin Shenaz Patel geboren. |
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zeit
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los |
Afrikanische und arabische Sprüche und Weisheiten:
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13.
Dezember |
1966 |
Im Kairoer Stadtviertel Helwan al-Hammamat wird der künftige
ägyptische Filmer und Autor →
Mustafa
Zikri
geboren. |
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1967 |
In der ersten Nummer der südafrikanischen Monatsschrift
Sechaba, herausgegeben vom →
ANC,
findet sich unter vielen Artikeln, die die Situation im Lande
wie auch in der Region Südliches Afrika kritisch und aus
Sicht des Kampfes gegen das System der Apartheid beschreiben,
eine Grußadresse von Indira Ghandi und auf einer der letzten
Seiten, der Zitate-Seite, folg. kleiner, sehr interessanter
Artikel:
"Die Jugendpolizei"
→ Südafrika
besitze ungefähr 10.000 Jugendpolizisten, heißt es da, weiße
Jungs im Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren, die der "Polizei
bei ihrer Arbeit aktiv helfen". "Geformt in Zellen mit dramatischen
Namen wie ‚The Lion Gang' und ‚The Midnight Leopards', haben
die Jugendlichen die Macht zu verhaften. 1966 verbrachten vier
Jugendpolizisten ihre Ferien damit, durchschnittlich 15 Afrikaner
täglich zu verhaften, hauptsächlich wegen Pass- und Steuerverstößen."
Diese Jugendzellen, gebildet seien sie auf der Basis vergleichbar
der berüchtigten Hitlerjugend, seien von dem Boys-Magazin
PATRYS eingeladen worden, das vom Verlagshaus "Voortrekkerpers"
herausgegeben werde, dem bis zu seinem Tod Hendrik Verwoerd
vorstand.
·
(Sechaba,
ÜEK:
J.K.) |
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März. |
1967 |
Die
zukünftige in Afrikaans schreibende namibische Schriftstellerin
Anoeschka von Meck wird in Mariental geboren. |
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5.
Juni |
1967 |
Am ersten Tag des sog. Sechstagekriegs zwischen Israel auf der
einen und → Syrien,
→ Ägypten
und →
Jordanien auf der anderen Seite
wird der palästinensische Dichter Samih Al Qassem
gemeinsam mit anderen Genossen verhaftet und im Mount Carmel
Gefängnis von Haifa inhaftiert. Erst hier wird er Mitglied
der KP Israels, hatte allerdings schon seit ca. zwei Jahren
mit der Partei sympathisiert und Pressearbeit geleistet. (Vgl.
Roger Hardy: Palestinian Writers in Israel, in: Boston Review,
Dez. 1982) |
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5.
- 10 Juni |
1967 |
In den ersten Tagen der Wirren des sog. Sechstagekriegs verlässt
der künftige Schriftsteller Farouk Wadi im Alter von 18 Jahren
seine Heimat, die Zwillingsstädte Ramallah/al-Bireh in
der Westbank, um nach dem Wunsch seiner Eltern in Kairo sein
Abitur zu absolvieren. Erst 30 Jahre später wird er seine
Heimat wiedersehen.
- Am Ende des Krieges wird Israel den Gazastreifen, den Sinai,
die syrischen Golanhöhen und die Westbank kontrollieren. |
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26.
Juni |
1967 |
In
→
Madagaskars
Hauptstadt Antananarivo wird der spätere Schriftsteller
frz. Sprache Jean-Luc Raharimanana geboren. |
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5.
Juli |
1967 |
In
der Luapula Provinz, →
Sambia,
wird der spätere Dichter und Romanautor Malama Katulwende
als erstes von acht Kindern geboren. |
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August |
1967 |
Schriftstellertreffen in Kairo
Gemeinsam mit zwei Freunden trifft →
Gamal
al-Ghitani im Kairoer Café al Fishawi auf →
Nagib
Machfus. Die Drei reden über das, was passiert war
und was noch passieren könnte, plötzlich macht Machfus
eine Bemerkung. Sie sehen zu ihm, er sagt:
"Ich werde euch meine Meinung sagen, und ich weiß,
sie könnte euch verstören." Sie lauschen noch
hingebungsvoller. Er sagt:
"Wenn wir nicht das Potenzial haben, Israel militärisch
zu begegnen, müssen wir versuchen, ein Mittel zu finden,
ein Abkommen zu Wege zu bringen".- Gamal al-Ghitani, zitiert
nach seinem Buch The Mahfouz-Dialogs in der engl. Übersetzung
v. Humphrey Davis. |
|
September |
1967 |
Im Alter von 35 Jahren fällt Christopher
Ifekandu Okigbo, Verleger, Dichter und Major der Armee Biafras, die sich im Krieg
mit den nigerianischen Truppen befindet. Diese starteten am
6. Juli ihren ersten Angriff gegen Biafra, das in Person des
Militärgouverneurs Chukwuemeka Odumegwu, Angehöriger der Igbo,
am 30. Mai seine Unabhängigkeit von
→
Nigeria
erklärt hatte. Voraus gegangen waren Pogrome von moslemischen
Volksgruppen im Norden Nigerias an christlichen Igbos, die zur
Abwanderung dieser in den Osten, wo hauptsächlich christianisierte
Igbos leben, führten.
