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SHIMMER CHINODYA
( * 1957)
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Literarisches Portrait: Shimmer Chinodya

DAS BESONDERE BUCH
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1957
Shimmer Chinodya wird in der Midlands Region, im rhodesischen Gwelo [heute: Gweru, Simbabwe], geboren.

1965Im Jahr der sog. "weißen Siedlerrevolte", als Ian Smith einseitig die Unabhängigkeit von Großbritannien erklärt, siedelt die Mutter mit den Kindern in ein Dorf im Nordwesten des Landes um, während der Vater in der Stadt verbleibt. Zwischen den beiden Heimen und dem Internat pendeln Shimmer und seine Brüder hin und her.

1970 u. 80er
Schul- und Hochschulbildung:
Von der (Elite-)High-School in Goromonzi, nahe der Hauptstadt, wird Shimmer Chinodya wegen der Teilnahme an einer Demonstration ausgeschlossen. Bis zum Abschluss der sog. A-Level-Examinationen ist er Schüler an einer Missionsschule; anschließend absolviert er sein Studium der Literatur und Pädagogik an der University of Rhodesia, die nach der Unabhängigkeit 1980 in University of Zimbabwe umbenannt wird.

Anfang 1980er
Beginn der Tätigkeit im Erziehungsministerium, u.a. zuständig für die Erstellung von Lehrplänen.

1982
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Dew in the Morning (Tau am Morgen), Roman. Gweru, Simbabwe 1982.

1983
Bibliografische (oder filmografische)Angabe The March and Other Pieces (Der Marsch und andere Stücke). Harare 1983.

1984
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Farai's Girls, Roman. Harare 1984.

1985
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Child of War (Kind des Krieges), Roman (unter dem Pseudonym[1] Ben Chirasha veröffentlicht). Harare 1985.
Absatz MA-Abschluss in Creative Writing an der University of Iowa.

1986
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Classroom Plays for Primary Schools, Schulbuch. Harare 1986.

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engl. Originalausgabe
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1989
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Harvest of Thorns[2] (dt: Dornenernte, Übersetzung: Beate Horlemann. Unkel/Bad Honnef 1991), Roman. Harare 1989. - Benjamin Tichaf, der junge Protagonist[3] des Romans Dornenernte, gibt hauptsächlich die Perspektive vor, aus der der Leser die Ereignisse um den Befreiungskampf der schwarzen Bevölkerungsmehrheit gegen die weiße Vorherrschaft in Rhodesien miterlebt. Benjamins Zerrissenheit zwischen Altem und Neuem, zwischen verschiedenen Glaubenssystemen mündet in der Politisierung. Sie resultiert vornehmlich aus der Abgrenzung zu den Eltern, deren christliche Einstellung er als unpolitisch ablehnt, sowie der beobachteten Ungleichbehandlung im Lande. Er schließt sich der Guerilla an. Erweitert wird die Romanperspektive in der Sicht von Schwarzen, die den Kampf aus ökonomischer Not oder aus Furcht nicht vollständig unterstützen.
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Traditional Tales of Zimbabwe, Books 1-6, Schulbuch. Harare 1986.

1990
Ausgezeichnet mit dem Commonwealth Writers prize (Region Afrika) für Harvest of Thorns (Dornenernte).
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Poems for Primary Schools, Schulbuch. Harare 1986.
Absatz Ausgezeichnet mit dem Zimbabwe Writers award.

1994
beendet Shimmer Chinodya nach zwölf Jahren seine Tätigkeit im Erziehungsministerium. 

1996
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Everyone's child, Buch zum Film; ausgezeichnet als Bestes Filmskript beim Southern African Film Festival in Harare, 1996; Regie führte Tsitsi Dangarembga.

1995-96
Dana Visiting Professor für Creative Writing an der St. Lawrence University, Canton, New York.

1998
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Can weTalk
(Können wir reden)[4], Erz. Harare 1998, Neuauflage 2001 in: African writeres series.

2000 (2001?)
Stipendiat der Stiftung Kulturfonds in Schloss Wiepersdorf (Brandenburg).
Absatz Nominierung für den Caine Prize for African Literature für Can weTalk.