Bis zum Kriegsausbruch betrieb Okigbo gemeinsam mit → Chinua Achebe
einen Verlag und publizierte unter dem Namen Christopher Okigbo
- viel beachtete - Gedichte u.a. in dem von Ulli Beier herausgegebenen
Literaturmagazin Black Orpheus. Als Buchveröffentlichungen
erschienen zu seinen Lebzeiten: Lebzeiten: Heavensgate (Himmelstor).
Ibadan 1962
Limits (Grenzen). Ibadan 1964
Silences (Stillen, 1965) |
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13.
Oktober |
1967 |
In Kafanchan, im Norden → Nigerias,
wird der spätere Schriftsteller Biyi Bandele-Thomas geboren. |
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18.
Oktober |
1967 |
100.
Geburtstag des im Alter von 62 Jahren 1930 auf der kapverdischen
Insel Brava verstorbenen Dichters Eugénio Tavares.
Der
vollständige Name des in klassischem Portugiesisch und
- als einer der ersten überhaupt - in Kreol (der Ilha
da Brava) Schreibenden lautet:
Eugénio de Paula Tavares.
Zu seinen Werken zählen Amor Que Salva (Die
Liebe die rettet) und O Mal de Amor (Das Böse
der Liebe).
Eugénio Tavares machte sich auch als Komponist der typischen
kapverdischen Klagelieder, der Mornas, einen Namen. Seine
Lieder wurden nach seinem Tod gesammelt und als Morna:
Cantigas Crioulas (Morna: Kreolische Lieder) publiziert. |
|
12.
März |
1968 |
Mit diesem Tag endet die anderthalb Jahrhunderte währende
Abhängigkeit von → Mauritius
von Großbritannien.
Eines der Gedichte des 1933 in Mauritius' Hauptstadt Port Louis
geborenen Dichters und Schriftstellers Jean George Prosper dient
als Textvorlage für die Nationalhymne des Inselstaats.
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5.
April |
1968 |
In
Lomé stirbt der im Jahre 1900 in Ouidah, Dahomey (heute:
→
Benin),
geborene togoische Autor Félix Couchoro.
Die
schriftstellerische Karriere Couchoros beginnt in den 1920er
Jahren und findet in den 60er Jahren ihren Höhepunkt.
Die Publikation des frankophonen Autors umfasst etwa zwanzig
Romane; sie sichert ihm die anhaltende Rezeption in Westafrika.
1941 übersiedelt Félix Couchoro ins togoische
Anecho; 1951 muss er wegen seines antikolonialen Engagements
fliehen, er lässt sich in Aflao auf der Goldküstenseite
(heute:
→ Ghana)
der Grenze, nahe Lomé, nieder.
1958,
als die frz. Kolonien in Westafrika Autonomie innerhalb der
"Französischen Gemeinschaft" erhalten, nimmt
Couchoro eine Tätigkeit in Lomé auf, verbleibt
aber in Aflao.
Félix Couchoro wird sowohl der Nationalliteratur von
Togo als auch der von Benin zugeordnet.
- Vgl. Alain Ricard Félix Couchoro.
Naissance
du roman africain :
Félix Couchoro (1900-1968)
(Geburt des afrikanischen Romans, im frz. Original)
(bei amazon) |
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20.
Juni |
1968 |
Die spätere Schriftstellerin → Miral
al-Tahawi wird in der Provinz Sharqiya als Tochter ägyptischer
Beduinen geboren. |
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1968 |
Der erste senegalesische Präsident
Léopold Sédar Senghor wird mit dem Friedenspreis
des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.**** |
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16.
Mai |
1969 |
In Kokologho,
→
Burkina Faso,
verstirbt knapp 60-jährig der um 1909 in Bwan geborene
Schriftsteller und Politiker Nazi Boni.
Ab 1931 arbeitete Boni als Lehrer. Zehn Jahre später wurde
er Direktor der Grundschule in Treichville, doch bald als kritischer
Geist von der Kolonialmacht zum ersten Mal, und von da an immer
wieder, versetzt. Aktive politische Arbeit in der länderübergreifenden,
panafrikanisch ausgerichteten Bewegung Rassemblement démocratique
africain (RDA). Als Deputierter für Obervolta wurde Boni
1948 ins französische Parlament in Paris gewählt und 1957 erhielt
er den Vorsitz des neugeschaffenen Parlaments von Obervolta,
musste diesen allerdings wegen politischer Meinungsverschiedenheiten
mit dem damaligen Premierminister Daniel Ouezzin Coulibaly wieder
abgeben. 1964 schrieb er mit Crépuscule des temps anciens
(Abenddämmerung der Alten Zeiten, 1964) den ersten Roman
seines Landes. Weitere Werke:
Chronique du Bwamu (1962)
Fondements traditionnels et modernes des pouvoirs en Afrique
(Grundlagen traditioneller und moderner Mächte in Afrika,
1969) Histoire synthétique de l'Afrique résistante (1971). |
|
25.