2004
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Tale of Tamari, Erz. Harare 2004. - Die Geschichte der 14-jährigen Tamari, die als Waise unter der "Obhut" ihres Onkels stehend, der mehr am Geldverdienen als an ihrem Wohlergehen interessiert ist, ihren Weg im modernen Simbabwe macht.

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2005
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Chairman of fools, Roman. Harare 2005..
Absatz Ausgezeichnet mit dem simbabwischen Verlegerpreis - Zimbabwe Publishers' Association Literary Awards - 2005 für das beste Kinderbuch für Tale of Tamari.

2007
Bibliografische (oder filmografische)Angabe Strife (dt: Zwietracht; Übersetzung und Nachwort: Manfred Loimeier; Hg: Indra Wussow. Heidelberg 2010)[5], Roman 2007. - Der Roman erzählt in zwei Teilen die Geschichte der Großfamilie Gwanagara in dem Ort Gweru, die sich über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert erstreckt. Der Vater der gegenwärtigen Familie strebt nach der Erleuchtung großen Christseins. Er verfolgt den Werdegang seiner Kinder in Schule und College und kann zufrieden sein. Doch wie kommt es zu den Schicksalsschlägen, von denen die erwachsenen Kinder getroffen werden? Die Tochter Rindai wird in ihrer Hochzeitsnacht mit Epilepsie geschlagen, während ihr Bruder Kelvin an Schizophrenie leidet; im Übrigen steht die gesamte Familie unter rivalisierender Spannung. Muss man die Rückschläge innerhalb der Familie deren großen Vorfahren zuschreiben?
Der Urahn Mhokoshi sei ein großer Jäger gewesen, der einzig die Jagd im Sinn hatte. Er habe ohne eine Frau in einer Hölle gelebt und als er starb, sei er nicht begraben worden, sondern in der Savanne verrottet. Geistert er nun herum und jagt seine lebenden Nachfahren?
Absatz Shimmer Chinodya wird für den Roman Strife mit dem mit $ 10.000 dotierten Noma Award for Publishing in Africa ausgezeichnet.

2011
Bibliografische (oder filmografische)Angabe
Tindo's Quest, Jugendbuch. Harare 2011. - Der zwölfjährige Tindo beginnt zu realisieren, dass seine Mutter vielleicht nicht wirklich seine Mutter ist. Seine Suche nach seinen Wurzeln führt durch ganz Simbabwe.

2012
Bibliografische (oder filmografische)Angabe
Chioniso and Other Stories, Short stories. Harare 2012

Shimmer Chinodya lebt in Simbabwes Hauptstadt Harare.

STIMME(N):
(noch nicht aufgenommen)
ANMERKUNGEN:

1) In einem Gespräch mit Manfred Loimeier wird Shimmer Chinodya gefragt: "Weshalb das Pseudonym?" Seine Antwort: "Oh, ich denke, das war ein Fehler, ein dummer Fehler, dumm, dumm! Ach was - nein, eigentlich war es kein Fehler, denn ich habe mich zu diesem Buch bekannt und gesehen: Das bin ich. Das hat wieder zu tun mit meiner ursprünglichen Auffassung, dass ich mich als ernsthaften Autor verstand und zweifelte, ob ich Kinder- und Jugendliteratur schreiben sollte. Dieses Buch war für eine Jugendbuch-Reihe gedacht, und ich wollte damit nicht identifiziert werden - ebensowenig wie mit den Kinderbüchern. Was falsch ist. Ich denke, jeder gute Autor sollte auch für Leser schreiben können, die drei Jahre alt sind oder sechzig. Doch meine ursprüngliche Absicht war es, meine Kinderbücher von den Jugendbüchern und diese von meiner Erwachsenenliteratur zu trennen, und deshalb schrieb ich unter Pseudonym. Aber das stellt heute kein echtes Problem mehr dar, denn meine Leser wissen, dass ich es bin, der das schrieb."