Mai |
1969 |
Im →
Sudan
wird durch einen Staatsstreich des linksgerichteten Oberst Dschafar
An Numeiri die zweite Amtszeit des Premiers → Muhammad
Ahmad Mahdschub (auch Mahgoub), der neben seiner Tätigkeit
als Politiker auch als Lyriker Bekanntheit erlangte, beendet.
|
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27.
Oktober |
1969 |
In →
Ugandas
Hauptstadt Kampala wird der spätere kath. Priester und
sudanesische Erzähler John Oryem geboren. |
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17.
Juni |
1970 |
Als einziger Sohn eines Polizisten wird in Mostaganem, einem
Ort an der westlichen Mittelmeerküste Algeriens, der künftige
Schriftsteller Kamel Daoud geboren. |
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22.-23.
Juni |
1970 |
Endgültiger Beschluss des Ständigen Büros Afro-Asiatischer
Schriftsteller: Es werden ausgezeichnet mit dem
Lotus-Preis für Afro-Asiatische Literatur
- im Jahr 1969:
(1)
→ Mahmoud
Darwish (Lyriker, Besetztes →
Palästina)
(2) Alex La Guma (Afrikan. Schriftsteller,
→
Südafrika)
(3) To Huy (Romancier, Vietnam)
- im Jahr 1970:
(1) Frau Zulfia (Lyrikerin, Sowjetunion)
(2) Bachchan (Lyriker, Indien)
(3) Agostinho Neto (Führer und
Lyriker, →
Angola)
- Dokumentiert in: Lotus, Ausgabe 8, April 1971. |
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21.
Juli |
1970 |
Der bei Paris lebende → alger.
Schriftsteller Mohammed Dib wird 50 Jahre alt. |
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18.
August |
1970 |
In der
syrischen Mittelmeerstadt Jableh wird die künftige Journalistin
und Schriftstellerin Samar Yazbek geboren.
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28.
(22.?) August |
1970 |
30. Geburtstag des in Bandiagary, in der Dogon-Region von
Französisch-Sudan [heute: →
Mali] in eine
einflussreiche Familie hineingeborenen Schriftstellers frz.
Sprache Yambo Ouologuem. Sein Vater war Landbesitzer
und Schulinspektor.
1968
veröffentlicht er den Roman Le Devoir de violence
(dt: Das Gebot der Gewalt, 1969), der im selben Jahr
mit dem renommierten Prix Renaudot ausgezeichnet wurde. |
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5.
Dezember |
1970 |
In Beau-Bassin, Mauritius, wird der künftige Dichter Yusuf
Kadel geboren. |
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Anmerkungen:
*
inkl. arabischer Raum
**
Mbari ist ein Wort aus der Sprache der Igbo (Ibo)
und bedeutet Kreation/Schöpfung/Gestaltung; es bezieht
sich auf die traditionellen, bemalten Lehmhäuser in dem
Gebiet, die periodisch erneuert werden mussten.
*** Daniel Fagunwas
Werk Ogboju
Ode Ninu Igbo Irunmale (engl.The Forest of a Thousand
Daemons: A Hunter's Saga) wird
Jahrzehnte später von der Jury des internationalen Buchfestivals
in Harare/Simbabwe zu einem der 100 besten afrikanischen Bücher
des 20. Jahrhunderts gewählt:
Nach einem Vorschlag von Professor Ali Mazrui wurde im Jahr
2000 begonnen, auf internationaler Basis eine Liste zu erstellen.
Aus ca. 1700 Titeln wurde eine Shortlist von ca. 500 erarbeitet.
Schließlich wurden aus der veröffentlichten Liste
im Februar 2002 unter dem Vorsitz des südafrikanischen
Autors und Literaturwissenschaftlers Njabulo S. Ndebele die
besten Bücher ausgewählt, die nun als die 100 besten
Werke afrikanischer Literatur des 20. Jh.s gelten.
**** Schon im Vorfeld
dieser Auszeichnung hatte es Proteste gegen diese Entscheidung
gegeben. Einer der Wortführer der Kritik, die in dem
Vorwurf gipfelte, Senghor sei ein "afrikanischer Ideologe
des Kolonialismus und Neokolonialismus", war der Sozialistische
Deutsche Studentenbund (SDS). Einige SDS-Mitglieder wurden
wegen "Rädelsführerschaft" zu Haftstrafen
verurteilt, ebenso wie der franz. Studentenführer Daniel
Cohn-Bendit. Er übersprang bei der Demonstration eine
Polizeiabsperrung, wurde festgenommen und in einem Eilverfahren
zu 8 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Später
wurde die Strafe auf 2 Monate Haft auf Bewährung reduziert.
ÜEK: J.K. --> Aus
dem Englischen Übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus
©
ÜFK: J.K. --> Aus
dem Französischen übersetzt und kommentiert: Janko Kozmus © |
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Quellen: |
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Sach-
und Personenregister |