2) Der Roman Dornenernte gilt als Chinodyas Hauptwerk. Die implizit vorgenommene, letztlich positive Bewertung des Befreiungskampfes wird relativiert durch die Darstellung psychischer Deformationen Einzelner sowie der Zerrüttung oder Zerstörung ganzer Familien und anderer Personengruppen.

3) Im o.g. Gespräch mit Manfred Loimeier weist dieser auf die oft jungen Helden in Shimmer Chinodyas Romanen hin und fragt: "Wie autobiografisch sind denn diese Figuren?" C's Antwort: "In einem sehr weit gefassten Sinn kann man sagen, dass sie autobiografisch sind, denn als Autor bedient man sich wohl immer bei sich selbst, ganz allgemein. Benjamin Tichafa in "Dornenernte" trägt einige Züge von mir, aber auch vom Nachbarjungen und von meinem Cousin - es sind vier, fünf Personen, die sich in ihm wiederfinden. Aber ganz unverkennbar ist die Umgebung, in die ich ihn platzierte, eine Umgebung, die ich mit ihm teile, in der ich aufgewachsen bin - die städtische und die schulische Szenerie ist meine eigene städtische und schulische Kulisse. In diesem Sinn handelt es sich um Autobiografie, aber freilich um eine fiktional gestaltete …".

4) Im Online Journal für Afrikanische Studien "African Studies Quartely" der University of Florida heißt es: "Unter diesen Geschichten finden sich Beispiele vieler unterschiedlicher Erzähltechniken. Chinodyas Schreibfertigkeit wechselt so sehr wie die Geschichten selbst. Von den kurzen, sprunghaften Sätzen, die die kindliche Wahrnehmung in Hoffman Street reflektieren bis zur Briefform eines egoistischen ‚einsamer Künstler-Ehemann's in (der Titelgeschichte) Can We Talk. Chinodya experimentiert mit der Sprache." (Übersetzung: J.K.)

5) In seiner Besprechung des Romans Strife von Shimmer Chinodya in der südafrikanischen Zeitung Mail & Guardian vom 17.07.2007 spricht Percy Zvomuya kritisch die "Versuchungen des Covers" an, das in diesem Fall suggeriere, das Buch thematisiere den aktuellen wirtschaftlichen u. politischen Niedergang Simbabwes, was jedoch nicht der Fall sei. Bevor er resümiert, der Roman biete eine "überwältigende und verstörende Lektüre, in denen die Schrecken der Vergangenheit im Moment leben", kann er es sich nicht verkneifen, den nigerianischen Schriftsteller Chinua Achebe mit folg. Aussage zu zitieren: Ein afrikanischer Schriftsteller, der es unterlasse, die großen sozialen und politischen Themen des zeitgenössischen Afrika zu benennen, werde vollkommen bedeutungslos, wie der alberne Mann in dem Sprichwort, der das brennende Haus verlässt, um die vor den Flammen flüchtende Ratte zu verfolgen. Vielleicht habe der Autor, um solchen Vorwürfen zu entgehen, sehr früh innerhalb der Geschichte angemerkt: "aber dies ist nicht eine Geschichte über den Krieg. Die Geschichte dieses bitteren Konflikts ist schon oft an anderen Stellen erzählt worden". Vgl. Encounters with ghosts v. Percy Zvomuya, a.a.O.

Quellen:
Schmerzvolle Ernte, Manfred Loimeier im Gespräch mit Shimmer Chinodya.
Can We Talk. Shimmer Chinodya v. Sonja Darlington, in: African Studies Quartely,
University of Florida, Vol. 7, Issue 1 (2003).
Encounters with ghosts v. Percy Zvomuya, in: Mail & Gurdian v. 17.07.2007.
Shimmer Chinodya Speaks Out, Edmore Zvinonzwa, Interview mit Shimmer Chinodya, in: The Herald v. 07.06.2010.
   
LINKS:
Schmerzvolle Ernte, Manfred Loimeier im Gespräch mit Shimmer Chinodya. - Inzwischen (03/2009) nicht mehr auffindbar. J.K.
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REZENSION(EN)
(noch nicht aufgenommen)
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The Herald berichtet von der Vergabe des simbabwischen Verlegerpreises 2007
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